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7. Wien ...
... die Stadt mit "Wow-Effekt" ...

Donnerstag, 25.6.: Bevor ich den Blog heute fortsetze, möchte ich ein Video zeigen, welches ich am 3. April gemacht habe. Es war ein abendlicher Ringstraßenspaziergang, beginnend am Belvedere, um den Ring und wieder zurück. Dieses Video hat als unterlegte Musik "I Wonder (Departure) von ABBA in einer Piano Interpretation von Benny Andersson, erschienen bei Deutsche Grammophon". Ich bewege mich da auf dünnem Eis, da die Musik nicht lizenziert ist, allerdings ist das Video des Musikmitschnitt auf YouTube frei erhältlich.

Okay, in meinem Video werdet ihr Wien sehen, wie ihr es noch nicht gesehen habt - und hoffentlich auch nie wieder sehen werdet - menschenleer. Jetzt, vor zwei Stunden bin ich in Wien angekommen, spielt es sich anders ab - sehr wahrscheinlich auch am Abend ...
Dieser Link führt zur englischen Version: Vienna in times of Corona
Okay, die Zeiten haben sich wieder geändert, trotzdem ist das Virus allgegenwärtig und bietet Stoff für unzählige Gespräche. 

Zurück aber zum Tagesbeginn - diesmal bin ich etwas zeitiger dran als sonst, obwohl ich gestern Abend bis fast Mitternacht noch die ersten zwei Drohnenvideos "in Form" gebracht habe. Ich hoffe, sie sind gelungen, zwei fehlen ja noch, die kommen die nächsten Tage. Es geht also diesmal um kurz vor 8 Uhr los, nachdem mich Michaela, die sehr nette Wirtin von der Pension Kirchenwirt verabschiedet hat - übrigens, vielen Dank für die sehr nette Kontaktaufnahme und die Rückmeldung zum Blog, es zeigt, er wird gelesen - schön! 

Es geht schnurstracks in Richtung Donau und dann folgt ein traumhafter Radweg, der heute nur einen Nachteil hat: der Wind aus südöstlicher Richtung wird stärker und stärker, angesagt sin 20 km/h, ich denke, es kommt hin - also heißt es heftigst strampeln - das ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau. Ich fahre an Orten vorbei, die lange Zeit - 15 Jahre - mein zuhause und meine Laufstrecken waren. In St. Andrä-Wödern komme ich am Jachthafen vorbei, das Restaurant hat um diese Zeit (8:30) noch nicht geöffnet, den morgendlichen Kaffee werde ich mir später gönnen - auch da kommt mir eine Idee ;-). Ein paar Meter weiter, radle ich bei Greifenstein über das Kraftwerk, mit einem Blick auf Burg Greifenstein. Jetzt bin ich wieder auf der nördlichen Seite der Donau, ich kann diese Variante sehr empfehlen, denn der Weg auf der Südseite ist nicht so angenehm zu fahren, zumal bei Stockerau, die Rollfähre wartet, die mich dann wieder auf die südliche Seite nach Klosterneuburg befördert - auch hier ist es gruselig, ich bin der einzige Gast. Sie sind extra für mich von der anderen Seite gekommen, es gibt dafür dann auch ein Extra-Trinkgeld. Allerdings vermute ich, dass der einzige Gast weniger mit Corona zu tun hat, als an der frühen Tageszeit, die meisten Radler sind wahrscheinlich noch beim Frühstück - eine fast böse Unterstellung. 
Noch ein kurzes Selbstporträt in der Kugel und schon bin ich auf anderen Seite angekommen. Jetzt sind es nur wenige Meter bis zum Stift Klosterneuburg, welches ich schon kenne, es aber gerne nochmals besichtige und hier in diesem Blog verewigen möchte. Aber da war doch noch was, die Idee - ahja, der Kaffee fehlt noch - ich vollführe einen kleinen Schlenker und fahre bei meiner Tochter Nathalie und ihrem Freund Willi vorbei, läute bei ihnen an und lade mich selbst zu einem Kaffee ein. Tausend Dank, er war großartig, auch die nette Plauderei die sich beim Sitzen auf der Bank vor dem Haus ergeben hat. 
Jetzt aber hinauf zum Stift - es sollte seit 10 Uhr geöffnet sein und ich freue mich, die Besichtigung innerhalb dieser Tour erneut zu machen. Den Anschlag am Eingang, an der Kasse kenne ich schon: regulär geöffnet ab dem 1. Juli 2020 - allerdings, und das ist ein Hoffnungsschimmer, gibt es eine Besichtigungsmöglichkeit am Samstag und am Sonntag zwischen 10 und 14 Uhr. So werde ich am Sonntag, auf dem Heimweg, beim Stift vorbeifahren, die Besichtigung nachholen und hier hineinstellen. Das Gebäude ist ausgesprochen beeindruckend, vor kurzem wurde erst die Fassade renoviert. Im Garten sind fleißige Helfer am Werk, die den Stiftsgarten pflegen. Das letzte Bild in dieser Reihe ist ein Ausblick auf das Stift und Teile von Klosterneuburg, von unterwegs auf dem Weg zum Leopoldsberg.
Trotzdem hier schon einmal die Information zum Stift Klosterneuburg (der Link dahinter führt zur Homepage des Stifts). Wikipedia hat folgende Information: "Das Stift Klosterneuburg liegt nordwestlich von Wien in der gleichnamigen Stadt Klosterneuburg (Niederösterreich) und gehört der Kongregation der österreichischen Augustiner-Chorherren an. Der Komplex geht auf eine Stiftung des österreichischen Markgrafen Leopold III. dem Heiligen zusammen mit seiner Frau Agnes von Waiblingen zurück, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts erfolgt war.
Die ursprüngliche Stiftung war von Anfang an bis 1722 ein Doppelkloster mit Augustiner-Chorfrauen. Die gut erhaltenen Reste der Chorfrauenkirche St. Magdalena am Stiftsplatz zeugen noch heute davon.
In späteren Jahrhunderten wurde die Anlage mehrmals erweitert und umgebaut, so dass sie sich heute als eindrucksvolles Konglomerat aus mittelalterlicher, barocker und historistischer Bausubstanz präsentiert. Das Stift Klosterneuburg ist nach wie vor ein lebendiges Zentrum des katholischen Glaubens, beherbergt eine bedeutende Kunstsammlung und besitzt eines der größten und ältesten Weingüter Österreichs.
2006 wurde dem Stift der Europa-Nostra-Preis für die Neugestaltung des Besucherempfanges (Sala terrena) verliehen." Wikipedia, 26.6.2020, Das Stift Klosterneuburg liegt nordwestlich von Wien in der gleichnamigen Stadt Klosterneuburg (Niederösterreich) und gehört der Kongregation der österreichischen Augustiner-Chorherren an. Der Komplex geht auf eine Stiftung des österreichischen Markgrafen Leopold III. dem Heiligen zusammen mit seiner Frau Agnes von Waiblingen zurück, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts erfolgt war.
Die ursprüngliche Stiftung war von Anfang an bis 1722 ein Doppelkloster mit Augustiner-Chorfrauen. Die gut erhaltenen Reste der Chorfrauenkirche St. Magdalena am Stiftsplatz zeugen noch heute davon.
In späteren Jahrhunderten wurde die Anlage mehrmals erweitert und umgebaut, so dass sie sich heute als eindrucksvolles Konglomerat aus mittelalterlicher, barocker und historistischer Bausubstanz präsentiert. Das Stift Klosterneuburg ist nach wie vor ein lebendiges Zentrum des katholischen Glaubens, beherbergt eine bedeutende Kunstsammlung und besitzt eines der größten und ältesten Weingüter Österreichs.
2006 wurde dem Stift der Europa-Nostra-Preis für die Neugestaltung des Besucherempfanges (Sala terrena) verliehen. ..." Wikipedia, 25.6.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Klosterneuburg
Auch hier ein Nachtrag am Sonntag, den 12.7.: ... nachdem ich das Egon Schiele Museum in Tulln besucht habe, geht es zwar nach Klosterneuburg, aber nicht nach Hause. Ich mache einen kleinen Umweg über das Stift Klosterneuburg. Zunächst werde ich das Stift eigene Museum besuchen und anschließend die Stiftskirche. Das Museum ist auf zwei Ebenen verteilt und zeigt eine sehr beeindruckende Ausstellung "Was leid tutSala terrena Galerie, Stift Klosterneuburg - Was macht das Leid aus dem Menschen? Wie verhält sich der Mensch angesichts des Leides? Zu diesem Thema zeigt die Schau Arbeiten aus sieben Jahrhunderten." Die Ausstellung überrascht mich, da sie neben sehr traditionellen Exponaten (diese werden hier nicht gezeigt) auch äußerst Provokante Kunst zeigt. Einen kleinen Einblick der Ausstellung werde ich hier zeigen, die ich kurz kommentieren möchte. Bild 1: Eingangsbereich mit Hinweis auf Hygieneregeln (tatsächlich wird diese befolgt, wenn es dann Besucher im Museum gibt. Bild 2: Punkt.Genau und Untrennbar Weiss - Andrea Niebel-Quast. Bild 3: Hohes Haus (Kiew) - G.R.A.M. Bild 4: ... Noch Warm, doch schon weit fort ... - Nonos. Bild 5: Aangespoeld (Angespült) - Gea van Eck. Bild 6: Paris - Deux-mille-quinze - Kristin Loehr. Die zwei Bilder im Hochformat zeigen Leidkultur - Mariella Bergmann und Der Stein blutigen Zähren - Peter Kuchler III. 
Insgesamt eine sehr faszinierende Ausstellung mit einigen Überraschungen - es lohnt sich!
Nach diesem Rundgang führt der Weg ins Obergeschoss, begleitet von einem "Wegweiser" der Deformation // Projektil Nr. 18 - Walter Musik, darstellt. Dieses Kunstwerk zeigt eine Maschinengewehrkugel aus Deutschland, aus dem ersten Weltkrieg. Über die Stiege werden dann die nächsten Räume betreten, die verschiedene Themenbereiche repräsentieren. So ist der Babenberger-Stammbaum (1498) zu sehen und ein anderer Bereich widmet sich der Galerie der Modernen Kunst - Sakrale Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Übrigens hat man von hier oben einen sehr schönen Ausblick auf den Garten des Stifts und in der Ferne die "Skyline" Wiens.
Natürlich darf der Landespatron von Niederösterreich nicht fehlen: "Leopold III., genannt der Heilige, der Milde oder der Fromme (* 1073 in Gars am Kamp oder Melk; † 15. November 1136 bei Klosterneuburg) aus dem Haus der Babenberger, war von 1095 bis 1136 Markgraf der bairischen Marcha orientalis (Ostarrîchi). Seit 1485 ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche, wurde er zum Landespatron von Österreich im Allgemeinen sowie von Wien, Niederösterreich und, gemeinsam mit dem heiligen Florian, von Oberösterreich im Besonderen. ... Am 6. Jänner 1485 wurde Leopold von Papst Innozenz VIII. heiliggesprochen, was sehr im Interesse der Habsburger war. Bereits vor Innozenz VIII. hatten Innozenz VI. und Sixtus IV. ebenfalls Heiligsprechungen von Leopold eingeleitet, die aber eingestellt wurden. Leopolds Gedenktag ist der 15. November. Anlässlich der Heiligsprechung und der danach durchgeführten Translationsfeier gab es im Stift Klosterneuburg weltliche Festlichkeiten wie Turniere, Bankette und Tänze. Diese Lustbarkeiten werden noch heute, am Hochfest Leopoldi, jeden 15. November gefeiert. Im Volksmund ist die Feier als Leopoldimarkt bzw. Leopoldifest bekannt. Teil der Attraktionen ist das Fasslrutschen. Dabei wird über das Tausendeimerfass im Binderstadel des Stiftes hinuntergerutscht. Der damit verbundene Jahrmarkt wird von zahlreichen Menschen aus Wien und weiten Teilen Niederösterreichs besucht. In Wien und Niederösterreich ist an diesem Tag schulfrei."
Das Gemälde von Rueland Frueauf dem Jüngeren zeigt den Landespatron der Niederösterreicher.
Es geht wieder "abwärts" und ich besuche die Schatzkammer des Stifts. Die absolute Besonderheit der Ausstellung ist "Der mittelalterliche Klosterschatz - In diesem Raum befinden sich die ältesten Objekte der Schatzkammer. Die meisten Stücke sind seit dem Mittelalter im Besitz des Stiftes. Als älteste Reliquie im Schatz von Klosterneuburg wird die Kreuzpartikel angesehen, die sich heute in einer der beiden spätgotischen Prunkmonstranzen befindet. Eine zweite Monstranz birgt einen Dorn von der Dornenkrone Christi. Beide Monstranzen sind absolute Hauptwerke der Wiener Goldschmiedekunst aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. 
Die Stoffe des sogenannten Markgrafenornats hielt man über Jahrhunderte für Reste vom Gewand des heiligen Leopold. Deshalb entnahm man diesem Stoff das Muster für das niederösterreichische Landeswappen. Tatsächlich stammen die Stoffe nicht aus der Lebenszeit Leopolds, ebenso wenig wie sein angeblicher Reisekelch oder sein Schreibzeug. 
Das älteste Objekt der Schatzkammer ist ein kleines Elfenbeintäfelchen mit der Darstellung des Marientodes. Es stammt aus Byzanz und wird ins späte 10. Jahrhundert datiert. Ein weiteres Meisterwerk der Elfenbeinkunst ist der historische Abtstab aus dem 14. Jahrhundert."
Das Höhepunkt der Schatzkammer ist der Erzherzoghut, ausgestellt  inmitten des Prunkraumes  "Das Prunkstück der Schatzkammer ist die »heilige Krone Österreichs«, der Österreichische Erzherzogshut. Er macht die Klosterneuburger Schatzkammer zu einer der wichtigsten Geschichtsstätten des Landes.
Der mit Rubinen, Smaragden, Saphiren und Perlen besetze Hut ruht seit 1616 in der Schatzkammer des Stiftes. Er sollte nach dem Vorbild der »heiligen Kronen« von Ungarn (Stephanskrone) und Böhmen (Wenzelskrone) gleichfalls eine» heilige Krone« und damit absolutes Herrschaftszeichen sein. Wie die beiden anderen ist auch der Erzherzogshut einem Heiligen zugeordnet, nämlich dem Stiftsgründer und Landespatron, dem heiligen Leopold.
Nur zur Amtseinführung eines neuen Erzherzogs durfte der Hut zur Erbhuldigung nach Wien gebracht werden. Diese Zeremonie, bei der sich barocke Repräsentation von ihrer prächtigsten Seite zeigte, wurde zehn Mal abgehalten – das letzte Mal 1835 für Kaiser Ferdinand I. Seinen letzten offiziellen Auftritt hatte der Hut 1989 beim Begräbnis von Zita, der letzten Kaiserin von Österreich.
In kaum einem anderen Objekt des Stiftes Klosterneuburg sind sakrale und politische Bedeutung derart eng miteinander verwoben. Kaum ein anderes Objekt weist auch einen derartigen materiellen Wert auf – alles, was hier verarbeitet wurde, ist von erlesenster Qualität: Gold, Email, Edelsteine, Perlen, Samt und Hermelin."
Die letzte Station des heutigen Besuchs ist die Stiftskirche. Leider werden heute keine Führungen mehr angeboten, es ist bereits nach 16 Uhr. So bleibt mir nur die Möglichkeit, den Kircheninnenraum durch das Sperrgitter zu fotografieren. Bei Gelegenheit werde ich diesen Besuch aber noch nachholen, da sich hier Der Verduner Altar befindet. "Der Altar ist der kostbarste Kunstbesitz des Stiftes und eines der bedeutendsten Kunstwerke des Mittelalters. Nach seinem Künstler Nikolaus von Verdun wird er gewöhnlich „Verduner Altar“ genannt, obwohl der Altar mit der französischen Stadt nichts zu tun hat und in Klosterneuburg entstanden ist. Heute befindet sich der Altar in der Leopoldskapelle und ist Höhepunkt der Themenführung „Die Sakrale Tour“.
Und hier kommt ein Nachtrag von Samstag, den 25.7., da die Stiftbesichtigung ja ebenfalls noch fehlte und beim letzten Besuch im Stift nicht durchgeführt werden konnte. Ein wunderschöner Samstag, bestes Wetter und ich gehe die 1,5 Kilometer von zuhause zum Stift Klosterneuburg, um um 15:00 die Große Stiftsführung zu besuchen.  

