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1. Endlich geht es los ...
... zunächst die lange Anreise nach Helsinki ...

2.8. Donnerstag:  Die letzten Tage in der Arbeit waren schlichtweg der Hammer - und dann kam auch noch die große. Hitze dazu. Jeden Tag über eine Woche mehr als 30°, die privaten Räumlichkeiten waren überhaupt nicht mehr kühl zu bekommen. Am Montag bin ich dann von einem heißen Wochenende ziemlich erledigt in die Arbeit gekommen - gleich die Klimaanlage eingeschaltet und nach gut einer Stunde war ich dann wieder regeneriert. Es ist doch immer dasselbe; die Hitze ist einfach nichts für mich. Okay, daher geht es ja dieses Jahr in den hohen Norden. Auch da hatte es die letzten Tage 30 Grad oder mehr, doch jetzt zeigt die Wetter App für die kommende Woche kühleres Wetter. Zumindest ab Helsinki dann. Morgen in Hamburg werden es nochmal über 30 Grad werden. 

Jetzt sitze ich im Zug, der “Roller” ist verladen und verzurrt und es kann endlich losgehen. Es ist 20:27 und der Zug ist pünktlich abgefahren. Wir haben noch am Hauptbahnhof gehalten und mittlerweile ist das Abteil voll belegt. Wir werden sehen, was die. Nacht bringt. Die Zusammensetzung der Personen verspricht nicht so eine spannende Unterhaltung wie im letzten Jahr. Aber ich lass mich mal überraschen. Ich teile mir das Abteil mit zwei Motorradfahrern - ein Pärchen - sie kommen aus der Slowakei und haben heute bereits 500 Kilometer Anreise zum Hauptbahnhof Wien hinter sich. Ihr Ziel ist Narvik wo sie Freunde besuchen werden und, wie sie es beschreiben, das ein oder andere Schlückchen mit Ihren Freunden teilen werden. Dann gibt es noch drei weitere Personen, deren Sprache mir vollkommen fremd ist und ich auch nicht einordnen kann. 

Die Sprache hat sich dann recht schnell geklärt. Es fährt eine Dame mit einem Getränkewagen durch den Zug und verkauft endlich Bier. Die erste Runde geht anscheinend auf unseren slowakischen Kollegen. Er bestellt für seine Begleiterin und mich ein Stiegl Bier, fragt aber zur Sicherheit nochmals nach, wann die Dame zurückkommt. Sie meint eine halbe Stunde; nachdem wir uns versichert haben, dass eine halbe Stunde okay ist, wird die zweite Runde Bier auf mich gehen. Es beginnt eine nette Plauderei, während dieser sich herausstellt, dass die anderen drei Abteilbeleger aus Afghanistan kommen, jedoch ausgezeichnete Deutschkenntnisse haben. Sie bestellen sich lieber ein Warsteiner, wir stoßen fröhlich an und fangen mal an zu plaudern ....

Das war’s mal für den Anfang, morgen wird dann weitergeschrieben. Die zwei folgenden Bilder zeigen einmal das total vollbepackte Motorrad (hat ein etwas anderes Straßenverhalten, besonders der schwere Heckkoffer könnte Probleme machen ;-)) und das verladene Motorrad auf dem Autoreisezug. Übrigens musste ich, aus mir unerfindlichen Gründen, die Rolle vom Heckkoffer mit ins Abteil nehmen. Die ÖBB Bediensteten waren der Meinung, es würde die Fahrt, ohne runterzufallen, nicht überstehen. Nun gut ... 

3.8. Freitag: ... der Zug ist rappelvoll ... nach 30 Minuten kommt die Dame für die zweite Runde Bier nicht wieder. Auch sonst lässt sie sich nicht blicken. Und dann kommt noch ein "Kommen und Gehen" hinzu. Die Familie aus Afghanistan hat die falschen Plätze belegt, in St. Pölten steigt eine Dame zu, in Linz kommt ein Herr dazu. Nachdem es auch keine zweite Runde Bier gibt, mache ich um ca. 23:00 Uhr meine Äuglein zu und schlummere so vor mich hin. Erstaunlicherweise und obwohl das Abteil echt voll besetzt ist, kann ich im Sitzen doch gute sieben Stunden mit wenigen Unterbrechungen schlafen. Keine aufregenden Diskussionen, nur eine kurze Plauderei. 

