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 3. auf zum Dachstein
... ab in die Steiermark - die nächste Etappe ...

Montag, 19.6.: Heute geht es also weiter, auf zum Semmering in Richtung Dachstein. Ein schnell erzählter Tag, ohne Schnickschnack. Zugegeben, der Semmering liegt noch auf der niederösterreichische Seite, doch beginnt die nächste Etappe zum Dachstein mit der Abreise aus Puchberg am Schneeberg.


Mal wieder gut gefrühstückt, Sachen gepackt, Rad aus der Hotel eigenen Garage geholt, Rad beladen und los geht's. Viele Kilometer bergab, vorbei am Schloss Sixtenstein, weiter über sehr schöne Nebenstraßen, bis ich in Gloggnitz auf die Hauptstraße zur Passhöhe treffe. Eine kurze Rast unter der Semmering Bröselbrücke (diese Bezeichnung hat sich im Volksmund so eingebürgert). Der Name hat folgenden Hintergrund: "Der Talübergang Schottwien zählt mit 130 m Höhe und einer Länge von 632 m zu den großen Straßenbrücken Österreichs. Die Spannweite des längsten Teiles bildet mit 250 m eine der längsten Betonbalkenbrücken. Sie wurde 1989 eröffnet. Durch auftretende Baumängel fielen vor der Eröffnung kleinere Betonteile zu Boden, wodurch sie im Volksmund den Spitznamen Bröselbrücke erhielt. Diese Mängel wurden umgehend, noch vor der Verkehrseröffnung, behoben." Wkiwand.com (19..62023) - also mittlerweile hat die Brücke ihren Namen zu Unrecht.

Ein paar Höhenmeter weiter, ein Blick zurück ... und da ist er wieder, der Schneeberg. Zum letzten Mal auf der heurigen Tour. Nur noch wenige Kehren, das Willkommensschild "Willkommen zum Frühlingserwachen am Semmering" taucht auf und ich habe nach nicht ganz drei Stunden meinen heutigen Zielort, die Semmering Passhöhe und mein Quartier das "Belvedere" erreicht. Das Hotel Belvedere wird gerade renoviert, zumindest von außen, es ist eingerüstet. Bei meiner letzten Tour von Ost nach West durch Österreich vor zwei Jahren, habe ich hier ebenfalls übernachtet. Es ist ein nettes Hotel; ich denke, ich habe auch wieder dasselbe Zimmer bekommen, mit Blick auf den Hirschenkogel. Ein kleiner Einkauf beim Billa, eine kurze Mittagsrast und den weiteren Nachmittag werde ich ein paar Dinge abarbeiten. Ein paar wenige müssen noch erledigt werde.

Die Statue im Kreisverkehr im Ortskern zeigt die Bedeutung dieses Ortes. Der Semmering mit seinem Berg, dem Hirschenkogel hab eine lange Skifahrtradition und ist Austragungsort von einem Damen Weltcup Slalom. Skifahren ist hier oben das große Thema, das wird an jeder Ecke deutlich. Überall ist entsprechende Werbung zu finden und geschlossene Skiverleih-Geschäfte. Erstaunlich ist, dass der Sessellift auf den Hirschenkogel nicht in Betrieb ist, es sind noch nicht einmal die Gondeln, Sesseln am Seil befestigt. Vielleicht sind diese auch nur während der Woche bei Nichtbenützung in der Tal- oder Bergstation eingezogen.

Es ist 19:30, ich sitze draußen am Balkon, die Luft ist wieder deutlich frischer, es war doch schon ziemlich warm heute - die nächsten Tage wird es wohl heiß werden. Das ist nicht so meins, aber in den Bergen lässt es sich halbwegs aushalten.


... eine Nacht hier oben und morgen geht's dann weiter nach Leoben (ich bin nicht unter die Reimer gegangen 😉, echt nicht) ...


Dienstag, 20.6.: ein Reisetag, also eher langweilig, weil "nur" bergab nach Leoben durch die Gegend fahren ... aber weit gefehlt ... ganz ganz weit gefehlt 😜 ...


... ein gutes Frühstücksbuffet im Landgasthaus Belvedere mit nettem Blick auf den Hirschenkogel; die Nachfrage des Kellners (eher überraschend), ob ich ein weiches Ei, ein Rüherei oder Ham & Eggs haben möchte, bejahe ich mit einem Rüherei. Anschließend mal wieder mehr als die sieben Sachen gepackt - irgendwie ist das echt lästig, besonders das Rad beladen, es braucht einiges an Zeit bis alles gut befestigt ist und es geht los. Wieder super Wetter und es geht meistens bergab - nur ganz wenige Höhenmeter sind bis nach Leoben zu bewältigen, es wird ein ruhiger Radtag werden. Nach der ersten Abfahrt nach Spital am Semmering, geht es dann etwas ebener dahin. Auch Spital ist ein Skiort und wenn es genügend Schnee gibt, ist dies ein perfektes Skigebiet, nur etwas mehr als eine Stunde von Wien entfernt. Das Besondere an diesem Skigebiet ist, dass es Abfahrten über bis zu 800 Höhenmeter hat; dies ist für den Nahbereich von Wien außergewöhnlich. Die Pisten, die ihr auf dem Bild unten seht, sind nur ein Teil von dem, was das Gebiet zu bietet Es geht noch weiter hinauf, den Gipfel des Stuhlecks sieht man von hier aus nicht und auf der "Rückseite" gibt es einen Lift, der immerhin 400 Höhenmeter überwindet.

Nun, und dann seht ihr den lächelnden Herrn neben seinem Rad auf einer Brücke, die bei Knittelfeld die Mürz überbrückt. Das ist mal wieder eine echt witzige Geschichte - irgendwann, kurz nach Krieglach, sehe ich einen einsamen, vollbepackten Radfahrer vor mir auftauchen ... auf der Ebene und bergab ist er recht flott unterwegs, wenn es nach oben geht, wird er deutlich langsamer, er ist also nicht mit einem eBike unterwegs ... das (oder besser er) interessiert mich. Ich hole auf und quatsche ihn mit "Wo geht's denn hin Kollege" an.

Tja, und ab da entwickelt sich eine ganz ganz tolle Unterhaltung, die es nur bei Alleinreisenden gibt. Wir radeln und plaudern (echt intensiv) so die ersten zehn Kilometer zusammen, bis es mir dann irgendwie komisch vorkommt und ich meinen Radkollegen nicht bei Namen ansprechen kann. Tja, und was soll ich euch sagen (ich habe ihn kurz vor der Aufnahme auf der Brücke gefragt) - ich bin mit einem Andreas unterwegs. Ist eher witzig, da wir uns von Anfang an sehr gut verstehen, gemeinsame Interessen haben und auch sehr gerne alleine unterwegs sind - und genau solche Begegnungen zu schätzen wissen.