Die Homepage des Stifts gibt folgende Information zur Großen Stiftsführung
"Die Führung gibt einen einzigartigen Einblick in die über 900-jährige Geschichte des Stiftes. Vom mittelalterlichen Teil des Hauses und dem wohl wertvollsten Kunstschatz des Hauses, dem Verduner Altar, geht es zur barocken Anlage mit den Kaiserzimmern und dem imposanten Marmorsaal.
Die Große Stiftsführung führt über den mittelalterlichen Kreuzgang zum Siebenarmigen Leuchter der Agnes aus dem 12. Jahrhundert und anschließend in den Mittelalterschauraum mit herausragenden Kunstwerken der österreichischen Hoch- und Spätgotik.
Vom Kreuzgang geht die Führung in die Leopoldskapelle, der Grabstätte des heiligen Leopold, in welcher der bedeutende Verduner Altar zu sehen ist. Dieser gilt als ein Hauptwerk der mittelalterlichen Emailkunst. 1181 von Nikolaus von Verdun vollendet, gilt der Altar als ein weltweit einzigartiges Werk in künstlerischer, technischer und inhaltlicher Hinsicht. Die Führung endet in der Stiftskirche, welche besonders durch die barocke Ausstattung, das Kaiseroratorium Karls VI. und die original erhaltene Festorgel aus dem 17. Jahrhundert beeindruckt.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sollte die mittelalterliche Klosteranlage des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg in einen barocken österreichischen Escorial verwandelt werden. Die Idee für diesen Sitz weltlicher und geistlicher Macht stammte von Kaiser Karl VI, Vater Maria Theresias. Das Projekt konnte aber nicht zu Ende geführt werden und blieb an vielen Stellen als einzigartige barocke Baustelle erhalten.
Die Führung zeigt unter anderem das beeindruckende Fresko Daniel Grans im Marmorsaal, welches die Glorie des Hauses Österreich erzählt, sowie die privaten Appartements Karls VI." Homepage Stift Klosterneuburg, 25.7.2020, https://www.stift-klosterneuburg.at/tour/groesse-stiftsfuehrung/

