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Shivalaya bis Lukla


… der erste, vorbereitende Trekkingabschnitt …

Sonntag, 2.4.: das Motto des heutigen Tages - ICH HAB‘S ÜBERLEBT ….

… aber zurück zum Anfang. Aufstehen um 6 Uhr, Abfahrt ist für 7 Uhr angekündigt, genieße ich ein wirklich exzellentes Frühstück. Ihr seht es unten. Dann noch zwei Bananen und zwei kleine Cakes für unterwegs eingepackt und es kann losgehen. Ich bin abfahrbereit in der Lobby, ausgecheckt habe ich auch schon und mein Fahrer und der Tourguide der ersten Tour warten schon auf mich. Der Tourguides wird uns von Shivalaya bis Gokyo, als die gesamte Tour begleiten. Wer uns ist, weiß ich noch nicht, denn ich bin ja, zumindest hier der einzige, der zu diesem Ort gebracht wird.

Es geht also los … raus aus dem Verkehrsgetümmel von Kathmandu, das allerdings braucht seine Zeit, ca. eine Stunde, bis wir den Großraum dieser mehr als Zwei-Millionenmetrole hinter uns lassen. Warum es nicht pausenlos irgendwelche Unfälle gibt, werde ich vermutlich nie begreifen. Ich bin auf Sizilien, in Palermo Motorrad gefahren und ich empfand es damals schon als echt heftig. Hier aber - nein, nie und nimmer; in die Verlegenheit werde ich vermutlich auch nie kommen 😉. Insgesamt werden wir drei Bergrücken passieren, bis wir in Shivalaya ankommen. Wir sind schnell unterwegs, unser Fahrer drückt gewaltig aufs Gas. Auf Serpentinenstraßen werden die Kurven geschnitten, obwohl die Gegenseite nicht einsehbar ist. Es ist echt beunruhigend und irgendwie befürchte ich, dass wir entweder mit einem Auto, einem Bus, einem LKW frontal zusammenstoßen oder die immer präsenten Motorradfahrer unfreiwillig unseren Kühler in zwei Teile teilen. Erstaunlicherweise geht es sich aber immer aus, auch das ist mir ein Rätsel - nicht ganz sieben Stunden Adrenalin pur - mal abgesehen von Kathmandu, das war harmlos gegen die durchrasten Bergstrecken. Die Straßen waren als nicht so gut vom Reiseveranstalter angekündigt, das allerdings war die Übertreibung des Jahrhunderts; riesige Schlaglöcher oder weggespülte Straßen wurden teils auf der Gegenseite umfahren - wie gesagt, immer unter Einbeziehung des Gegenverkehrs. Einen kleinen Einblick des „Überlebens“ geben die nachfolgenden Bilder wieder.

Es hat aber auch sehr sehr nette Ausblicke gegeben, Blicke tief ins Tal, die ersten schneebedeckten Berge in weiter Ferne und dann auch noch zweimal eine kurze Rast 😉. Einmal beim Überqueren eines Hügels auf 2.600m und dieselbe Höhe bei einem anderem Hügel. Tatsächlich lassen sich diese Erhebungen hier nicht anders bezeichnen, da sie zum einen teilweise bebaut sind, zum anderen eine vollkommen andere Vegetation wie bei uns zu Hause zeigen. Bäume gibt es auch auf dieser Höhe. Übrigens ist der silberne Mini-Toyota das Gefährt der Achterbahnfahrt 😉.

Kurz vor 14 Uhr erreichen wir unseren heutigen Zielort, ich MUSS mich jetzt ein wenig bewegen und gehe einmal durch den Ort. Vorher wurde noch von „meinem“ Träger - ab morgen dann - meine Gepäcktasche aufs Zimmer getragen 😉. Irgendwie ist er ein schmächtiges Kerlchen, aber das heißt ja nichts. Die Lodge, in der ich diese Nacht verbringen darf, seht ihr unten und auch das Zimmer. Dieses wird so ähnlich in allen anderen Lodges der nächsten zweieinhalb Wochen aussehen. Bettwäsche gibt es natürlich keine, außer dem Betttuch und einem Kopfkissen, es hat schließlich jeder seinen Schlafsack dabei - den werde ich später auspacken. Es gibt natürlich noch eine Besonderheit; das WC ist auf dem Gang, nicht so ungewöhnlich, das WC Papier bringt aber jeder selbst mit. So habe ich zwei Rollen eingepackt, um Platz zu sparen, die Papprolle entfernt - das wird wohl reichen 😉.