Andreas kommt aus Hessen, ist seit mittlerweile fast zwei Wochen unterwegs und hat so wie ich, noch fast vier Wochen das Privileg, auf dem Rad unterwegs sein zu dürfen. Total ungewöhnlich und respekteinflößend ist seine Art zu reisen - und ich meine das ganz genau so - Andreas reist auf einem "normalen" Rad mit 55 (!!!!) Kilo Gepäck; darunter ist sein Hab und Gut (mehr oder weniger 😉), er ist vollkommen autark, schläft unter freiem Himmel und versorgt sich mit seiner "Bordküche" selbst - sehr sehr bewundernswert, ich würde das so nicht hinbekommen. Andreas' Reise wird ihn noch nach Kärnten führen und nachdem er ebenso ein Bierfan ist wie ich (vielleicht liegt auch das am Vornamen, neben dem Drang, sich bewegen zu müssen und aktiv zu sein), schlage ich ihm vor, nach seinem heutigen geplanten Stopp in Judenburg, den morgigen, nächsten Stopp in Murau einzubauen. Meine Besichtigung der Murauer Brauerei im letzten Jahr war super und ich kann sie nur empfehlen. Bin gespannt, ob er dies einplant - er wird sich vermutlich melden ...


... wie gesagt, eine sehr sehr kurzweilige Tour, die für mich total überraschend gekommen ist ... nachdem wir beide Leoben als Ziel oder besser Zwischenziel haben, beschließen wir noch, einen Abstecher zur Gösserbrauerei zu unternehmen. Diese ist im Ortsteil Göss von Leoben beheimatet. Meine ursprüngliche Intention war, als bekennender Gösser-Bier-Fan, zum einen eine Besichtigung der Brauerei zu unternehmen und zum anderen im Gösserhof, direkt gegenüber der Brauerei zu nächtigen. Die  zwei Nächte hatte ich schon gebucht - ) - bis der Wirt des Gösserhofs mich am Handy, noch in Ungarn unterwegs, erwischt und mich bittet, die Reservierung zu stornieren. Er ist zu dieser Zeit nicht da, und seine Mutter, die den Gasthof in seiner Abwesenheit führt, ist leider im Spital! Zwischenzeitlich hatte ich erfahren, dass es Führungen nur Donnerstag und am Wochenende gibt (also Fehlanzeige mit einer Besichtigung), daher suche ich mir notgedrungen eine neue Unterkunft.


So kommen Andreas und ich, nach gemeinsam gefahrenen ca. 50 Kilometern beim Gasthof Brauhaus Gösserbräu an. Hunger haben wir keinen, aber einen Radler gönnen wir uns ... das haben wir uns verdient. Noch eine kurze Besichtigung des Gösser Areals, eine Abtei ist ebenfalls hier zu finden, wir verabschieden wir uns sehr herzlich und werden vermutlich zunächst einmal per Email in Kontakt bleiben. Es hat einen unfassbaren Spaß gemacht mit einem Radpartner 50 Kilometer unterwegs sein zu dürfen und sich auszutauschen ...

Für mich ist es nur noch ein Kilometer bis zu meinem Quartier, der Ruheoase zum Wohlfühlen, Andreas hat noch ein paar mehr Kilometer vor sich. Die Sonne knallt ziemlich herunter und es wird nicht viel an den 30° fehlen.

Die Oase ist recht zentral gelegen, eine Wohnung genau zwischen Leoben Innenstadt und der Gösserbrauerei, beides ist so ca. ein Kilometer entfernt. Es gibt super Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe (200 Meter entfernt), wie Billa PLUS (der beste Billa PLUS, den ich bisher gesehen habe), Hofer und BIPA - echt perfekt für Selbstversorger! Das Appartment ist voll ausgestattet mit Wohnzimmer (+Amazon TV, eigener Account notwendig, sonst kein TV Empfang), Küche, Bad und WC, Schlafzimmer). Alles sehr nett! Einzig limitierend ist eventuell, dass die Wohnung im 3. Stock ohne Aufzug ist; mit viel Radgepäck heißt das mindestens zweimal drei Stockwerke steigen - aber wir sind ja sportlich ... mein Rad, ohne Akkus, habe ich im Innenhof ziemlich gut gesichert, ich hoffe sehr, es bleibt dort gut gesichert.


Wie gesagt, TV steht nur über Internet zur Verfügung. Heute möchte ich noch das EM Qualifikationsländerspiel Österreich gegen Schweden schauen. Amazon Prime überträgt das meines Wissens nicht, ich habe aber einen Drei TV Account, der Online Streaming für 7,90€ im Monat von überall auf der Welt erlaubt. Es sind die Hauptsender vertreten, darunter natürlich auch ORF usw. ... drücken wir unsere Mannschaft also alle Daumen und großen Zehen, die wir haben ... der Ausgang und der Spielverlauf werden dann. morgen kommentiert ...


Mittwoch, 21.6.: ... wieder ein tolles Spiel gestern Abend ... die Vorfreude hat nicht getrügt und lasst uns diesen Sieg ordentlich zelebrieren. Ein Bild von der "Kiste", mit der ich das Spiel geschaut habe, das ORF Stadionbild und das sehr sehr schöne Ergebnisbild.

Österreich war von Anfang "bissig". Hat gepresst, spielte schnell und, was sich auch gestern wieder zeigte, ganz im Gegensatz  den letzten Jahren, ein Spiel mit einem ganz anderen Selbstverständnis. Als Zuseher hatte man eigentlich nie den Eindruck, dass Österreich dieses Spiel verlieren hätte können. Sehr sehr viele Torschüsse auf das schwedische Tor, doch ein überragender Goalie Robin Olsen hielt, was nur ging. Zur Halbzeit 0:0, die zweite Hälfte schnürte Österreich Schweden nahezu ihrer eigenen Hälfte ein. Erst in der 81. Minute gelang dann das 1:0 und es wären wohl alle froh gewesen, dieses Ergebnis über die Zeit zu bringen. In der 89. Minute folgte dann durch einen Abstauber das 2:0, beide Tore von Baumgartner geschossen. Eine tolle Leistung mit der Österreich jetzt auf einem sehr guten Weg ist, die direkte Qualifikation für die EM Endrundenteilnahme, nächstes Jahr in Deutschland zu schaffen. Soweit zum Spiel gestern ...