Wir (mit meiner Wenigkeit sind es 11 TeilnehmerInnen und einer sehr netten und kompetenten Führungsdame) beginnen die eineinhalbstündige Tour mit Mund- und Nasenschutz im Foyer des Kassenbereichs. Allerdings wird unsere Führung in umgekehrter Richtung, als in der oben erwähnten Info des Stifts stattfinden. Nach einer Einführung im Foyer und der einem kurzen erklärenden Verweilen vor dem Modell des ursprünglich geplanten Stiftbaus (tatsächlich ist nur ca. ein Viertel des Stifts fertiggestellt worden - geplant waren 4 Höfe , gebaut wurde "nur" einerl, setzen wir unseren Weg zum Marmorsaal fort. Dieser Bereich des Stifts ist nicht in der "normalen" Besichtigungstour zu bewundern, sondern ausschließlich mit einem Zusatzticket der Großen Stiftsführung. Der Marmorsaal erinnert sehr stark an den Marmorsaal im Schloss Belvedere, nicht so groß , aber doch ebenso prächtig.  In der Mitte des Saales befinden sich zwei Spiegel, die in Richtung Deckenfresco ausgerichtet sind, sodass man, wenn man dieses Kunstwerk näher betrachten möchte, sich nicht den Hals verrenken muss. "Es verherrlicht die Majestät Österreichs und die einst in Österreich regierenden Dynastien, d. h. Babenberger, Habsburger und das Haus Habsburg-Lothringen. Der vollständige Titel lautet: Ehre, Ruhm und Majestät des Hauses Österreich, im Babenbergischen Stamme angefangen, im Habsburgischen Hause mehr erhöht und im Lotharingischen befestiget." Wikipedia, 26.7.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Klosterneuburg
Gleich dahinter befinden sich die Privatgemächer und über Audienzzimmer, Tafelzimmer mit wunderbaren originalen Wandteppichen, gelangen wir zum Eckzimmer. Je weiter wir diesen Zimmern folgen, umso privater werden die Räumlichkeiten. Dies war in der damaligen Baukunst bewusst so angelegt, da nur wenige Personen zu dem privatesten Bereich der herrschenden Klasse Zugang hatten. Das Eckzimmer (das zweite Bild) ist somit der innerste und privateste Bereich des kaiserlichen Appartements. Es war das Wohn- und Arbeitszimmer. Wenn man genau hinschaut, dann sieht man an der Wand eine Tapetentür. Hinter dieser war eine kleine Toilette versteckt, die bei Bedarf aus dem Raum vorgeholt werden konnte und nach Reinigung wieder hinter der Tür verschwand.
Von hier aus führt uns der Weg außerhalb der Stiftskirche entlang zum inneren Bereich der Kirche. Dieser ist ebenfalls, außer zu Gottesdienstzeiten, nur mit einer Führung zu besichtigen. Wir bekommen Information zu Altar, Gebäude und den Orgeln. Die Chororgel entspricht mit wenigen Restaurierungen immer noch dem Originalzustand aus dem Jahr 1642, und wurde  von dem Passauer Orgelbauer Johannes Freundt aus zwei bereits vorhandenen Orgeln zusammengebaut, indem er das jeweils beste Material jeder Orgel verwendete. Besonders erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass Anton Bruckner oft Gast im Stift Klosterneuburg an kirchlichen Festtagen (von 1869-1894) war. Er besuchte hier auch Freunde und spielte auf der Orgel. Bruckner komponierte auf Bitten des Novizenmeisters Ferdinand Schölzig um 1886 sein Ave Regina coelorum (WAB 8) für das Chorgebet der Chorherren; es wurde am 25. März 1886 in Klosterneuburg uraufgeführt. Dies ist mit einer Gedenktafel am Eingang zum Kirchenraum verewigt. 
Kleine Nebenbemerkung: es sind auf den Sitzbänken "Platzkarten" aufgelegt, um so den nötigen Sicherheitsabstand während der Gottesdienste zu gewährleisten - es wird uns wohl noch längere Zeit begleiten!
Anschließend erreichen wir über Treppen den Kreuzgang, der eine Etage unterhalb  des Kirchenschiffs liegt. Der Kreuzgang ist mit einem wundervollen Gewölbe in einem Quadrat um den Kreuzgarten angelegt. Zu bewundern ist auch die Handwerkskunst der Glasfenster, die bei einem geöffneten Fenster besichtigt werden kann. 
In einer der kleinen Räume, angrenzend an den Kreuzgang, befindet sich das Brunnenhaus. "Das hochgotische Brunnenhaus entstand in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, nachdem ein verheerender Brand die Erneuerung des Kreuzgangs notwendig gemacht hatte. Der Brunnen stand in der Mitte des Raums und dürfte per Hand befüllt worden sein, da weder Zu- noch Abfluss nachweisbar sind. Vielleicht liegt darin der Grund, dass der Raum nur wenige Jahrzehnte später als „Agneskapelle“ eine neue Funktion erhalten hat. Heute werden hier die verstorbenen Chorherren drei Tage lang aufgebahrt. ..." Tafel am Eingang zum Brunnenhaus. 
In der Mitte des Brunnenhauses steht majestätisch Der Romantische Leuchter: "Der siebenarmige Bronzeleuchter stammt aus der romanischen Stiftskirche, zu deren ursprünglicher Ausstattung er gehörte. Das monumentale Werk entstand im frühen 12. Jahrhundert in Verona, in der gleichen Gießerei, aus der auch die berühmten Bronzetüren der dortigen Kirche S. Zeno kommen. Die Form des Leuchters nimmt Bezug auf den biblischen Stammbaum Christi, die so genannte Wurzel Jesse. Im Mittelalter setzte sich im Volksmund die Deutung als 'Holunderbaum' durch. Das Innere des 'Stammes' barg Holzstücke, die von einem Holunderstrauch stammen sollen. In ihm hatte sich laut Gründungslegende der Brautschleier von Agnes, der Ehefrau Markgraf Leopolds IIl., verfangen. Tatsächlich datieren die heute in der Schatzkammer des Stifts aufbewahrten Holzstücke aus dem 17. Jahrhundert. Der für derartige Leuchter übliche Bronzesockel mit reichem Schmuck ist verloren gegangen." Dies ist der älteste Schatz des Stifts Klosterneuburg. Man muss sich dies einmal auf der Zunge zergehen lassen - frühes 12. Jahrhundert - das heißt, dieser raumhohe, traumhaft erhaltene  Bronzeleuchter ist ca. 900 Jahre alt!
Bevor wir zum unbestrittenen Höhepunkt der Besichtigungstour kommen, dem Verduner Altar, dürfen wir noch Originalfenster aus dem 12 Jahrhundert in diesem Raum bewundern. Eine wundervolle Handwerkskunst, die tiefsten Respekt abverlangt. Die nachfolgenden zwei Bilder, das zweite zeigt einen Ausschnitt des ersten Bildes ganz rechts unten, sollen dies dokumentieren.
Nun aber zum Höhepunkt eines der mittelalterlichen Kunstwerke, dem Verduner Altar. Dies möchte ich ebenfalls von der Homepage des Stifts zitieren: 
"Der Altar ist der kostbarste Kunstbesitz des Stiftes und eines der bedeutendsten Kunstwerke des Mittelalters. 
Nach seinem Künstler Nikolaus von Verdun wird er gewöhnlich „Verduner Altar“ genannt, obwohl der Altar mit der französischen Stadt nichts zu tun hat und in Klosterneuburg entstanden ist. Heute befindet sich der Altar in der Leopoldskapelle und ist Höhepunkt der Themenführung „Die Sakrale Tour“.

Die Geschichte des Altars
Vollendet wurde das Werk im Jahre 1181 nach ungefähr zehnjähriger Arbeit. Ursprünglich bildete es den Schmuck der Kanzelbrüstung in der Stiftskirche. Nach einem Brand im Jahre 1330 wurde das Werk zum Flügelaltar umgebaut und erhielt seine heutige Form. Der Altar umfasst insgesamt 51 Emailtafeln, die in drei waagrechten Zonen angeordnet sind und den Epochen der Heilsgeschichte entsprechen.

Seine Bedeutung
In technischer Hinsicht ist das Werk eine unbestrittene Meisterleistung. Das wegen seines hohen Schmelzpunkts außerordentlich widerstandsfähige Email hat mehr als acht Jahrhunderte unversehrt überdauert und leuchtet in ungetrübtem Glanz. Noch viel höher ist die künstlerische Bedeutung des Altars anzusetzen. Er ist das erste Werk des Hochmittelalters, das bewusst auf den Stil der Antike zurückgreift und damit zu einer neuen Naturnähe kommt. Auf diese Weise wird Nikolaus von Verdun, dessen ältestes erhaltenes Werk dieser Altar ist, zu einem Wegbereiter der Gotik." Homepage Stift Klosterneuburg, 25.07.2020, https://www.stift-klosterneuburg.at/stift-und-orden/geschichte/zeittafel/verduner-altar/

Es ist dieser Beschreibung eigentlich nichts hinzuzufügen, außer, dass es zu der damaligen Zeit nicht üblich war, das der Handwerker, und als nichts anderes wurde die Person gesehen, die solche Stücke herstellte, sich mit seiner Signatur verewigen durfte. Im Fall von Nikolaus war dies jedoch anders, da schon damals die überragende HandwerksKUNST dieser, seiner Arbeit gewürdigt wurde, und er sich auf dieser verewigen durfte. 
Damit ist die Tour beendet und wir erreichen über einen Teil des Kellers, dieser ist feucht, wie es typisch für Weinkeller ist, über eine Treppe hinauf den Ausstellungsraum der diesjährigen Jahresausstellung "Was leid tut". Bereits vom unteren Teil der Treppe, hoch oben blickausfüllend, ist das Gemälde von Kristin Loehr - Deux-mille-quinze - zu bewundern. Ich möchte es an dieser Stelle nochmals in den Blog stellen, da es uns sehr prominent über die Stiege führt, bis wir oben ankommen und noch eine kurze Einführung zu diesem Gemälde bekommen. Dieses Bild gehört wie viele andere in dieser Ausstellung, zu Werken der bildenden Kunst aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie und Bildhauerei, die zusätzlich zum künstlerischen Anspruch humanitäres Engagement zeigen und das vorgegebene Thema umsetzen. Die Preisverleihung, die ursprünglich für April diesen Jahres geplant war, ist Corona bedingt auf den Herbst verschoben worden. Das Bild beeindruckt mich durch die demütige Haltung der Nonne, die zum einen Verzweiflung aber auch Hoffnung ausdrückt sehr. Vor dem Bild ist auf einem Sockel ein weißes Tuch aufgelegt, was dem Gesamtkunstwerk ein tatsächliches "Begreifen" im wahrsten Sinne des Wortes ermöglicht. 
Ich bin echt gespannt, welcher der Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet werden wird - ich werde dies weiterverfolgen.
Damit ist die überaus spannende, beeindruckende und informative Große Stiftsführung beendet - ich kann sie nur jedem wärmstens empfehlen - und ich schlendere mit großen Eindrücken beladen, nach Hause ...
... doch zurück zu meiner Tour und dem Einstieg am späten Vormittag des Donnerstag, den 25.6.: ... nun gut, wenn es keine Besichtigungsmöglichkeit gibt, fahre ich durch Klosterneuburg durch und begebe mich auf die Höhenstraße. Die Wiener Höhenstraße ist eine Aussichtsstraße am Stadtrand durch den Wienerwald über die Berghänge im Westen von Wien und führt bis nach Klosterneuburg ins Sachsenviertel. Mit fast 15 Kilometern ist sie die längste Straße in Wien - allerdings verläuft der größere Abschnitt durch Niederösterreich. Sie überwindet immerhin ca. 300 HM bis zum Kahlenberg und braucht eine Menge Muskelschmalz, ein leichteres Fahrrad oder aber ein Pedelec. Für letzteres bin ich sehr dankbar, denn die ersten zwei Eigenschaften fehlen mir. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Straße überwiegend mit Kopfsteinpflaster bepflastert ist, was eine ziemliche Rumpelei mit sich bringt - aber ich will ja hinauf. Wie gesagt, Pedelec sei Dank! 

Anmerkung für Radler: die Tour lohnt sich, wenn eine der drei Kriterien von oben erfüllt sind; Muskelschmalz, leichtes Rad oder eBike - oder vielleicht eine vierte Eigenschaft: Leidensfähigkeit ;-). Ich würde diese Tour, schlussendlich zurück zum Donauradweg sehr empfehlen, weil sie einfach äußerst beeindruckend ist und eine schöne Ergänzung auf den Weg nach Wien.