Recht nett finde ich auch das Tourismus Office - hat sogar geöffnet … um zu dem Foto der Dorfansicht zu gelangen, darf ich die mit Gebetsfahnen geschmückte Hängebrücke passieren. Von denen werden mir noch einige auf meiner Tour begegnen.

Und siehe da, dieser kleine Ort hat auch eine eigene Schule. Ist auch nicht weiter verwunderlich, denn diese Straßen könnte kein Bus passieren … Die Schule besteht aus einem gemauerten Gebäude und zwei Wellblechgebäuden. Eines dieser Klassenzimmer habe ich fotografiert und auf dem rechten Bild unten seht ihr am Ende der Wand ein Regal mit lauter kleinen Dingen darin. Nein, das sind keine Stifte, sondern Zahnbürste und Zahnpasta, echt gut!

Mittlerweile ist auch das Rätsel gelöst, wie viele Gäste/Wanderer sich in meiner Gruppe befinden - genau einer, nämlich ich … und das ist schon etwas unheimlich. Ich wandere also mit einem Tourguide (der Reiseleiter stößt in Lukla zu uns) und einem Träger. Das wird eine spannende Erfahrung werden. Vorstelllen werde ich euch die beiden dann morgen 😉.

16:30 und das tägliche Gewitter lässt einen Schauer nieder … für heute ist dann nichts mehr angesagt, außer einem Abendessen so gegen 18:30 Uhr. Es wird das nepalesische Nationalgericht sein, Dal Bhat; ein köstliches Gericht bestehend aus Linsensoße (Dal) und Reis (Bhat), welches oftmals mit einer scharf gewürzten Gemüsebeilage (Takari) gereicht wird; dann eventuell noch eine nette Plauderei und ich werde mich heute zeitig schlafen legen. Irgendwie habe ich letzte Nacht nicht so gut geschlafen und an ein Nickerchen bei dem Überlebenstraining war nicht zu denken - ich hätte mir zu oft den Schädel am Seitenfenster oder sonst wo angehauen. Soviel zum Schlusswort des Tages …


Montag, 3.4.: eine sehr angenehme Nacht - der Schlafsack ist schon super! Es hatte wohl so 8 Grad und irgendwie war es mir im Schlafsack zu warm, als Decke hat er aber auch nicht gereicht. Es war von unten einfach zu kalt; also ein wenig geöffnet …

… nach einem knappen Frühstück (Porridge und einem lokalen schwarzen Tee), geht es fast pünktlich um 7:30 endlich los. Ich hatte mich schon so auf das Wandern gefreut - ES IST SOWEIT - heute geht es nach Bandar. Noch ein schnelles Foto mit Mingma, meinem Tourguide und Revin, meinem Träger. Wie Revin meine Tasche und seinen Rucksack mit dem Stirn-/Kopfband transportiert, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Das ist ein weiteres Rätsel was ich nicht verstehen werde, zumal Mingma erklärt, dass er üblicherweise 30 Kilogramm oder mehr transportiert. Die Trägerprofis tragen bis zu 60 Kilogramm, einfach unfassbar - im Laufe des Trekks werden wir ab Lukla vermutlich einigen begegnen. So aber wiegt mein Gepäckstück schlappe 15 Kilo, er hat also einen ruhigen Arbeitstag 😉 vor sich, ich trage so ca. 7-8 Kilo herum, da heute noch 2 Liter Wasser dazukommen.