Heute morgen ist es in der Früh schon drückend schwül und während ich jetzt, um 17 Uhr diese Zeilen in "meinem" Appartment schreibe, gewittert und regnet es. Das war nach dem heutigen Wetter absehbar, es ist in der Früh schon schwül und sehr sehr warm.


Nach einem Tässchen Kaffee geht es in die Innenstadt, ca. ein Kilometer von meiner Unterkunft entfernt. Ich brauche ein paar Dinge, die ich dann doch zu Hause vergessen habe: Teller für meine Stöcke, die werden ich eventuell auf dem Gletscher brauchen, eine Abdeckung für die Spitze eines Stocks, ist gestern verloren gegangen und dann noch eine leichte Radfahrunterhose. Diese hatte ich tatsächlich nicht mitgenommen, da ich es bisher mit dem Gel-Sattel auf dem neuen Rad nicht für notwendig erachtet hatte. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass der Sattel doch für stundenlanges Fahren nicht ohne zusätzliche Polsterung ungeeignet ist. Zum Intersport und die entsprechenden Stücke gekauft und dann habe ich mich mit meinen Freunden Erich und Pi zum Mittagessen in einer Pizzeria getroffen. Es war ein sehr herzliches Wiedersehen, Erich hat mich als damaliger Forschungsleiter der chirurgischen Forschungslaboratorien von der Pathophysiologie an "seine" Abteilung geholt. Uns verbindet seit vielen Jahren eine herzliche Freundschaft und immer wenn ich in der Nähe von Trofaiach bin (der Wohnort der beiden), machen wir uns etwas aus und ich besuche ihn. Im Herbst vermutlich das nächste Mal, da ich ein Tal weiter meinen fixen Wohnwagen in Pichl-Großdorf, südlich vom Hochschwab, nur vier Kilometer vom Grünen See entfernt, stehen habe.


Nach einem netten Gedankenaustausch, was gibt es neues im AKH, wie geht's dem Job, verabschieden wir uns und die beiden fahren nach Graz, zu einem Golfspiel. Mir reicht es bei diesem Wetter und ich verbringe den Rest des Nachmittags in der noch kühlen Wohnung. Ein paar Bilder von Leoben habe ich natürlich auch gemacht, die zeige ich euch hier. Der Fluss, für alle, die es genauer wissen möchten, ist die Mur. Die Mur entspringt in der Ankogelgruppe, fließt dann später durch Leoben, macht einen ziemlichen "Knick" in Bruck an der Mur und erreicht dann Graz. Weiter geht es dann in die Südsteiermark, wo sie die Grenze zu Slowenien bildet. Im weiteren Verlauf fließt sie ostwärts durch Slowenien, bildet danach die Grenze zwischen Slowenien und Kroatien und später dann zwischen Kroatien und Ungarn. Nach 453 km mündet sie bei Legrad an der kroatisch-ungarischen Grenze in die Drau.

Das war's für heute, morgen geht es weiter nach Liezen, ca. 80 Kilometer Radfahren, es wird heiß werden, also werde ich doch etwas zeitiger losfahren, damit ich spätestens zu Mittag dort sein werde. Ehrlich - Hitze ist nicht meins und ich freue mich auf die Abkühlung am Freitag, auch wenn diese nach der derzeitigen Wettervorhersage mit einer Fahrt im Regen verbunden sein wird ...


Donnerstag, 22.6.:Einen Reisetag gibt es heute; von Leoben nach Liesen ... gestern Abend und in der Nacht hat es noch unglaublich geschüttet und gewittert. Die ORF Nachrichten haben von Unwettern in Mürz- und Mur-Gegen berichtet. Tatsächlich sind die Radwege über viele Kilometer mit Laub und abgebrochenen Ästen belegt; Schlamm, von Bergwegen, die den Radweg kreuzen, lässt erahnen, was sich gestern hier abgespielt.


Zunächst geht es von Leoben recht sanft ansteigend fast 45 Kilometer in Richtung Schoberpass. Bis dahin ist es bewölkt, es hat sehr angenehme Temperaturen, ganz im Gegensatz zu dem, was der Wetterbericht gestern für Leoben angekündigt hat. Der Schoberpass, der die Niederen Tauern von den Eisenerzer Alpen trennt, ist hier anscheinend eine Wetterscheide. Es lockert auf, plötzlich ist fast kein Wölkchen mehr am Himmel, eine kurze Pause und es geht von hier oben genauso stetig bergab. Es ist ein Traum, hinunter geht es mit so ca. 50 km/h, bis ich nach etwas mehr als viereinhalb Stunden und 550 Höhenmeter im Anstieg mein heutiges Quertier erreicht habe. Es ist eine nette ebenerdige Wohnung, heißt also, dass ich mein Rad im Wohnzimmer unterstellen kann. Mittlerweile hat es über 30 Grad und jetzt, um 18 Uhr gewittert und schüttet es wieder - das hat sich echt angekündigt.


Nach einer kurzen Rast geht es dann zum nahegelegenen Penny. Zurück im Quartier erhalte ich eine Email, die mir die Absage der sonntägigen Dachstein-Tour beschert ☹️ ... das ist sehr sehr bitter, meine Enttäuschung ☹️☹️☹️ könnt ihr vermutlich nachvollziehen. Ich mach mich gleich ins Internet und versuche einen Ersatzanbieter zu bekommen. Wird schwierig, aber eventuell ergibt sich noch etwas ... mal sehen ...


Ein paar wenige Impressionen von heute findet ihr anschließend, auch die Burg Strechau in Lessing, nur wenige Kilometer vor Liesen passiere ich.


Das Schlusswort für morgen ist dann ... mal sehen - vielleicht ergibt sich ja noch etwas ...


Freitag, 23.6.: erneut ein Fahrrad-Reisetag und der wird zu einem nicht sehr erfreulichen Tag werden. Während ich diese Zeilen am Samstag in der Früh schreibe, habe ich den gestrigen Tag, also Freitag, mittlerweile halbwegs verdaut ... aber der Reihe nach ... erschwerend kommt noch hinzu, dass mich seit Leoben eine geschwollene rechte Wange plagt, ist nicht dramatisch, aber irgendetwas spielt sich an einer Zahnwurzel ab. Wird mittlerweile auch schon besser und ich hoffe, es erledigt sich bald - sonst muss ich einen Zahnarzt aufsuchen - irgendwie läuft es nicht ganz rund im Moment, aber das kommt vor, wenn auch sehr sehr selten ...