Es folgt dann der Abzweig zum Leopoldsberg und nach ein paar Metern sichere ich mein Rad am Masten eines Hinweisschildes. Von hier gehe ich an einem Denkmal vorbei zu DER besten Aussicht über Wien; sie bietet einen Rundblick, der vom Kahlenberg nicht möglich ist. Leider ist der Leopoldsberg sehr verkannt und es wird überwiegend der heutige Kahlenberg als touristischer Ort vorgezogen - früher gehörte dieser Teil auch zum. Kahlenberg. Die geschichtliche Bedeutung soll hier dargelegt werden: "1529 wurde die Burg vor dem Eintreffen der Türken in Brand gesteckt, die Reste wurden später gesprengt. Kaiser Leopold I. stiftete gemäß einem Gelübde zur Abwendung der Pest 1679 die Leopoldskapelle auf dem Berg. 1683 wurde der fertiggestellte Teil aber von den Türken vernichtet. Nach dem Sieg gegen die Türken bei der Schlacht am Kahlenberg (12. September 1683) ließ Leopold die Kapelle wieder errichten und 1693 dem Heiligen Leopold weihen, woraufhin der Berg den Namen Leopoldsberg erhielt." Wikipedia, 25.6.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Leopoldsberg

Geschichte hin und her - die Aussicht von hier oben ist faszinierend, wie die nachfolgenden Bilder zeigen.
Das Areal wird von einem - sagen wir es mal gutmütig - griesgrämigen Herrn "bewacht" - ich betrete kurz die Wiese und er meint: "Weg vom Rasen" - ich entgegne: "Ich sehe keine Rasen", halte mich aber an seine Vorgabe. Etwas später kommen wir ins Gespräch und wir stellen fest, dass wir beide Klosterneuburger sind, damit herrscht einmal Frieden.  Er hat viele tolle Geschichten zu erzählen, wie auch diese, dass die Kapelle hier zum Stift Klosterneuburg gehörte, die sich aber seinen Schei...dreck um die Instandhaltung gekümmert haben. Seit 2014 hat diese Aufgaben ein Wien Architekt namens Serda übernommen, der nach den Originalplänen das Areal saniert. Zwischenzeitlich hatten sich hier Sandler einquartiert, die ein festes Dach über den Kopf brauchten und auch eine gewisse Wärme. Nach einigen weiteren Geschichten verabschieden wir uns in aller Freundschaft und ich fahre zum Kahlenberg. Tatsächlich bietet dieser Ort bei weitem nicht diesen grandiosen Rundblick, allerdings sind wir Wien ein wenig näher, was eine etwas bessere Aussicht auf die Stadt ermöglicht. Nach ganz kurzem Verweilen, trete (im wahrsten Sinne des Wortes ;-)) ich meine Fahrt zu meinem nächsten Ziel an. Noch ganz kurz: der freundliche Bewacher am Leopoldsberg berichte noch, dass die geplante Gondel von der nördlichen Seite der Donau zum Kahlenbergerdorf und hinauf zum Kahlenberg, aufgrund des massiven Bürgerprotestes, jetzt doch wohl ad acta gelegt wurde. Es bestehen Überlegungen, ob nicht eventuell die ehemalige Zahnradbahn reaktiviert werden sollte, mit Beendigung des PKW Verkehrs aber unter Belassung des städtischen Busverkehrs und des Bus-Ausflugsverkehrs - eine sehr interessante Überlegung - bin mal gespannt, wie sich dies entwickelt. Vielleicht daher jetzt schon ein historischer Zahnradbahnwaggon oben am Kahlenberg.

Übrigens bildet der Wienerwald und damit Kahlenberg und Leopoldsberg per Definition das nordöstlichste Ende des Alpenhauptkamms. Auf der Homepage von "Die Alpen - Hydologie und Verkehrübergänge" ist es so beschrieben: "... Der Geographische Alpenhauptkamm verläuft vom Kahlenberg über die Elisabethwiese (390 m) zu dessen Nachbargipfel Leopoldsberg (425 m). Dieser ist der östlichste und zugleich nördlichste Gipfel der ununterbrochenen Gebirgskette des Alpenhauptkamms. Von dort fällt das Gelände mehr als 200 Höhenmeter zum rechten Ufer der Donau in die Wiener Pforte ab. ..." https://www.alpenpaesse-wasserscheiden.at/der-alpenhauptkamm/der-alpenhauptkamm-vom-gippel-bis-wien/wienerwald-ostalpen-aeusserer-alpenbogen/kahlenberg/  29.6.2020
Die Abfahrt vom Kahlenberg ist sehr holprig, das Kopfsteinpflaster rüttelt mich ordentlich durch, aber es geht zügig voran. Einige Kehren und ich erreiche die Krapfenwaldstraße und gelange zum gleichnamigen Schwimmbad. Das Wetter ist nicht perfekt für ein Freibad, da ich aber nur ein paar Längen schwimmen möchte, ist das vollkommen egal. Ich bin wohl derzeit der einzige im Bad, ringsherum nur Arbeiter, die das Bad mit seinen Außenanlagen pflegen und für den großen Betrieb herrichten. Das Krapfenwaldbad ist eine wunderschöne hoch über Wien am Hang gelegene Freibadanlage. Der Ausblick von hier oben auf Wien ist grandios und ich sehe auch die zwei mächtigen Türme meines Arbeitgebers, das AKH bzw. der Medizinische Universität Wien. Die zwei 21 Stockwerke hohen Bettentürme sind sehr dominant und überragen die Umgebung deutlich. Gespenstisch ist es schon, als einziger im Becken zu sein. Ein Bademeister nimmt auf einem Stuhl am Beckenrand platz und "passt auf mich auf" - das muss er wohl. Nach 1,5 Kilometern Bahnenziehen, steige ich aus dem Becken, bedanke mich beim Bademeister für sein Achtsamkeit und fahre nach Wien hinunter. 
Bis zur Donaulände, wo der Radweg fortgesetzt wird, kann ich das Rad nahezu ausschließlich rollen lassen. Von hier sind es nur noch ein paar Kilometer bis zur Urania, wo ich gegenüber im Aparthotel Adagio Vienna City mein Zimmer beziehe. Es besteht keine Möglichkeit mein Rad sicher abzustellen, keine versperrbare Möglichkeit, daher ist es mir erlaubt, mein Rad mit aufs Zimmer zu nehmen. So steht es nun, vom Gepäck befreit, vor dem Fenster. Das Zimmer ist sehr groß, 25 Quadratmeter, sodass es noch nicht einmal auffällt. Weiters bietet das Apartment natürlich ein Badezimmer und eine vollausgestattete Küche, das ist besonders nett. Der Kühlschrank ist in Tiefschlaf versetzt, ich werde ihn nicht brauchen und lasse ihn daher ausgeschaltet. Interessanterweise ist der Geschirrspüler voller Geschirr. Der Herr von der Rezeption, der mich auf mein Zimmer begleitet hat, sagt, dass dies in Corona-Zeiten verpflichtend ist. Sie dürfen es nicht in die Kästen räumen und alle Oberflächen wurden im Vorhinein auch mit keimtötenden Mitteln abgewischt. Tja ...

Nach einem kurzen Päuschen und einem kleinen Bummel in der näheren Umgebung, treffe ich mich um 18:30 mit meinen zwei Töchtern Miriam, Nathalie und ihrem Freund Willi im Restaurant Klyo in der Urania. Der Tip von Miriam hier zu reservieren, stellt sich als goldrichtig heraus - vielen Dank!!! Das Essen ist hervorragend, wir sitzen im Freien und genießen ebenso die wundervolle Aussicht. Wir verbringen einen sehr schönen Abend bei netter Plauderei, bevor wir uns dann verabschieden, ich zeige den Dreien noch kurz meine Unterkunft, und wir gehen getrennte Wege. Am späteren Abend dann zeigt sich ein anderes Bild vom Fenster des Hotelzimmers - nasse Straßen - es regnet.
Also dann bis morgen und eine gute Nacht wünscht der Wien Tourist ...