So kommen wir mit ca. einer Stunde Verspätung in Hamburg an. Wie der Zug sich diese Verspätung einhandeln konnte, ist uns allen nicht klar. Anscheinend hat er, das ist zumindest die Meinung meiner Mitreisenden, auf offener Strecke sehr lange gehalten - vielleicht habe ich deswegen so gut geschlummert ;-). Für einige ist dies jedoch eine mittlere Katastrophe da sie wahrscheinlich nicht mehr zeitgerecht zu Fähren oder Anschlusszügen kommen. Eine Ansage des Zugbegleiters hat uns dann besonders überrascht. Er teilte den Fahrgästen mit, dass dieser Zur heute in Hamburg-Dammtor nicht hält. Nachdem der Zug von sehr internationalen Reisenden besetzt gewesen ist, bin ich mir nicht sicher, ob auch alle diese Ansage verstanden haben. Der Nächste Stop nach Hamburg Hauptbahnhof wurde also mit Hamburg Altona angekündigt. Als der Zug dann stehen blieb, rätselten einige, ob sie am Endpunkt ihrer Reise angekommen wären, es war auch kein Stationsschild am Bahnhof auszumachen. Einige sind dann ausgestiegen, andere im Zug geblieben, bis sich der Zug dann plötzlich wieder in Bewegung setzte. Von meinem Gangfenster aus - ich war nicht der Meinung, dass dies Hamburg Altona war - beobachtete ich dann, wie ein Mädchen, so ca. 10 Jahre, wieder zu ihrer Familie zurück in den Zug wollte. Sie war anscheinend die letzte, die noch nicht wieder eingestiegen war. Der Zug wurde schneller und im letzten Moment, bevor sich die Türen dann ganz schlossen, wurde sie von einem Familienmitglied regelrecht am Gewand ziehend in den Zug gezerrt. Echtes Chaos also ...

... hier folgt jetzt zeitlich korrekt eine Einfügung, die sich jedoch durch Email-Verkehr später abgespielt hat. Die zwei slowakischen Mitreisenden wollten nach der gemeinsam durchstandenen Nacht noch ein gemeinsames Foto haben. Dies ist echt nett geworden und ich füge es jetzt nachträglich hier noch ein.

Das Abladen der Motorräder und Autos ging dafür sehr sehr zügig und ich fuhr dann noch zum Louis Motorradshop, um zwei wasserdichte Säcke und zwei Paar Verspanngurte zu kaufen. Jetzt sitze ich im Eingangsbereich des Unfallkrankenhauses Eppendorf und warte auf meinen Kollegen und Freund, der uns leider in Wien verlassen hat, um hier eine Assistentenstelle anzutreten. Wir haben die letzten zwei Jahre gemeinsam an verschiedenen Projekten mit "Extrazellulären Vesikeln" gearbeitet - und wie es sich die letzten Tage herausgestellt hat, geht es auch über Landesgrenzen mit Emails und Telefonaten ganz gut weiter. Wir werden dann gleich gemeinsam Mittagessen gehen, bevor ich mich dann endgültig auf den Weg nach Travemünde zur Fähre nach Helsinki begebe. Es sind nur 86 Kilometer, aber wieder einmal in brütender Hitze bei weit über 30 Grad. Für Hamburg - besonders über die Länge der Zeit - ein außergewöhnlicher Zustand! Mein Motorrad habe ich auf dem Motorradabstellplatz des Krankenhauses abgestellt. Also auch hier gibt es, wie im AKH, einen Abstellplatz für Motorräder - sehr praktisch.
Es war ein nettes Mittagessen; viel Plauderei, Planungen - aber schweißtreibend. Ich mache mich dann so gegen 14 Uhr auf den Weg in Richtung Travemünde und freue mich auf eine frische Briese durch den Fahrtwind. Doch weit gefehlt! Anscheinend möchten um diese Uhrzeit alle Hamburger in Richtung Norden aufbrechen. Straßen sind verstopft, die Fahrspuren so eng (deutlicher schmaler als in Österreich), sodass ein Vorbeifahren an der linken, rechten oder bei zweispurigen Straßen zwischen den Fahrzeugen, nahezu unmöglich ist. Manchmal gelingt es mir, doch das ist eher die Ausnahme. Bald kommt dann der Hinweis zur Autobahnauffahrt nach Lübeck. Jetzt endlich kommt die Abkühlung; das Stop-and-Go in der prallen Sonne, hat mir doch ziemlich das Hirn weggeschmolzen ;-). Aber nein, irgendwie scheint Hamburg und Motorradfahren nicht unter einem guten Stern zu stehen. Die Auffahrt nach Lübeck ist gesperrt, weil der Straßenbelag über einen Abschnitt von 7 Kilometern erneuert wird. So reihe ich mich wieder in die endlose Fahrzeugschlange ein und fahre im Tross der Mitleidenden (oder auch nicht Mitleidenden, in den Autos wird es wohl Klimaanlage geben). Nach ca. 10 Kilometern geht es dann tatsächlich zügiger weiter, der Verkehr verteilt sich auf verschiedene Richtungen und auch die Autobahn ist wieder zu befahre. Bis auf einen kleinen Stau kurz vor Travemünde, geht es dann flott dahin und ich komme am Hafen, am Scandinaviankai an. Ich stelle mein Fahrzeug in der Nähe des Check-in ab und begebe mich zu einem Shop. Dort kaufe ich erst einmal 2 x 1,5 Liter Mineralwasser. Die erste Flasche ist in zwei Minuten getrunken, für die zweite Flasche benötige ich so ungefähr 30 Minuten. Nach dem Schwitzen ist der Flüssigkeitsbedarf doch erheblich, leichte Ermüdungserscheinungen hatten sich auch schon bemerkbar gemacht.
Um 21:00 ist Check-in. Bis dahin suche ich mir eine Bank und mache ein Schläfchen, schlendere herum, beobachte ankommende Schiffe und überhaupt das Treiben der Menschen um mich herum. Es stehen diesmal nur 3 Motorräder in der Warteschlange, ausgesprochen wenig - wie immer reihen sich die Motorräder am Anfang ein, da sie zuerst an Bord fahren dürfen; auch Autos gibt es nicht so viele. Ich unterhalte mich mit einer Hafenmitarbeiterin und es ist ihr auch nicht klar, warum es heute verhältnismäßig wenige Gäste gibt. Ist ungewöhnlich für die Hauptsaison. Soll aber sein, so entschließe ich mich beim Check-in am Schiff, nach der Möglichkeit eine Kabine zu mieten zu fragen. Um 23:00 geht es dann endlich auf die Fähre, sie legt ja erst um 3:30 ab. Nachdem ich mein Gefährt verzurrt habe und meine benötigten Sachen für die nächsten eineinhalb Tage zusammengesucht habe, eröffnet mir die Dame an der Rezeption, dass es noch eine freie Kabine gibt. Ich nehme dies dankend an, zahle den Aufpreis, schnappe mein Gepäck und bin schon unter der Dusche verschwunden - eine echte Wohltat! Dann gibt es gleich zur Bar, es wird ein Bier bestellt und der erste Durst gestillt. Inzwischen ist es 0:00, ich sitze an Deck, genieße meinen beginnenden Urlaub und schaue den Hafenarbeitern zu, wie sie die Container der LKWs an Deck hin- und herschieben und fein säuberlich nebeneinander stellen. Das ist eine ziemliche fahrerische und logistische Leitung. Von hier, einigen Decks oberhalb aus betrachtet, sieht es wie Lego Spielen aus. Ich habe dazu auch ein kleines Video gedreht und ein wenig bearbeitet ;-).  
Ich mag diese Atmosphäre kurz vor der Abfahrt an Bord sehr, es hat so etwas von Neuem, von Ungewissem, von Aufbruchstimmung. Dann demonstriere ich noch den Temperaturvergleich von 17 Uhr Hamburg und 0:00 an Deck Lübeck zugeordnet. Um 1:30 gehe ich dann ins Bett und ich denke im Nachhinein, dass ich noch während des Zurücksinkens aufs Kissen eingeschlafen bin.