Heute geht es also nach Ramsau am Dachstein. Was leider mittlerweile klar ist, es wird nicht auf den Dachstein gehen, denn die Tour wurde ja abgesagt und einen anderen Anbieter habe ich auch nicht gefunden. Also werde ich eine Wanderalternative finden müssen. Nach dem üblichen Packen schwinge ich mich aufs Rad, das Wetter ist ganz gut zum Radeln, bewölkt, angenehme Temperaturen und ich erhasche kurz nach der Ortsausfahrt von Liezen einen Blick auf den Grimming, dessen Gipfel schon ein wenig wolkenverhangen ist. Jetzt kommen ein paar interessante Fakten zu diesem Berg, die ich den Bergwelten entnommen habe: "Der Grimming im steirischen Dachsteingebirge ist 2.351 Meter hoch und belegt damit Rang 42 der höchsten Berge der Steiermark. Seine Höhe ist somit wohl kaum ein Markenzeichen. Viel eher sind es seine zu allen Seiten steil ins Tal abfallenden Wände, die ihn so markant aufragen lassen. Apropos Tal: Der markante Felsblock trennt das Ennstal im Süden vom Hinterberger Tal im Norden. 

Mit 'Grimming' wird einerseits der gesamte, rund 9 km lange und 4 km breite Gebirgsstock bezeichnet, andererseits ist damit auch häufig sein höchster Gipfel, der Hohe Grimming, gemeint. Wer diesen vom Ennstal aus erreichen will, muss sich übrigens auf einen kräftezehrenden Marsch über rund 1.700 Höhenmeter gefasst machen." ... und dann ein paar krasse Kuriositäten zu dem Berg: "So trug 2011 ein Gruppe junger Männer ein Puch-Moped in Einzelteilen auf den Berg, um es oben angekommen wieder zusammenzuschrauben und zu starten. Ende August 2018 wurde ein weiterer kurioser Rekord aufgestellt: Die Musikkapelle Bad Mitterndorf gab auf dem Gipfel ein exklusives Konzert vor rund 500 Zuhörern und Zuhörerinnen. Einige von ihnen sind selbst aufgestiegen, der Rest wurde mit dem Hubschrauber abgesetzt." ... soviel zum Grimming.

Für heute ist im Laufe des Tages, besonders je weiter ich nach Westen komme, schlechter werdendes Wetter angesagt. Daher bin ich um kurz vor Acht losgefahren, um vor der Regenfront mein Quartier zu erreichen. Ziemlich genau 60 Kilometer sind es bis dorthin; die ersten 45 Kilometer gehen in zwei Stunden nahezu eben dahin, keine besonderen Steigungen, da ich auch überwiegend die Bundesstraße nutze. Diese ist allerdings recht stark befahren, auch von LKWs, sodass es eher ein riskantes Abenteuer ist. Zeitweilig weiche ich auf Radwege oder auf Nebenstraßen aus, um dem starken Verkehr zu entkommen.

Kurz nach der Abzweigung Ramsau lege ich eine Pause ein. Das Fahren mit dem vielen Gepäck und einem recht schweren Rucksack am Rücken, ist manchmal etwas mühsam 😉. Eine kleine Stärkung und dann fängt es, wie aus heiterem Himmel zu schütten. Okay, es war bewölkt, aber so dramatisch hat es nun auch wieder nicht ausgesehen. Ich nehme mein Handy von der Halterung, angesteckt an der USB Buchse des Unterstützungreglers des Motors, denn obwohl es Wasserdicht ist, traue ich dem nicht so richtig. Regengewand übergezogen, zumindest die Regenjacke und es geht weiter. Der Regenguss hält nicht lange an, vielleicht so 10 Minuten, aber wie sich später herausstellen wird, mit fatalen Folgen ...

Nach 350 Höhenmeter erreiche ich die Ortstafel von Ramsau und wie ihr an dem roten Schild auf der linken Straßenseite im Hintergrund erkennen könnt, den Spar. Ich werde für die nächsten Tage noch etwas Einkaufen, da dies die nächstgelegene Einkaufsmöglichkeit ist und mein Quartier immerhin 6 Kilometer von dieser entfernt ist.

Eingekauft und dann geht es die nächsten zwei Kilometer nochmals 160 Höhenmeter hinauf, bevor es dann ein paar Kilometer bergab zur Unterkunft geht. Eine kurze Strecke und ich werde vor dem "großen" Regen ankommen ...


... so der Plan, nur habe ich die Rechnung ohne mein Rad gemacht. Die Steuereinheit fängt kurz nach dem Spar plötzlich an zu blinken und das elektronische System/der Motor dreht sich ab. Okay, das kenne ich ja schon von meinem anderen eBike. Ich hatte so eine Situation einmal am Semmering vor zwei Jahren, auch da hat sich das Rad plötzlich ausgeschaltet - der Motor war einfach überlastet und überhitzt, zumal es auch ca. 30 Grad hatte.

Das Rad abgestellt, es regnet ja nicht mehr, ein paar Minuten gewartet und wieder den Powerknopf gedrückt. Dasselbe mit zwei entsprechenden Fehlermeldungen am Display "Comm fail" und "Sync err" und sofortiges, alleiniges Abschalten des Systems. Das klingt nicht gut! Mein Rad ein paar Meter zu einer Bushaltestelle geschoben, gewartet und neu gestartet - dieselbe Fehlermeldung.

Am Handy die Bedienungsanleitung heruntergeladen und nachgeschaut, was das rote Licht an der Steuereinheit, verbunden mit dem Aufleuchten der zweiten LED (von fünf) an der Bedieneinheit bedeutet. "Motor issues" ist die Erklärung und das ist nun wirklich nicht gut. Akku raus, Range Extender Akku abgestöpselt, Akku rein und verschiedene Kombinationen probiert - kein Erfolg. Ich nehme mein Handy und rufe meinen Giant Händler/Mechaniker in Klosterneuburg an. erkläre ihm die Lage, ich versuche noch einiges - aber erneut ohne Erfolg. Es sind ja nur noch etwas mehr als 5 Kilometer bis zur Unterkunft, das sollte ich irgendwie schaffen. Doch ohne Unterstützung ist das eBike mit dem entsprechenden Gewicht nur schwer zu Fahren. Leicht ansteigend geht ja noch, doch sobald es steiler wird (und es sind noch 120 Höhenmeter zu überwinden), muss ich absteigen und schieben. Echt nicht lustig. Zwischenzeitlich erhalte ich vom Giant-Shop in Klosterneuburg eine SMS, dass es in Schladming ein Radsportgeschäft gibt "Radsport Werner", welches ebenfalls Giant führt und auch Giant Reparaturen durchführt. Sehr nette Mitteilung, nur wie komme nach Schladming? Erst einmal muss ich mein Quartier erreichen, welches ich dann nach kräfteraubendem Schieben auch um 12:30 erreiche, Ich melde mich an und wenn ich ehrlich bin, habe ich im Moment ziemlich die Schnauze voll 🤮 ... es reicht und ich lege eine Pause mit einem kurzen Schläfchen auf der Coach im Zimmer ein.