Freitag, 26.6.: Beginnen wir den heutigen Tag mit einem Suchspiel - wo befindet sich mein Rad? - okay, so schwer ist es nicht, aber genauer hinschauen muss man schon ;-). Um 8:30 ziehe ich los, zunächst ein kleiner Spaziergang die Bäckergasse hinauf. Vorher eröffnet sich mir ein toller Blick bei glasklarer Sicht auf Leopoldsberg und Kahlenberg. Wenige Minuten später ...
... am Stephansdom (Original-Link zur Stephansdom Homepage) angekommen, entscheide ich mich für eine "Führung" mit Audioguide. Hier gibt es aber erst einmal wie immer eine Kurzinfo zum Objekt: 
"Der Stephansdom (eigentlich Dom- und Metropolitankirche zu St. Stephan und allen Heiligen) am Wiener Stephansplatz (Bezirk Innere Stadt) ist seit 1365 Domkirche (Sitz eines Domkapitels), seit 1469/1479 Kathedrale (Bischofssitz) und seit 1723 Metropolitankirche des Erzbischofs von Wien. Der von den Wienern auch kurz Steffl genannte römisch-katholische Dom gilt als Wahrzeichen Wiens und wird mitunter auch als österreichisches Nationalheiligtum bezeichnet. Namensgeber ist der heilige Stephanus, der als erster christlicher Märtyrer gilt. Das zweite Patrozinium ist Allerheiligen.
Das Bauwerk ist 107 Meter lang und 34 Meter breit. Der Dom ist eines der wichtigsten gotischen Bauwerke in Österreich. Teile des spätromanischen Vorgängerbaues von 1230/40 bis 1263 sind noch erhalten und bilden die Westfassade, flankiert von den beiden Heidentürmen, die etwa 65 Meter hoch sind. Insgesamt besitzt der Stephansdom vier Türme: Der mit 136,4 Metern höchste ist der Südturm, der Nordturm wurde nicht fertiggestellt und ist nur 68 Meter hoch. Im ehemaligen Österreich-Ungarn durfte keine Kirche höher als der Südturm des Stephansdoms erbaut werden. So wurde beispielsweise der Mariä-Empfängnis-Dom in Linz um zwei Meter niedriger gebaut.
Der Südturm ist ein architektonisches Meisterwerk der damaligen Zeit; trotz seiner bemerkenswerten Höhe ist das Fundament weniger als vier Meter tief. Im Südturm befinden sich insgesamt 13 Glocken, wovon elf das Hauptgeläut des Stephansdoms bilden. Die Pummerin, die drittgrößte freischwingend geläutete Kirchenglocke Europas, befindet sich seit 1957 im Nordturm unter einer Turmhaube aus der Renaissance-Zeit." Wikipedia, 26.6.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Stephansdom
Der Stephansdom ist von seiner Stirnseite sehr sehr schwer zu fotografieren, da ich nicht weit genug weg komme vom Dom - stehen so viele Häuser in nächster Nähe herum ;-).  Der Weitwinkelmodus macht es aber möglich - nur leider etwas verzerrt - der Ausblick von oben kommt dann unten noch.
Der Bau ist unglaublich prachtvoll und der Stephansdom ergänzt meine Erfahrungen der Stifte, Kirchen, Dome auf meiner Tour - prunkvoll ... die Bilder unten bleiben umkommentiert.
Wenn ich schon einmal hier bin , dann werde ich auch die "Pummerin" besuchen. Ich kaufe ein Ticket für den Turmaufzug, der mich - in Begleitung eines Dom-Angestellten, wir tragen beide Maske - hinauf in den Glockenturm bringt. Neben der beeindruckenden Glocke gibt es eine super Aussicht von hier oben. Alleine das Dach des Stephansdoms ist einmalig, 
"Ist Ihnen schon aufgefallen, dass der Stephansdom niemals völlig zugeschneit ist? Warum dies so ist, verrät die Dachkonstruktion: Eine Meisterleistung der Technik aus 605t Stahl, die nach der Brandkatastrophe 1945 das Wunderwerk gotischer Zimmermannskunst aus 2000 Kubikmeter Lärchenholz -- dies entspricht der Holzmenge eines Waldes in der Größe des Bezirks Josefstadt -- ersetzte.
Das heutige Dach ist 110m lang und 37,85m hoch, 230.000 bunt glasierte Ziegel bestimmen die Einmaligkeit des Domdaches.
Fast unvorstellbar ist es, dass die Dachschräge an den steilsten Stellen einen Winkel von 80° aufweist. Eine praktische Überlegung steckt dahinter: Durch die große Abfließgeschwindigkeit des Regenwassers kommt es zu einer Selbstreinigung des Daches -- und so rutscht auch der Schnee ab, bevor er die Farbenpracht des Daches verhüllen kann." Stephansdom Architektur, 26.6.2020, http://www.stephansdom.at/dom_architektur_dach.htm
"Die (neue) Pummerin [ˈpʊmərɪn, wienerisch ˈb̥ʊmɐrɪn] ist eine seit 1957 im Nordturm des Stephansdoms in Wien hängende Kirchenglocke. Die alte Pummerin aus dem Jahre 1711 hing im Südturm und war am 12. April 1945 zerbrochen.
Die jetzige Pummerin wurde 1951 in St. Florian bei Linz gegossen und ist mit 20.130 kg (ohne Klöppel und sonstige Armaturen) und 314 cm Durchmesser die größte Glocke Österreichs, die drittgrößte Glocke West- und Mitteleuropas, die sechstgrößte schwingende der Welt und die drittgrößte freischwingende in einem Kirchturm. ...
Wegen des teilweise aus Kanonen des osmanischen Heeres stammenden Materials und ihres Neugusses in der Anfangszeit der Zweiten Republik ist sie auch ein Symbol für den Frieden, die wiedererlangte Freiheit nach der Besatzungszeit und, als Geschenk des Bundeslandes Oberösterreich, für den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stephansdoms. Etwas überschwänglich wird die Pummerin auch als „Stimme Österreichs“ bezeichnet. Der Name leitet sich her von dem tiefen, „pummernden“ Schlagton. ..." Wikipedia, 27.6.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Pummerin
Nach dieser beeindruckenden Besichtigung gehe ich über den Graben, vorbei an der Pestsäule zur Hofburg. Diese Seite des Areals beherbergt unter anderem die Stallungen mit den weltberühmten Lipizzanern. Derzeit ist auch hier nur eingeschränkter Besuch möglich - eventuell morgen, allerdings wird es sich mit dem geplanten Programm vermutlich nicht ausgehen.
Es geht durch den Hof und es erwartet mich der Blick zur Hofburg, wie wir ihn kennen. Von hier aus mache ich einen kleinen Umweg zum Kunsthistorischen Museum. Zwischen Naturhistorischem und Kunsthistorischem Museum steh das Maria-Theresien-Denkmal. Es ist das wichtigste Herrscherdenkmal der Habsburgermonarchie in Wien. Es erinnert an Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Gattin und seit 1765 Kaiserinwitwe von Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen. Sie regierte die Habsburgermonarchie 1740 bis 1780. 
Das nächste Ziel ist die Albertina, ein Kunstmuseum im 1. Bezirk von Wien. Ich passiere das Mozart Denkmal, das Kaiser Franz Joseph I Denkmal im Burggarten sowie das Palmenhaus im Burggarten, welches ein gutes Café und Restaurant beherbergt. Nur noch ums Eck und ich habe die Albertina erreicht.
Gleich vorweg, es ist unmöglich auf diese Vielfalt der Exponate in der Ausstellung einzugehen, ich kann nur das hier darstellen, was mich interessiert und fasziniert hat. Auch dies ist nur ein Bruchteil von dem was möglich ist - ich habe zweieinhalb Stunden in der Ausstellung auf vier Ebenen verbracht. Die Albertina bietet derzeit im Untergeschoss eine Ausstellung "Warhol bis Richter". Einige der Bilder sind klassisch - wie das von Warhol, wie ich sie erwartet habe, andere sind verstörend, wie das Bild von Helnwein, mit der Gruppe der Männer mit den entstellten Gesichtern. Dieses Bild basiert auf einer Fotografie, die von Granatsplittern entstellte britische Kriegsgeschädigte aus dem ersten Weltkrieg zeigt. Die Männer stehen um einen Tisch, auf dem ein schlafendes Mädchen liegt. 
Nachtrag zu einem späteren Zeitpunkt: Zwischenzeitlich gesellte sich ein Kamerateam aus dem ORF dazu (Duplizität der Fälle - den ORF hatte ich ja schon bei der Schlögener Donauschlinge), sie wollten den sehr spärlichen Besuch der Museen für den „kulturMontag“ dokumentieren. Tatsächlich wurde dieser Beitrag dann auch am Montag, den 29.6. um 22:29 auf ORF2 gesendet (zu beachten ist das ORF Logo rechts oben im Bild unten).
Zu sehen sind dann noch eine Vielzahl von Fotos bekannter Persönlichkeiten. Auch diese möchte ich auszugsweise zeigen.
Es gäbe so viel zu zeigen, nur ist das leider nicht möglich ... also begeben wir uns mit dem Fahrstuhl zwei Stockwerke nach oben, um dort die Prunkräume mit ihren Exponaten zu bewundern. 
Herausstreichen möchte ich die Exponate von Raffaelo Santi, besser bekannt als Rafael, von Peter Paul Rubens und die von Albrecht Dürer. Der weltbekannte Feldhase bekommt eine eigene Seite.
Nach dieser beeindruckenden Besichtigung, es sind noch Bilder von vielen vielen anderen Künstlern zu bewundern, habe ich mir ein Mittagessen verdient. Ich genieße Wok-Gemüse auf Reis und ziehe weiter. Vom der oberen Terrasse der Albertina hat man einen wunderbaren Blick auf die Rückseite der Staatsoper, einmal um die Oper herumgegangen und sie zeigt mir ihre Vorderfront.
Von hier geht es zur Karlskirche. Ich möchte wieder Wikipedia zitieren: "Die Wiener Karlskirche ist eine römisch-katholische Kirche im 4. Wiener Gemeindebezirk Wieden. Die Rektoratskirche hl. Karl Borromäus gehört zum Stadtdekanat 4/5 im Vikariat Wien Stadt der Erzdiözese Wien. Die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaute Kirche steht unter Denkmalschutz. Sie liegt an der Südseite des zentrumsnahen Karlsplatzes und ist einer der bedeutendsten barocken Kirchenbauten nördlich der Alpen und eines der Wahrzeichen Wiens."
Und, es passt ein wenig zu unseren Tagen: "Am 22. Oktober 1713, während der letzten großen Pestepidemie, die auch Wien heimsuchte, gelobte Kaiser Karl VI. im Stephansdom, eine Kirche bauen zu lassen. Sie sollte seinem Namenspatron, Karl Borromäus, geweiht sein, der auch als Pestheiliger gilt. Durch das kaiserliche Versprechen sollte die Seuche beendet werden. Die Pest war 1714 erloschen, und Kaiser Karl VI. schrieb für den Bau einen Architektenwettbewerb aus." Wikipedia, 27.6.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Karlskirche

Auch hier gestaltet sich die Besichtigung beeindruckend. Diese Kirche ist wirklich wunderschön, doch sind in ihr zwei riesengroße, von der Decke hängende Kugeln angebracht, die faszinierende Spiegelungen ergeben. Weiters befindet sich in der Kirche ein Aufzug, der mich auf Kuppelhöhe bringt. Von hier bietet sich ein toller Blick auf die Kuppelbemalungen und eine super Aussicht über die Stadt. 
Unweit von hier befindet sich die Wiener Secession. "1898 wurde auch das Ausstellungshaus nach Entwürfen des Otto-Wagner-Schülers Joseph Maria Olbrich erbaut. Das Grundstück im 1. Bezirk Innere Stadt an der Wienzeile in der Nähe des Karlsplatzes und des Naschmarkts wurde von der Stadt Wien zur Verfügung gestellt. Dieses Ausstellungsgebäude wird in Wien ebenfalls kurz als „die Secession“ bezeichnet." ... "Die Wiener Secession wurde am 3. April 1897 von Gustav Klimt, Koloman Moser, Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich, Max Kurzweil, Josef Engelhart, Ernst Stöhr, Wilhelm List, Adolf Hölzel und anderen Künstlern als Abspaltung (Secession) vom Wiener Künstlerhaus gegründet, da die Künstler den am Künstlerhaus vorherrschenden Konservatismus und traditionellen – am Historismus orientierten – Kunstbegriff ablehnten. Vorbild war die Münchner Secession. Die erste Ausstellung fand 1898 statt. Im selben Jahr wurde die bedeutendste österreichische Kunstzeitschrift Ver Sacrum gegründet. Links neben der Eingangstür findet sich der Wahlspruch Ver Sacrum („Heiliger Frühling“), der die Hoffnung auf eine neue Kunstblüte ausdrücken soll." Wikipedia, 27.6.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Secession

Leider wird derzeit der Hauptausstellungssaal umgebaut und für eine neue Ausstellung vorbereitet, sodass derzeit "nur" die permanente Ausstellung Gustav Klimt, Beethovenfries zu bewundern ist. Es lohnt sich trotzdem, da über Kopfhörer bildnerische Kunst mit Auszügen von der 9. Symphonie von Beethoven kombiniert und verbunden werden.
Direkt bei der Secession beginnt der Naschmarkt, der neben einer Unzahl an kleinen Restaurants auch den typischen Markt hat. Diese Märkte habe ich in den letzten Jahren auf meinen Motorradtouren sehr lieben gelernt. Die Düfte, die hier auf so vielfältige und abwechslungsreiche Weise in kurzen Abständen auftreten, sind beeindruckend. Nahezu jeder Marktstand bietet seine Köstlichkeiten zum Verkosten an - bei einem stand bleibe ich stehen, es werden hier Nüsse in jeder erdenklichen Form und Verarbeitung angeboten - und ich werde "genötigt" doch einige zu kosten. Das mache ich dann auch, was dann dazu führt, dass ich eine Mischung aus klassischen grünen Wasabinüssen und roten (Curry) Wasabinüssen mitnehme - 500 Gramm für 6€ - ist vertretbar. Auch diverses Getier ... aber dass ich nicht so meins ;-).
So, für heute ist es genug, ich habe sehr viel gesehen und bin genau genommen, rechtschaffen erledigt. Ich gehe zu meinem Hotel zurück, passiere nochmals die Karlskirche und es gibt ein heftiges Gewitter. Mit einigen anderen Schutzsuchenden stelle ich mich unter dem Vordach der Kirche unter. Es befinden sich StudentInnen unter den Regenscheuen, die bei Bier, Wein und Chips, heftigst über ihre Prüfung diskutieren ... die Technische Universität ist nur einen Steinwurf entfernt.
Vorbei am Wiener Konzerthaus und durch den Stadtpark - die abziehenden Gewitterwolken sind gut zu sehen - erreiche ich meine Unterkunft nach 9 Stunden auf den Beinen - für heute genug ... aber es war beeindruckend!!