4.8. Samstag: Wow - was für eine erholsame Nacht! Eigentlich wollte ich gar nicht aufstehen und es kostete mich doch einiges an Mühe, mich um 10 Uhr aus den Federn zu begeben; eigentlich schon 11:00 - weil finnische Zeit - diese wird hier an Bord verwendet. Ich bin dann Frühstücken gegangen und während ich hier und jetzt am Blog schreibe, zieht draußen die Ostsee vorüber. Gestern, beim Check-in hat es es noch verschiedene Infozettelchen gegeben. Einen von diesen werde ich hier mal einfügen, da er die Route von Travemünde nach Helsinki auf der Ostsee mit Finnlines sehr anschaulich  beschreibt. Der rote Punkt kennzeichnet den Ort, wo ich mich beim Schreiben des Blogs wohl gerade ungefähr befinde.
Ansonsten wird es ein sehr sehr sehr ruhiger Tag werden.. Ich werde relaxen, ein Mittagsschläfchen machen, mein erstes Buch anfangen zu lesen und im Laufe des Abends eventuell diesen Bericht weiterschreiben - aber das ist noch nicht sicher ;-).
Tatsächlich war den ganzen Tag dann Faulenzen angesagt - es hat echt gut getan und ich habe mich nur bei den gebuchten Mahlzeiten unters Volk gemischt. Die Buffets (Brunch, abends, Sonntagmorgen) war gut. Es hat so ziemlich alles gegeben, was man haben wollte - auch Sekt hätte es gegeben, doch das ist nicht meins in der Früh. Zum Abendbuffet gab es dann Wein (rot & weiß) sowie Bier zum Selberzapfen. 2 Achterln vom Roten habe ich mir noch gegönnt und bin dann in meiner Kabine verschwunden, um dem Faulenzen und dem Film Armagedon zu frönen 

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