Um 15 Uhr öffnet das Radgeschäft in Schladming, es ist 14:30 und ich rufe die Nummer des Geschäfts an. Ein sehr freundlicher Herr nimmt meinen Anruf entgegen, ich erkläre ihm meine Situation und er meint, er muss sich das vor Ort anschauen. Klar, nur wie komme ich nach Schladming. Abholen kann er mich nicht, da sein Geschäft ziemlich voll ist. Also rufe ich ein Taxi, ein eher größeres, und nach einer halben Stunde stehe ich im Geschäft. Einige Kunden sind noch vor mir an der Reihe, dann komme ich dran und das Rad wird begutachtet. Mittlerweile ist die Elektronik zumindest so weit, dass sie stabil online bleibt. Er führt über Bluetooth mit seinem Computer einen sehr intensiven Check durch und die Software findet keinen Motorfehler und auch sonst keinen Fehler. Das ist zumindest mal beruhigend. Nochmals gebe ich ihm die Beschreibung, wann und wie das Problem aufgetreten ist und er kommt zu dem Schluss, dass es sich am ehesten um ein Feuchtigkeitsproblem handelt. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich mein Handy über die USB Buchse auflade, trocknet er diese, soweit es geht - die Steuereinheit ist fix verschraubt, die kann man nicht öffnen - und siehe da, das Problem scheint behoben zu sein - mein Handy habe ich zwar von der USB Schnittschnelle, als es Anfing zu schütten entfernt, jedoch nicht die USB Schnittstelle mit der Abdeckung verschlossen. Erneut verschiedene Tests durchgeführt, auch unter Belastung, das System scheint stabil zu sein. Wenn es das tatsächlich gewesen sein sollte, dann ist es allerdings tragisch! Bei dem Preis des Rads sollte man annehmen, dass auch eine entsprechend feuchtigkeitsunempfindliche USB Buche mit verbaut wird, andere Hersteller schaffen das ja auch!!! Seine Zeit verrechnet er mir nicht - ein wirklich tolles Service - meinem Giant Store in Klosterneuburg soll ich ausrichten, dass er ein Gratisbier bekommt, wenn er mal in Klosterneuburg ist.


Wieder ein Taxi gerufen und zurück nach Ramsau. Ich lade den Akku voll auf, gebe ihn ins Rad, schalte es an - es scheint tatsächlich stabil zu sein. Ob dem so ist, werde ich dann spätestens am Montag sehen, wenn es weitergeht. Drückt mir die Daumen ...


Morgen werde ich versuchen, ein Update für die Software des Rads zu installieren, wenn ich nicht ohnehin die letzte Version schon installiert habe, wurde mir empfohlen. den Rest des Tages, es ist mittlerweile 16:30, verbringe ich lesend und Filme schauend. Es hat sich so eine Art Minidepression breit gemacht, zumal es mittlerweile auch ordentlich regnet und gewittert. Morgen soll es angeblich besser werden, mal sehen ...


Samstag, 24.6.: ein denkwürdiger Tag ... in früheren Jahren habe ich in meinen Reiseberichten geschrieben, dass diese auch irgendwann mal ein wenig Zeitdokumente sein können. Nicht nur von sportlicher Seite aus, das ist relativ unverfänglich, aber auch von politischer Seite ... und da hat sich heute sehr viel ereignet.


Es ist mittlerweile 18:30 und in Russland spitzt sich die innenpolitische Lage weiter zu. Prigoschin rückt mit seiner Wagner Söldnertruppe weiter nach Moskau vor und ist jetzt nur noch wenige hundert Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt. Es wird damit gerechnet, dass sie Moskau in der Nacht erreichen werden. Was sich dann ereignen wird, ist derzeit vollkommen unbestimmt und nicht absehbar.


Der ORF brachte um 7:34 die Eilmeldung: "Wagner-Söldner in Armeehauptquartier in Rostow - Laut dem Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, befindet sich das Armeehauptquartier im südrussischen Rostow unter Kontrolle seiner Söldner. 'Wir befinden uns im Hauptquartier (der Armee, Anm.), es ist 7.30 Uhr (06.30 MESZ, Anm.)', sagt Prigoschin in einem auf Telegram veröffentlichten Video." Ab da folgen auf dem ORF Live-Ticker fast minütlich neue Informationen. Neben diversen Arbeiten am Computer (es ist ein Ruhetag angesagt), habe ich den Live-Ticker aufmerksam verfolgt. Auch Sondersendungen im ORF oder anderen Fernsehkanälen gibt es und hat es gegeben. Die Bedeutung und der Ausgang dieses Machtkampfes ist nicht klar. Prigoschin hat sich die letzten Wochen wiederholt gegen die russische Militärführung gestellt, teils mit extrem verbalen Attacken. Jetzt aber läuft es auf einen Machtkampf Putin Prigoschin heraus. Dies bedeutet mehr oder weniger Pest gegen Cholera. Beide Personen sind Kriegstreiber und der eine ist nicht besser als der andere. Die nächsten 48 Stunden werden, laut den Experten/Expertinnen wohl entscheidend sein.

Die letzte Meldung des ORF um 18:32, bezieht sich im Grunde auf das Wesentliche, die  Unterstützung der Ukraine: "US-Präsident Joe Biden hat sich mit den Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Deutschland und Großbritannien zu der Lage in Russland beraten, berichtet das Weiße Haus. Alle hätten 'ihre unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine' bekräftigt, heißt es in einer Mitteilung."