Samstag, 27.6.: Es war eine angenehme Nacht - gestern Abend hatte es dann nochmals irrsinnig geschüttet - ein regelrechter Wolkenbruch. Heute morgen sind noch ein paar Wolken zu sehen, es soll aber schön werden.

Gestern habe ich für heute, 10:30 eine Führung bei GetYourGuide im Schloss Schönbrunn gebucht - es sind für den heutigen Tag zwei Schlösser angesagt (Belvedere ist unsicher, mal sehen). Derzeit schwanke ich noch zwischen Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit dem Fahrrad wäre ich wahrscheinlich schneller, aber bei angesagten mehr als 30 Grad heute - das ist vielleicht nicht so lustig. Wird eine Moment- und Bauchentscheidung ;-), Allerdings wäre ich flexibler und könnte auch noch beim Tichy vorbeifahren ... wer oder was das ist, kommt dann später bei erfolgter "Besichtigung".

... es ist schnell gegangen, der Bauch hat um 9 Uhr Fahrrad gesagt. Also stelle ich mein Rad senkrecht in den Aufzug, mein Zimmer liegt im 4. Stock, denn gerade, auch verwinkelt, passt es nicht ganz hinein - die Tür geht nicht zu. Vor dem Hotel gebe ich in meine Fahrrad App die Adresse von Schönbrunn ein und schon geht es los. Dass das nicht so wirklich funktioniert zeigt sich dann am Nachmittag. Ich fahre zunächst die Ringstraße entlang, biege am Schwarzenbergplatz rechts ab und dann geht es mehr oder weniger parallel zum Wienfluß auf Nebenstraßen in Richtung Schönbrunn. Dabei komme ich wieder am Naschmarkt vorbei, der nicht nur den "klassischen, täglichen Teil" geöffnet hat, nein, es ist Samstag, es gibt heute auch den Trödelmarkt. Ist interessant und ich schiebe mein Rad ein paar Meter über den Markt. 
Nah der Kurzbesichtigung des Marktes biege ich zwei Kilometer später links ab und ich stehe vor dem Haupteingang zum Schloss Schönbrunn. Ich kette mein Rad mit dem Ultra-Sicherheitsschloss am Rahmen und Fahrradständer an sowie Vorderrad und Rahmen nochmals gemeinsam mit einem billigen Drahtschloss - wie üblich mache ich ein Foto von meinem Rad. Der Haupteingang gibt einige Hinweise was die sicheren Verhaltensmaßregeln im Park und während der Führung betreffen - also Maskenempfehlung und Social distancing; später sind diese Begriffe unbekannt bzw. aufgehoben.
Schönbrunn ist doch sooooo photogen - von allen Seiten - es ist einfach toll!!!
Um 10:30 trifft sich eine Gruppe Wissensdurstiger bei dem Herrn mit dem grünen Schirm ein; er ist unser Tour-Guide und sein Name Eduard. Wir haben vorher schon etwas geplaudert und ich habe ihm und einer weiteren Dame der Organisation von meinem Blog erzählt. Übrigens habe ich unsere Tour-Gruppenmitglieder wegen eventueller Ablichtungen ihrer Personen auf den Bildern in diesem Blog um Erlaubnis gefragt und sie hatten alle nichts dagegen, daher wird sich möglicherweise der ein oder andere auf manchen Bildern wiederfinden. 
Es stellt sich im Laufe der Tour heraus, dass Eduard nicht nur über ein ausgezeichnetes Wissen verfügt, sondern dies in seiner charmant wienerischen Art auch vermittelt. Es sind eine Menge kleinerer Geschichten dabei, die die mehr als zweistündige Tour auflockern, interessant machen und sehr kurzweilig erscheinen lassen. Hinzu kommt noch der Wiener Dialekt und seine Wiener Mundart - eine perfekte Mischung! Es wird während der Führung zu keiner Sekunde fad. 
Dann gibt es noch eine Info, die für den ein oder anderen Leser (ich verwende diese Form nicht Geschlechter diskriminierend, sondern möchte sie als geschlechtsneutrale Anredeform verstanden wissen - alles Andere liest sich nämlich nicht flüssig, daher mein Statement dazu) ... jetzt geht es weiter ... eventuell von Interesse sein könnte ;-) Im Areal des Schlosses Schönbrunn gibt es Mietwohnungen des Bundes. Ein Interessent kann sich auf eine Liste setzen lassen und bekommt bei Freiwerden einer Wohnung eventuell den Zuschlag. Es werden, laut Aussage von Eduard Wohnungen mit 100 Quadratmetern für 1.000€ Monatsmiete vergeben. Für die Postadresse "Wien, Schloss Schönbrunn" für manche Wohnungssuchenden ein guter Anreiz ...
Die ersten erklärenden Sätze über Schloss Schönbrunn, die Habsburger und ihre Geschichte, erfolgt sonnengeschützt; dann begeben wir uns in Richtung Eingang, wo wir unsere Rücksäcke abgeben müssen und Headsets bekommen. Eduard hat ein Mikrofon mit Sender und wir die entsprechenden Empfänger und die Kopfhörer. Alles verteilt, angepasst und dann beginnt die Tour. Zu beachten ist das Social distancing Verhalten; wenn es am Anfang noch funktioniert, die Bilder oben zeigen es, dann ist es doch innerhalb kürzester Zeit aufgewacht und kann durch den Zustrom weiterer Besuchergruppen nur sehr schwer eingehalten werden. Wir bemühen uns aber - so viel sei gesagt.
Wir erreichen den ersten Saal und dieser ist fast menschenleer, wenn man einen richtigen Zeitpunkt abwartet. Laut Eduard ist es für ihn ein Highlight, eine Führung unter so optimalen Bedingungen durchzuführen. Üblicherweise haben sie tausend Touristen, insbesondere aus dem Fernen Osten hier herumlaufen. Ich schätze die Bedingungen tatsächlich auch für mich optimal ein, denn die wenigen anderen Gruppen lassen tatsächlich kein Gedränge aufkommen, nur der 1 Meter Mindestabstand schrumpft für kurze Zeit manchmal trotzdem etwas zusammen.
Übrigens ist Fotografieren im Schloss verboten, daher werden in diesem Blog nur ganz wenige Bilder gezeigt. Der Sinn des Nicht-Fotografieren-Dürfens erschließt sich mir nicht ganz. Ich verstehe, dass kein Blitz verwendet werden soll, dies könnte zu einem Ausbleichen der Exponate führen, aber ohne Blitz? Keine Ahnung warum nicht. Z.B. ist Fotografieren in der Albertina auch erlaubt und dort hängen ebenfalls Bilder, die 500 Jahre und älter sind. 

Daher gibt es jetzt hier eine Kurzbeschreibung und einen Link der Original Homepage zum Schloss Schönbrunn und seiner Geschichte. Wenn nicht anders angegeben, entstammen Erklärungen zu den nachfolgenden Räumlichkeiten auch dieser Quelle. Weiters hier einleitenden Sätze von der anderen bekannten Quelle: 
"Das Schloss Schönbrunn, in seiner heutigen Form im 18. Jahrhundert als Sommerresidenz für Kaiserin (eigentlich Kaisergattin und Erzherzogin) Maria Theresia errichtet, liegt seit 1892 im 13. Wiener Gemeindebezirk, Hietzing. Sein Name geht auf einen Kaiser Matthias zugeschriebenen Ausspruch zurück. Er soll hier im Jahr 1619 auf der Jagd eine artesische Quelle „entdeckt“ und ausgerufen haben: „Welch’ schöner Brunn“.
Von 1638 bis 1643 wurde in dieser Gegend ein Schlossbau als Residenz für die zweite Ehefrau des Kaisers Ferdinand II., Eleonora Gonzaga, errichtet. Diese Anlage wurde jedoch in der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 schwer beschädigt. 1687 gab Leopold I. für seinen Thronfolger Joseph I. einen repräsentativen Neubau von Johann Bernhard Fischer von Erlach für das damals weit vor den Toren der Stadt gelegene Schloss in Auftrag.
Erst ab 1743 wurden unter Maria Theresia, seit 1745 als Kaiserin tituliert, von Nikolaus von Pacassi und Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg das Schloss und der Park in seiner heutigen Form um- und ausgebaut. Der barocke Palast war von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 die Sommerresidenz der Könige und Kaiser des Reiches und ab 1804 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges des österreichischen Kaiserhauses. Das Schloss war in dieser Zeit fast durchgehend von einem mehrere hundert Personen umfassenden Hofstaat bewohnt und wurde zu einem kulturellen und politischen Mittelpunkt des Habsburgerreiches. Während der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde es auch k. k. Lustschloss Schönbrunn genannt.
Schönbrunn ist das größte Schloss und eines der bedeutendsten und meistbesuchten Kulturgüter Österreichs. Das Schloss und der etwa 160 ha große Park sind seit 1996 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Eine Hauptattraktion im Schlosspark ist der älteste noch bestehende Zoo der Welt, der Tiergarten Schönbrunn (16 ha). Schloss und Park zählen zu den touristischen Hauptsehenswürdigkeiten Wiens." Wikipedia, 27.6.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Schönbrunn
Um weiter zu lesen, benutzt bitte den vorhergehenden Link.

Jetzt folgen ein paar wenige Bilder aus den Innenräumen des Schlosses. Das obige Bild mit dem großen Saal zeigt die Große Galerie. "Mit einer Länge von über 40 Metern und einer Breite von fast zehn Metern bildete die Große Galerie den idealen Rahmen für höfische Veranstaltungen. Sie wurde seit der Mitte des 18. Jahrhunderts für Bälle, Empfänge und als Tafelsaal genützt."
Das letzte Bild rechts unten bekommt noch einen Kommentar. Eduard erzählt uns, dass damals auch Buben in Kleider gesteckt wurden. Sein Kommentar dazu: "Wenn sie sich den Bua im rosa Kleid anschaun, dann ko das nur a Bus san, weil er das Boa so deppert hebt!" Das macht seine Führung so erfrischend, sie kommt einfach lebendig aus "dem Bauch heraus", auch wenn es in der Schrift nicht so weitergegeben werden kann. Übersetzt - in irgendetwas was vielleicht Schriftsprache ist, soll es heißen, auch wenn es klar sein sollte: "Wenn sie sich den Jungen/Buben im rosa Kleid anschauen, dann kann das nur ein Junge/Bub sein, weil er das Bein so blöd anhebt!" Tja, so eine Führung macht Spaß und könnte öfters vorkommen.

Nach 1,5 Stunden haben wir die Führung im Schloss beendet und wir gehen in die Gartenanlagen. Wie immer auch sehr beeindruckend und ein paar Bilder der Rückseite sollen dies dokumentieren. 
Wir verabschieden uns voneinander, Eduard und ich plaudern noch ein wenig, ich kann seine Kenntnisse und seine Art des Erzählers vielleicht mal in eine unserer Meetings als Gastvortrag einbauen, ich bekomme seine Visitenkarte und nach der tollen Führung - vielen Dank!!! - werde ich Eduard auch dementsprechend ranken auf GetYourGuide. 

Anschließend gehe ich noch, von der mittlerweile runterknallenden Sonne durch Wald am Hang geschützt, zur Gloriette. Es hat über 30 Grad und die Sonne brutzelt auf mein Haupt. Ist ds erste mal in diesem Jahr, dass es so warm ist - wurde aber auch Zeit. Die Fotos von der Gloriette, vom Neptun Brunnen und nochmals dem Schloss vermittelt einen Eindruck, wie schön diese 4 Stunden hier waren. Ein Video von Schönbrunn von der Rückseite des Neptun Brunnens durch den Wasservorhang hindurch folgt noch.
Ich komme zu meinem Rad zurück und ein anderes Paar entsperrt ebenfalls gerade ihre Räder. Der Herr zeigt mir entsetzt sein Schloss, bei dem einfach das Kabel zerschnitten wurde - und das am helllichten Tag. Ich schätze, er hat sein Rad nur deswegen noch, weil er seines mit dem seiner Frau über ein sicheres Schloss versperrt hatte. Hätte er dieses zusätzliche Schloss nicht gehabt - 1 Sekunde Drahtschloss zerschneiden, Fahrrad nehmen und es fällt noch nicht einmal jemandem auf. 

Jetzt begebe ich mich aber zu meinem "Mittagessen", es ist immerhin schon 14 Uhr. Ich setzte mich auf meinen Drahtesel (ich hoffe mein Pedelec ist jetzt nicht beleidigt ;-)) und fahre zum Tichy. Der Eissalon Tichy am Reumannplatz im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten gegenüber dem Amalienbad ist bekannt für seine patentierten Eismarillenknödel. Diese sind einfach phänomenal, ich esse diesmal aber lieber eine ordentliche Portion Spaghetti - Eisspaghetti - herrlich! Die Eismarillenködel werde ich bei Gelegenheit mal wieder "probieren". Das Ambiente des Lokals ist sehr sehr ansprechend und die Bedienung dort immer ausnehmend freundlich - und den dreieinhalb Jahrzehnten, in denen ich von Zeit zu Zeit mal hier war, meisten vergehen allerdings Jahre dazwischen, hat sich an der freundlichen und netten Atmosphäre dieses Lokals nichts geändert. Solltet ihr mal in Wien sein, dann wäre dies eigentlich ein Pflichtbesuch. 
Nach dem wohlverdienten Mittagessen geht es zu meiner vorletzte Station heute, zum Belvedere. Kurzbeschreibung: 
"Das Schloss Belvedere (von italienisch „schöne Aussicht“; traditionelle xenographische Aussprache ohne Schluss-e und auf „der“ betont: [belveˈdeːɘ] Audio-Datei / Hörbeispiel anhören?/i) in Wien ist eine von Johann Lucas von Hildebrandt (1668–1745) für Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) erbaute Schlossanlage (seit 1850 im Bezirk Landstraße). Das Obere Belvedere und das Untere Belvedere (benannt aufgrund der Lage auf einem südlich der damaligen Stadt ansteigenden Hang) bilden mit der verbindenden Gartenanlage ein barockes Ensemble. Die beiden Schlossbauten beherbergen heute die Sammlungen des Belvederes (Österreichische Galerie Belvedere) und Räumlichkeiten für Wechselausstellungen. Am 15. Mai 1955 wurde im Oberen Belvedere der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet." Wikipedia, 27.6.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Belvedere

Weitere Infos entnehmt bitte obiger Quelle, der Belvedere Homepage oder jeder anderen Quelle. Ich sage nur: 1. Juli 2020 ... dafür aber dann um 4€ Eintritt für den gesamten Juli - das werde ich nutzen und werde nach der Arbeit einmal herfahren und mir die Ausstellung anschauen (klingt komisch: nach der Arbeit ;-)). Ich werde dann auch "Der Kuss" von Gustav Klimt fotografieren und hier in den Blog laden.
So gibt es jetzt "nur" ein paar Außenaufnahmen des Schlosses und seines Gartens, mit einem imposanten Blick über Wien und den alles überragenden Stephansdom, zumindest aus diesem Blickwinkel.
Nachtrag von Freitag, 10.7.: es ist 14 Uhr und ich werde heute etwas früher meinen Arbeitsplatz verlassen, um das Belvedere nochmals zu besuchen. Es ist schon toll, wenn man mal so eben in ein Museum gehen kann. Ich habe diese Möglichkeit auch mit meinen ArbeitskollegInnen diskutiert und es geht fast allen so, die eigene Stadt kennt man weniger gut als fremde Städte, die während eines Urlaubs oder auch während eines Kongressaufenthaltes besucht werden. So verhält es sich auch bei mir. Daher habe ich das sehr günstige Angebot der Wiener Bundesmuseen angenommen und die BundesMuseenCard für 19€ gekauft. Diese berechtigt zum jeweils einmaligen Besuch der acht Bundesmuseen bis zum 15. September. Ein tolles Angebot, hoffentlich wird es von vielen genutzt. Die acht Bundesmuseen sind: Albertina, Belvedere, Kunsthistorisches Museum Wien, MAK - Museum für angewandte Kunst, Mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Naturhistorisches Museum Wien, Österreichische Nationalbibliothek und  Technisches Museum Wien. 

Heute ist also das Belvedere an der Reihe. Aufs Fahrrad geschwungen, und die nicht ganz 5 Kilometer zum Eingang zum Oberen Belvedere gefahren. Es ist heute der bisher heißeste Tag des Jahres. Es hat zwar derzeit noch nicht die angekündigten 36°C, aber 34° sind auch nicht übel und die Sonne brennt gnadenlos herunter. Ein nachmittäglicher Museumsbesuch in klimatisierten Räumen kommt da gerade recht. Besonders freue ich mich auf Der Kuss von Gustav Klimt. Es ist schön, dass dieses Gemälde hier permanent ausgestellt ist. Es sind nur wenige Menschen im Belvedere, was auch die nachfolgenden Bilder dokumentieren werden. Ich kann jeder Zeit warten, bis ich alleine in einem Raum bin, um dann ein Bild zu machen. In letztjährigen Spitzenzeiten während der Urlaubshauptsaison, war dies sicherlich nicht möglich. 

Schon der Eingangsbereich ist faszinierend, über eine Stiege erreiche ich den ersten Stock mit Marmorsaal und den Ausstellungen zu den Kunstepochen Barock, Klassizismus, Biedermeier & Romantik, Wien um 1900 und eben Gustav Klimt - Der Kuss. Vor dem Schloss hat sich gerade ein frischvermähltes Brautpaar für das Hochzeitsfoto positioniert - möchte ich Euch nicht vorenthalten - und es ist mittlerweile fast schon zur Tradition geworden, zumindest ein Brautpaar in meinen Reiseblogs mit einzubeziehen.
Vom Marmorsaal gelangt man in einen Ausstellungsraum der sich mit den Habsburgern beschäftigt. Natürlich dürfen Maria Theresia von Österreich, sowie Kaiser Frans Joseph I und Ihre Hoheit Kaiserin Elisabeth, vielleicht besser bekannt als Sisi, nicht fehlen. In jedem Raum gibt es eine Tafel mit Erläuterungen, so auch in diesem Raum. Diese trägt den Titel "Habsburg - Mythos und Wahrheit", deren Text ich hier wiedergeben möchte: "Die Habsburger gehören bis 1918 zu den mächtigsten Dynastien Europas und stellen über Jahrhunderte den Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Um das Herrschergeschlecht ranken sich viele Legenden - von der Begründung des Hauses durch Rudolf von Habsburg bis zum Ende der Monarchie 1918. Besonders im 19. Jahrhundert haben Mythen rund um die Habsburger Hochkonjunktur. Ihre Verbreitung in Historienbildern soll dem Machterhalt im 1804 gegründeten Kaisertum Österreich dienen. Überdies beschwören Denkmäler die Tugenden und Errungenschaften einzelner Familienmitglieder herauf. Wie sehr den Regenten selbst an ihrem 'Image' gelegen war, zeigen die Darstellungen von Leopold I. bis Franz II. (I.) - wie sehr der Mythos Habsburg gegen 1900 seinen Glanz verlor, äußert sich in der 'Affäre Mayerling' rund um den Kronprinzen Rudolf."
Weiter geht es zu Schiele, Kokoschka und Klimt. Eine Tafel beschreibt die Zeit um 1900 wie folgt: "Was Gustav Klimt schon um 1900 zum wichtigsten Thema seiner Kunst erhoben hatte, erreicht in den Jahren kurz vor und während des Ersten Weltkriegs nochmals eine gesteigerte Intensität. Existentielle Lebensfragen von Geburt und Tod, von der Verbindung von Mann und Frau, von ihrer schmerzhaften Trennung, von Ängsten, Sehnsüchten und Glücksmomenten prägen die Werke der drei bedeutenden Maler Klimt, Schiele und Kokoschka. Der Tendenz zu düsteren Darstellungen in diesen schwierigen Jahren stehen nur vereinzelt optimistische Werke gegenüber, in denen sich der Glaube an eine bessere Zukunft manifestiert."
Zu einen der wichtigsten Bildern von Egon Schiele (1890-1918) gehört auch die Umarmung von 1917. 
Der Kuss von Gustav Klimt (1862-1918) gehört zur Klimt Goldenen Periode: "Klimts Goldene Periode dauert von 1898-1909. In diesen Jahren malt er seien berühmten Gemälde. Der Kuss entsteht als unbestrittenes Hauptwerk. Strenge Kompositionen, der Einsatz von Ornamenten und besonders von Edelmetall lassen die Bilder wie kostbare Schmuckstücke glänzen. Dabei erinnern sie auch an goldgrundige Ikonen. Nicht die gegenständliche Abbildung ist das eigentliche Ziel, sondern die Übersetzung des Motivs in ein zeitloses Kunstobjekt. Der heute bekannteste Maler Österreichs steht immer wieder im Zentrum heftiger Kontroversen. Sowohl bei Kunstschaffenden und Intellektuellen wie Karl Kraus als auch beim konservativen Publikum stößt er auf Ablehnung. Während Egon Schiele und sogar Kokoschka in Klimt ihr wichtigstes Vorbild sehen, lehnt der junge Expressionist Richard Gerstl das Werk von Gustav Klimt strickt ab."
Der Kuss (Liebespaar) wurde 1908 begonnen und 1909 vollendet: "Liebespaar (Der Kuss) ist der Höhepunkt von Klimts Goldener Periode. Bildthema ist die Umarmung von Mann und Frau als Erfüllung des Daseins. Viel deutet darauf hin, dass Klimt auch seine unerfüllte Liebe zu Emilie Flöge dargestellt hat. Der Einsatz von Gold, Silber und Platin macht das Gemälde auch materiell wertvoll. Dies unterstreicht den zutiefst poetischen Zugang des Künstlers zu diesem Elementarthema menschlichen Lebens."
Der Kuss ist sehr prominent in einem Raum ausgestellt und ich habe Zeit, es auf mich einwirken zu lassen. Es ist äußerst beeindruckend es im Original zu betrachten. Die nachfolgenden Bilder sind daher ganzseitig und teilweise in Ausschnitten dargestellt, da sie auch das "Herzstück" der Ausstellung bilden
Ein weiteres Bild von Klimt möchte ich ebenfalls zeigen, da es zu den bekannteren Gemälden zählt und ebenfalls im Belvedere zu bewundern ist. Es ist Judith, entstanden 1901: "Mit Judith erschafft Klimt den Prototyp der Femme fatale. Er zeigt eine Heldin des Alten Testaments als todbringende Verführerin. Judith - so die Deutung im 19. Jahrhundert - hat dem feindlichen Feldherrn Holofernes nach einer Liebesnacht den Kopf abgeschlagen. Das Bild hat aber auch eine persönliche Komponente. Klimt dient es als Metapher für die unglücklichen Konsequenzen seiner eigenen Triebhaftigkeit."
Es gäbe noch eine Unzahl weiterer Gemälde zu zeigen. Erwähnen möchte ich noch das folgende Ölgemälde von Adalbert Graz Seligmann (1862-1945), welches "Der Billroth'sche Hörsaal im Wiener Allgemeinen Krankenhaus" (1888/1890) zeigt. Von diesem Bild zeige ich einen Auszug. "Theodor Billroth gehört ab 1867 zu den herausragenden Lehrern und Forschern am Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Seligmann zeigt den Pionier der Bauchchirurgie umringt von Studenten. Billroth doziert, während er einen Eingriff vornimmt. Die sogenannte Zweite Wiener Medizinische Schule ist Ende des 19. Jahrhunderts in Europa führend. Frauen wurden allerdings erst 1900 zum Medizinstudium zugelassen."
In weiteren Räumen sind dann noch Werke zeitgenössischer Kunst zu sehen. Ebenso ein Bild von Hundertwasser und über zwei Räume verteilt und auf einer Länge von ca. 40 Metern ist die Geschichte des Belvedere dargestellt. Diese ist besonders beeindruckend, da sie zeigt, wieviele bedeutende Ereignisse hier stattgefunden haben.
Von hier oben genießt man auch einen wundervollen Blick auf den Schlossgarten; das Schloss eigene Café hat geöffnet, es finden sich jedoch keine Gäste, die es nutzen möchten. Eventuell ist Freitagnachmittag auch nicht der geeignete Zeitpunkt. 
Nach 3 Stunden Besichtigung verlasse ich den angenehm kühlen Ort und schwinge mich bei nach wie vor 34° auf mein Rad. 18 Kilometer sind es bis nach Hause, die mit dem Pedelec einfach zu bewältigen sind. der Fahrtwind bei ca. 28 km/h verschafft ein wenig Kühlung.