Eine Nachricht des ORF, von 19:10 finde ich ebenfalls bemerkenswert, danach wird sich mit Blick auf die Ukraine nichts ändern: "Militärexperte: Kein Putsch, aber Meuterei - Der britische Militärexperte Lawrence Freedman sieht in dem Marsch der Wagner-Söldnertruppe auf Moskau keinen Putsch oder Aufstand. 'Es handelt sich aber sehr wohl eine Meuterei', schreibt der frühere Professor für Militärstudien am King’s College in London auf seinem Blog. Das 'einzige Ziel' von Prigoschin sei es nämlich, Verteidigungsminister Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerasimow, der auch russischer Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Ukraine ist, 'aus dem Weg zu räumen und die von ihnen im Krieg verfolgten ‚Fleischwolf‘-Strategien zu ersetzen', so Freedman.


Vor dem Haus bin ich soeben noch ein paar Schritte gegangen. Es lockert langsam auf und der morgige Tag verspricht sehr sehr sonnig und angenehm zu werden - wenn wir die vielen politischen Lagen mal außen vor lassen.


Der Bergerhof ist, wie schon bereits erwähnt, doch einige Kilometer vom Ortskern entfernt und liegt nahezu als letztes Haus doch sehr einsam auf einem abschüssigen Hang. Das Haus ist ausgesprochen liebevoll eingerichtet, die Zimmer sind super, es gibt auch ganze Apartments, eine zentrale Einheit bildet die Küche. Sitzgelegenheiten auf verschiedenen Terrassen laden zum Relaxen ein. Ein paar Bilder unten sollen euch das verdeutlichen.

Die Elektronik des Rads dürfte stabil sein, ich habe es mehrmals getestet heute. Ein Software Update war nicht notwendig, da bereits die letzte Version installiert ist. Das Checken der Hauptkomponenten, so auch den Motor, über meine Giant Handy App, brachte ebenfalls keine Fehlermeldung. Ich bin also optimistisch, dass dies hoffentlich ein Einzelfall gewesen ist und tatsächlich auf die Feuchtigkeit zurückzuführen. Trotzdem werde ich das Problem bei meinem Händler in Klosterneuburg noch ansprechen, denn passieren darf es nicht!


Morgen gibt es also schönes Wetter, ich werde daher eine Tour zur Dachstein Südwandhütte unternehmen. Das ist eine wenig Höhenmetertraining auch für die Tour kommenden Sonntag auf den Großvenediger - wenn sie dann stattfindet ...


Sonntag, 25.6.: das politische Drama in Russland hat dann gestern Abend noch ein überraschendes Ende gefunden. Prigoschin hat nach einem Vermittlungsversuch des Weißrussischen Präsidenten Lukaschenko seinen Marsch auf Moskau abgebrochen, dies ca. 200 Kilometer vor den äußeren Stadtgrenzen. Seiner Aussage zur Folge wollte er Blutvergießen vermeiden; was wirklich dahintersteckt, werden wir vielleicht nie erfahren, oder erst in ferner Zukunft. Nach dem Abbruch wurde ihm und seiner Söldnergruppe Straffreiheit von Präsident Putin zugesagt - zuvor wurde er von den russischen Behörden als Verräter polizeilich gesucht und verfolgt. Auch das ist eine eigenartige Wendung. Es gibt aber noch zwei weitere sehr beunruhigende Meldungen: die erste sagt, dass Prigoschin nach Weißrussland weiterzieht und das könnte eventuell für die Ukraine ein Zweifrontenkrieg der überzeugt Russland zugehörigen Söldnergruppe heißen. Die zweite nicht einzuordnende Meldung ist die, dass seit seinem letzten Auftritt gestern Abend, Prigoschin von der Bildfläche verschwunden ist. Es gibt keine Nachrichten über seinen Aufenthaltsort - und das ist sehr eigenartig und verwirrend. Was sich tatsächlich im Hintergrund abspielt, werden wir eventuell die nächsten Tage hören und lesen. Putin, der durch die "Meuterei" als geschwächt gilt, wird vermutlich versuchen, seine bisher "starke" Position wiederherzustellen ... wir werden sehen ob und wie ...


Aber zum heutigen Tag. Mal abgesehen von der Absage der vor einiger Zeit geplanten und abgesagten Dachsteintour und der damit verbundenen doch, das muss ich zugeben, schwermütigen Gemütsverfassung, war der heutige Tag trotzdem großartig.


Angefangen hat es mit einem Blick aus dem Fenster um 5 Uhr in der Früh - kein Wölkchen am Himmel, die Sonne kommt langsam hervor. Es wird ein sehr schöner Tag werden und der Wanderung zur Dachstein Südwandhütte steht nichts im Wege. Es gibt wieder einmal ein super Frühstück und es kommen die drei jungen Burschen (nun ja, zumindest wenn ich sie mit meinem Alter vergleiche 😂) in den Frühstücksraum. Ich habe sie gestern am frühen Abend, nach meinem kleinen Spaziergang um das Haus schon gesehen und der eine der Herren, konnte sich kaum bewegen, sodass ich annahm, er hätte sich verletzt. Auf meine Frage, ob alles okay wäre, antworten sie etwas, was ich nicht so richtig einzuordnen wusste.

Beim Frühstück wird es mir dann klar. Demjenigen, dem es gestern nicht besonders gut ging, er bewegte sich beim Abholen seiner Frühstückzusammenstellung auch etwas eigenartig, ein wenig steif und hölzern. Seine beiden Freunde/Begleiter fragten ihn auch dann scherzend: "Warum gehst so komisch ..." Das lässt mit aufhorchen und ich frage mal nach.

Es stellt sich heraus, dass der etwas "Behinderte" gestern den Austria eXtreme Triathlon gewonnen hat. Dieser besteht aus unfassbaren drei einzelnen Bewerben in Kombination: 1. 3,8 Kilometer Schwimmen in der Mur, einmal 1,9 Kilometer stromabwärts und dann retour 1,9 Kilometer stromaufwärts; 2. 186,6 Kilometer Radfahren über das Gaberl, ins Mur- und Lachtal, über den Sölkpass bis zum Staudamm in Großsölk und 3. dann 43,6 Kilometer laufend bis zur Dachstein Südwandhütte und zum Ziel bei der Talstation der Dachsteinseilbahn. Das ist schon seeeeeeehr extrem krass und Chistian, der Gewinner und neuer Sterckenrekordhalter, sagt selber - nachdem ich mich nach seiner Motivation erkundigt habe - "man muss schon einen gehörigen Vogel haben, um das durchzuziehen" - es gibt derzeit noch keine Pressemitteilungen zu dem Triathlon gestern, diese werden dann nachgereicht. Seine Streckenrekordzeit habe ich mir nicht gemerkt, es war irgendetwas mit 12 Stunden usw., auch das werde ich weiter recherchieren. Es waren im Endeffekt wohl so ca. 4.000 Höhenmeter mit Rad und Laufen, das Gegenstromschwimmen in der Mur, dürfte wohl auch ziemlich krass gewesen sein. Christian ist auf dem unteren Bild links zu sehen, seine Freunde und Begleitmannschaft (so etwas geht nicht alleine und die beiden anderen waren auch ziemlich erledigt), sind Karl und Diba ... einfach unfassbar diese Leistung - ich für meinen Teil (auch wenn ich deutlich älter bin - Christian ist 40 - kann sie überhaupt nicht nachvollziehen, auch wenn ich, nach Aussage von Christian mit dem Vorhaben meiner Tour auch schon etwas in das "Kopf-Vogelrevier" falle (er hat's anders ausgedrückt 😉)).