Nach diesem Nachtrag geht es zurück zu Samstagabend, dem 27.6.:  in ungefähr einer Stunde werde ich noch den abendlichen Prater besuchen, auch da sollte ich gewesen sein. Das Prater Erlebnis und die Fahrt mit dem Riesenrad, wird meinen Wien Besuch abrunden.

Es ist 23:10, ich bin zurück auf meinem Zimmer und es war ein wirklich cooler Abend, heute Abend. Es hat immer noch 27°C - es wird wohl die erste. Tropennacht in Wien werden. Aber zurück zum "Endausflug" in den Prater. Vom Adagio City Vienna quere ich die Brücke stadtauswärts über den Wienfluss und gehe auf der Praterstraße in Richtung Prater - es sind ca. 1,5 Kilometer - und dann stehe ich vor dem Riesenrad. Zunächst heißt mich "Der Prater" willkommen, denn ohne "Passieren dieses Tores" ist der Zugang von hier nicht möglich. Genaugenommen ist das Riesenrad eines der Wahrzeichen von Wien. Ich kaufe ein Ticket und verbringe 15 Minuten in der Gondel, die mir eine ganz ganz tolle Aussicht über den Vergnügungspark und die Stadt Wien bietet. Besonders imposant ist diesmal der Blick auf den DC Tower, der mit seiner einzigartigen Architektur und seiner Höhe sich deutlich von den anderen Gebäuden abhebt. 
Jeder Wien Besucher sollte dieses Bauwerk, das Wiener Riesenrad besucht haben, es hat eine unglaubliche Tradition und ist mit der Aussicht und den historischen Gondeln einen Besuch wert - und später lockt der Prater als Vergnügungsviertel mit vielen Einkehrmöglichkeiten. Das Wiener Riesenrad im Prater im Gemeindebezirk Leopoldstadt ist eine echte Sehenswürdigkeit und ein Wahrzeichen Wiens. 1897 wurde es zur Feier des 50. Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs I. errichtet und war zur damaligen Zeit eines der größten Riesenräder der Welt. Wirklich beeindruckend - nicht nur historisch!
Unten wieder angekommen verlangt mein Körper nach etwas Anderem; ich gehe zum Schweizerhaus und genehmige mir ein Bier- im Endeffekt werden es dann ein paar mehr, da sich zwischen einem Angestellten des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ein nettes Gespräch entwickelt. Dazu gesellen sich zeitweilig die zwei Kellner, die für diesen Bereich zuständig sind. Es ist lustig, informativ, es macht einfach Spaß! Abstandsregeln werden sehr wohl eingehalten; es war für ausgesprochen schwer, einen Platz zu finden - dieser eine Platz den ich dann erwischt habe, scheint der letzte übrig gebliebene zu sein. Nach zwei Stunden intensiver Plauderei und dem Genuss des ein oder anderen originalen tschechischen Budweiser Biers, verlasse ich das Lokal und gehe, noch etwas fotografierend durch den Prater, zurück zum Hotel. Am Ende empfängt mich die Urania bunt beleuchtet - dahinter werde ich im Adagio Vienna City meine dritte und letzet Nacht verbringen - und morgen geht es dann nach Hause ....

Sonntag, 28.6.: Der Tag ist sehr schnell erzählt - nach dem Aufstehen, dem Zusammenpacken, folgt noch ein Kaffee und ich bin reisefertig. 

Zunächst schaffe ich mein Gepäck in die Lobby und hole dann mein Pedelec, um es wieder aufgestellt im Aufzug die vier Stockwerke hinunter zu bringen. Die Rechnung beglichen, ausgecheckt, auf's Fahrrad geschwungen und bei schwülem Wetter breche ich auf. Ich freue mich auf zuhause und noch einen ruhigen Sonntag ... der dann auch genauso verläuft. Diesmal habe ich es ja nicht weit, nach Klosterneuburg, nach Hause sind es nur 15 Kilometer; ich habe meine Wien Touristentour abgeschlossen und muss sagen, dass ich in den zweieinhalb Tagen sehr sehr viel erlebt habe. Daher werde ich heute auch, nicht wie die Tage angekündigt, die Besichtigung des Stifts Klosterneuburg ausfallen lassen. Dieser "vor Ort Trip" wird nachgeholt und kommt genauso in den Blog, wie die anderen Sehenswürdigkeiten und Museumsbesichtigungen die noch fehlen. Bis zum Ende des geplanten Donauradweges, der zweite Teil folgt ja dann im August, Anfang September, ist ja noch etwas Zeit. Die Ergänzungen werden im Laufe der Zeit als solche an den jeweiligen Stellen, wo sie hineingehören, auch als Ergänzungen erwähnt. Weiters kommt noch ein Anhang mit den gefahrenen Strecken in Google Maps und den Unterkünften mit Links, falls jemand Teile des Weges nachfahren möchte oder aber Tips aufgreifen möchte.

Lasst mich also zum Fazit kommen: ich habe, wie sonst auch auf meinen Motorradreisen, sehr sehr viel erlebt. Es war unfassbar abwechslungsreich, nicht nur wegen der Wetterkapriolen, auch wegen der vielen tollen Landschaftsabschnitte, wie z.B. der Donauschlinge. Stifte und Kirchen waren sehenswert, ebenso die Burgruinen - und natürlich die vielen tollen Gespräche mit Freunden und Menschen, die ich auf meiner Fahrt kennengelernt habe - allen ein herzliches Dankeschön. Es war eine tolle Erfahrung ... ach ja, auch das Radfahren hat sehr viel Spaß gemacht, es war immerhin meine erste Radtour seit so ca. 45 Jahren - echt krass dieser Gedanke ...

... und dann war und besser ist da noch CoViD-19. Corona ist in Wien schon fast, aber nur fast, in Vergessenheit geraten. Während ich mich in Passau bei einem Restaurantbesuch noch habe "registrieren" müssen, Name und Telefonnummer bekanntgeben, ich unterwegs häufig der Einzige weit und breit war; selbst einen Gasthof habe ich als einiger Gast belegt, wurden die Verhaltensregeln/-empfehlungen, je weiter ich nach Osten kam, immer "aufgeweichter". Gegipfelt hat es dann gestern Abend mit dem Besuch im Prater und im Schweizer Haus. Hätten die Kellner nicht mit Masken bedient - auch das ist am Mittwoch Geschichte - hätte man fast keinen Unterschied gegenüber der "Vor-Corona-Zeit" gesehen. Es sind die letzten Tage die Infektionszahlen wieder angestiegen, das ist unter diesen Umständen auch zu erwarten. Wie sich diese Situation in den nächsten Wochen entwickeln wird, werden wir sehen - etwas mehr Achtsamkeit von und unter den Mitmenschen wäre angebracht, sonst werden wir oder einzelne Personengruppen, wieder mit Maßnahmen belegt und das kann es nun auch nicht sein. Daher - und es trifft es schon ganz gut - "Schau auf mich, schau auf dich" ...

... und jetzt folgt der Schlusssatz ... so wie immer ... nur diesmal wird es voraussichtlich nicht lange dauern ...

Nach der Tour ist vor der Tour


Noch ein Hinweis in eigener Sache: sollte jemand der Leserinnen oder Leser Lust haben, sich dies in gedruckter Form anzuschauen - die Bilder sind echt super geworden - dann gibt es eine Printversion des Blogs.

Diese ist über verschiedene Online Anbieter zu erwerben. Der Verlag, bei dem ich das Taschenbuch drucken lasse - ePubli - gibt es am "Günstigsten" her. Es ist aber auch über Amazon zu beziehen, die Links findet Ihr unten. Die Taschenbücher sind nicht billig, da sie in Mehrfarbendruck auf sehr gutem Papier gedruckt wurden. Ich aber finde sie toll - was sonst auch ;-)

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