Nach dieser anregenden morgendlichen Plauderei geht es um 8 Uhr in Richtung Dachstein Südwandhütte. Ein echt traumhafter Morgen, frisch (so ca. 10 Grad) und es geht bergauf, zunächst eine Forststraße durch Wald und stetig ansteigend, immer den Dachstein im Blick (irgendwie tut es mittlerweile ganz besonders weh - dieses Wetter und ich kann nicht hinauf 😩). Trotzdem, die gehende Bewegung macht Spaß, ist anders als Radfahren - Radfahren ist für mich halt "nur" mittel zum Zweck, um auf möglichst unterhaltsame Art von A nach B zu kommen - mehr aber auch nicht. Ein paar Bilder sollen den schönen Weg verdeutlichen, der bis zur Hütte geht, mit prächtigen Ausblicken in die Südwand, aber auch nette Blicke zurück ins "Tal". Alle Bilder (und viele, die ich hier nicht zeige) sind hervorragende Kandidaten für ein Kalenderbild für das nächste Jahr ... kurz vor der Dachstein Südwandhütte lege ich auf einer Bank eine Pause ein - zu viele Menschen auf der Hütte - daher quere ich sie nur kurz und begebe mich abwärts.

Nach nicht ganz drei Stunden Anstieg und 900 Höhenmeter geht es dann in 20 Minuten bergab zur Talstation der Dachstein Gondelbahn. Der Anbieter empfiehlt dringend für die Sommermonate eine Reservierung mindestens eine Woche im Vorhinein vorzunehmen. Nach meinem Dachstein-Gipfel-Desaster befürchte ich auch hier Schlimmes, doch siehe da, es ist kurz nach 12 Uhr und ich ergattere einen Platz um 12:45. Das ist super, so habe ich ein wenig Zeit meine zwei Bananen zu essen und auch etwas Flüssigkeitsausgleich zu betreiben - das tut gut. Um 12:15, ich kaue gerade noch an meiner Banane, ruft eine Dame der Gondelbetreiber, sie hätte noch vier Plätze frei - also los dann.

Es geht bis auf 2.800 Meter Höhe, also 1.000 Meter Höhenunterschied in 10 Minuten Fahrzeit. Die Gondel, die bis zu 50 Personen Platz bietet, bewegt sich mit einer Fahrgeschwindigkeit von 43 km/h ohne Zwischenstütze in bis zu 210 Meter Höhe über die Dachstein-Südwand. Oben angekommen, empfängt einen sofort das Panorama derbes Großen Koppenkarsteins. Schon das ist beeindruckend, der Ausblick auf den Dachstein, mit seinen steil abfallenden Felswänden, aber noch beeindruckender ... und wie gesagt - Wehmut ...

Apropo Wehmut ... da muss ich an dieser Stelle eine Geschichte erzählen, die viele viele Jahre zurückliegt. Was ich, ich glaube es zumindest, bisher nicht erwähnt habe, dass ich nicht zum ersten Mal auf dem Dachstein gewesen wäre. Meine bisher erste und einzige Besteigung liegt ziemlich genau 45 Jahren zurück - ich kann mich zwar erinnern, doch die genauen Daten sind mir nicht mehr ganz präsent, ich war damals 18 Jahre ... noch ein zwei/drei Jährchen zurück, weil dies gehört zu der Geschichte, habe ich zwei ebenso kletterbegeisterte Burschen (beide mit Vornamen Reiner) kennengelernt. Mit dem "einen" Reiner war ich auf Bergtouren der Pfarrgemeinde unterwegs, die ich in meinem "Vorwort" erwähnt habe, der andere Reiner war sein Freund. Wir Drei haben uns als 16/17-Jährige für das Klettern begeistert und haben getrennt voneinander intensive Bergerfahrungen gemacht. Ich über Kletter- und Gletscherkurse, sodass sich darüber gemeinsame Interessen entwickelt haben. Wir haben dann mit 17 die Idee geboren, gemeinsam zum Klettern in die Alpen zu fahren. Wir fahren alle drei fit, um im 4.-5. Schwierigkeitsgrad vorzusteigen (nebenbei, wenn ich an diese Zeit zurückdenke - für mich heute fast unvorstellbar). So sind wir mit der Bahn das erste Jahr (1977) in die Dolomiten gereist und sind dort verschiedene Klettersteige gegangen - auch das war krass, 500 Meter Luft unter dem Hintern haben mir damals nichts ausgemacht - machen mir auch heute noch nichts aus, nur die Schwierigkeit ist eine andere geworden.

Im nächsten Jahr, 1978, ich hatte gerade meinen Führerschein gemacht, sind wir dann in die Dachstein Region gefahren. Und wie es das Wetter im Sommer im Jahr zuvor schon war, hatten wir auch in diesem Jahr einen ziemlich kalten Sommer erwischt. Wir sind damals bei Minusgraden von der Adamekhütte (auf der Nordseite des Dachsteins, von den Gosauseen aus zu erreichen) über den Westgrad auf den Dachstein gegangen, ein leichter Klettersteig. Allerdings bei leichtem Schneefall und ich kann mich noch erinnern, als wenn es gestern gewesen wäre, am Gipfel ein Gipfelkreuz mit Schnee-/Eisfahnen - einfach unglaublich - also wie gesagt, ich war schon mal oben ...

... aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Wir haben das gemeinsame Bergsteigen aus Zeitgründen dann aufgegeben ... und ich werde das Folgende hier einfach berichten ... als ich dann 1986 nach Wien kam und Edith und ich geheiratet haben, haben wir  eine gemeinsame Tour auf den Großglockner geplant. Es wäre der Stüdlgrat gewesen, zum damaligen Zeitpunkt kein Problem, denn ich habe mich im 2. und 3. Schwierigkeitsgrad absolut sicher gefühlt und besonders Gratkletterei habe ich geliebt - Edith hätte ich da schon raufgebracht 😉. Auf der Stüdlhütte (diese habe ich letztes Jahr ebenfalls für meine Glocknerbesteigung besucht), vor dem Tag der geplanten Tour, bin ich dann regelrecht eingegangen - Durchfall, Erbrechen, alles was man sich vorstellen kann - also am nächsten Tag keine Tour und Abbruch des Vorhabens.

Die Erklärung für meinen gesundheitlichen Zustand ist sehr wahrscheinlich die Folge einer psychischen Reaktion ... einer der beiden Reiner (beide Reiner kamen aus Düsseldorf) ist ca. 1 Monat vorher, mit einem Freund aus einem Düsseldorfer Sportgeschäft zu einer Mont Blanc Tour an einem Freitag aufgebrochen. Ziel war es dann, am Samstag auf die Hütte aufzusteigen und den Mont Blanc am Sonntag zu besteigen. Erwähnen muss ich noch, dass Reiner der Zäheste von uns dreien war, einmal sehr sehr konditionsstark, zum anderen auch immer etwas mehr wollte wie wir. Tatsächlich wurde für den Sonntag, für den späteren Tagesverlauf, schlechtes Wetter angekündigt. So haben die beiden nur das Notwendigste mitgenommen, um möglichst schnell sein zu können. Tragischerweise kam die Wetterfront aber früher und es hat heftigst angefangen zu schneien und ein Weiterkommen war nur sehr schwer möglich. Nach Erzählungen seines Begleiters kam dann wohl auch noch hinzu, dass Reiner sehr schnell abgebaut hatte, was für ihn sehr sehr untypisch war - wir können uns das bis heute nicht erklären - eventuell Höhenkrankheit. Jedenfalls hat sein Begleiter, ich weiß seinen Namen nicht mehr, Reiner eine Schneehöhle gegraben und ihn dort hineingelegt. Er hat es dann noch bis zur Hütte geschafft. Dann war das Wetter allerdings über Tage so schlecht, dass es keine Chance gab, Reiner zu suchen und zu retten - die Aussage derjenigen, die ihn später gefunden haben, war, dass er genauso da lag, wie sein Freund ihn hinterlassen hatte.

Das ist schon tragisch genug, doch das Drama ist noch nicht zu Ende. Die Kommunikationsmittel Mitte der Achtziger Jahre waren noch weit von Handys entfernt. Seine Eltern, die zu derselben Zeit in Griechenland auf Urlaub waren - und es war damals einfach so, man verabschiedete sich von seiner Familie für Wochen in den Urlaub und tauchte dann irgendwann wieder zu Hause auf - lasen in Griechenland die BILD Zeitung. In einem kleinen Absatz sahen sie dann, dass ein Reiner Sch... aus Düsseldorf (so stand es tatsächlich in der Zeitung) am Montblanc erfroren ist. Darauf haben sie natürlich ihren zweiten Sohn angerufen und er konnte ihre Befürchtungen nur bestätigen ...

... als der "andere" Reiner mich anrief und mir den Tod von Reiner mitteilte, hatte mich diese Nachricht vollkommen aus dem Tritt gebracht - ich kann es nicht anders sagen ... nun, das wird dann auch vermutlich die Erklärung sein, warum die Glocknerbesteigung im Jahr 1986 nicht stattgefunden hat ... Nach vielen vielen Jahren habe ich es immer noch nicht richtig verarbeitet und die Erinnerungen leben fort - so steht ein selbstgezeichnetes Bild, welches Reiner mir zu meinem 18. Geburtstag geschenkt hat, an meinem Schreibtisch zu Hause und seine Erinnerung lebt in mir weiter ...


Zurück zu heute, das "Gipfelplateau" nach der Ankunft der Gondel an der Bergstation ist doch recht touristisch angelegt. Es gibt ein Gipfelrestaurant, einige Liegestühle und die Erlebnis Gletscherwelt, unter anderem mit Hängebrücke und dem Eispalast. Beides sehe ich nicht zum ersten Mal, doch beides ist immer einen erneuten Besuch wert. Wenn die Fahrt mit der Gondel unter der Benützung der Gästekarte auch nichts gekostet hat (Normalpreis 47€ laut Internet), so sind 10€ für Hängebrücke und Eispalast zu bezahlen - es zahlt sich aber aus, glaubt es mir. Zunächst auf die Hängebrücke und da entwickelt sich ein Stau, weil die meisten Besucher auch ein Bild von sich auf der Treppe ins Nichts machen wollen. Es gibt einige Diskussionen auf der engen Hängebrücke zwischen den wartenden Besuchern und den Besuchern, die keine Fotos machen möchten und sich an der wartenden Schlange vorbeidrängen möchten. Tja. es ist halt eine schnelllebige Zeit und der Zeitfaktor spielt anscheinend auch hier oben eine Rolle ...

Der Eispalast ist immer wieder sehenswert und die Skulpturen, die dort aus dem Eis geschnitzt wurden, sind mit der entsprechenden Beleuchtung auch sehr eindrucksvoll. Die Gänge, die sich durch den Gletscher ziehen, befinden sich überwiegend 6 Meter und der der Gletscheroberfläche.

Kurz vor dem Ausgang befindet sich noch das "Gästebuch". Danach geht es mit der Gondel wieder hinab und etwas mehr als acht Kilometer bis zum Bergerhof. Ein wunderschöner Rückweg, tolle Ausblicke, vorbei an einem kleinen Teich - irrsinnig toll gelegen, im Hintergrund wird gegrillt - auch das ist Urlaub und Entspannen ...

Aber zuletzt, nach diesem ereignisreichen Tag, ein ganzseitiges Bild auf das Dachstein Massiv von der Terrasse des Bergerhofs ... auch hier lässt es sich aushalten. und ich werde vermutlich "für den Dachstein" an einem Wochenende nochmals hier nächtigen.


... so, das war's für heute - sehr sehr umfangreich mit ausgesprochen persönlichen Erinnerungen - aber auch das musste sein und gehörte ganz einfach zu diesem Dachstein-Tag ...


... morgen geht es dann weiter nach Bad Gastein wo ich mich für die nächsten drei Nächte einquartiert habe ... es liegt ein wenig abseits der Tour ... den Grund erfahrt ihr dann morgen ... (wenn mein Rad es zulässt)


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