Auf meiner Apple Watch wird die Trekking App Bergfex aktiviert und wir setzen uns in Bewegung. Langsam dahinschreitend, wie ausgemacht, verlassen wir das Dorf, nicht ohne, dass mein Tourguide diese Tour beim Tourismus Office registriert hat. Wir steigen über eine Stiege in die Höhe. Welch Überraschung, in den Hang gesetzte Treppen ("Treppen" für meinen neuen Freund Mingma in Deutsch 😉); das wird sich bis auf ein paar wenige Ausnahmen, also Wege über Straßen, vorbei an Bushaltestellen, auch über Wiesenwege, jedoch bis zu unserem heutigen höchsten Punkt auf 2.705m nicht ändern. Wenn ich gewusst hätte, dass ich zum Stiegensteigen hergekommen bin, dann hätte ich mir die Tour überlegt - nein, im ernst, es ist echt kräfteraubend tausende Stiegen bis zum Deurali Pass zu gehen. Ein letzter Blick auf Shivalaya und die neuen Ausblicke versüßen mir die Mühen, ich muss mich erst an die Höhe gewöhnen, doch regelmäßige Pausen lassen die insgesamt 1.067 Höhenmeter (mit ein wenig auf und ab) erträglich erscheinen. So mies ist meine Kondition nun doch nicht.

Nach drei Stunden erreichen wir die Passhöhe, es ist kurz vor 11 Uhr und es ist Zeit für ein Mittagessen, eine kräftigende Nudelsuppe. Auch diese stelle ich mal hier hinein, ich werde diesen Bericht nicht mit Essensbildern füllen, doch die ersten Tage sind von der Speisekarte her sicher interessant. Nach einer Dreiviertelstunde Rast mit Whatsapp schreiben und diversen anderen Internetaktivitäten verbracht - wie gesagt, das Netz ist unglaublich gut - verlassen wir diese Höhe und ich bewundere das Hinweisschild. Ob der Richtungspfeil „Everest“ als Scherz zu verstehen ist, kann ich nicht sagen, zumindest geht es unter anderem über diesen Weg zu dem Berg der Berge.

Der Abstieg gestaltet sich ähnlich wie der Aufstieg, jedoch sind deutlich weniger Höhenmeter zu bewältigen, daher sind es auch entsprechend weniger Stiegen 😉. Ein Blick auf Bandar, der Ort ist recht langgezogen, im rechten Teil befinden sich Geschäfte, wir wohnen im linken Teil. Dieser liegt auch näher zu unserem morgigen Ziel. Auch Bandar hat eine Schule, die von einem buddhistischen Mönch geleitet wird. Neben dem Schulgebäude hängt eine Fahne, dieselben farblichen Stoffstücke, wie sie hier an

vielen Gebäuden, Brücken anzutreffen sind. Mingma erklärt mir die farbliche Bedeutung, die anhand der senkrechten „Fahne“ gut zu merken ist. Gelb ist die Erde, Grün bedeutet das Wasser, Rot Feuer, Weiß ist die Luft und Blau der Himmel. Diese fünf Elemente bilden die Einheit, die das Leben bestimmen.

Nur wenige Meter weiter befindet sich eine beeindruckende buddhistische Gebetsstätte. Mingma gibt mir einige sehr interessante Erklärungen, wie den Aufbau des weißen Stupa. Jeder einzelne Abschnitt hat eine genaue Bedeutung, die oberen dreizehn Ringe haben auch jede eine bestimmte Bedeutung, wenn diese im Leben bewältigt wurden, ist der erleuchtete Zustand erreicht. "... Ein Stupa (Sanskrit m., स्तूप, stūpa, Pali thupa oder tope, singhalesisch dagoba, chinesisch tǎ oder pagodabirmanisch Paya, tibetisch chörtenthailändisch chedi) ist ein buddhistisches Bauwerk, das Buddha selbst und seine Lehre, den Dharma, symbolisiert. Ein den frühen Stupas ähnlicher kreisförmig aufgeschütteter Grabhügel (tumulus) diente ursprünglich der Bestattung von Herrschern in Indien und ist seit prähistorisch-megalithischer Zeit bekannt. Im frühen Buddhismus wurden in einem Stupa Reliquien des Buddha und später von herausragenden Mönchen (arhats) aufbewahrt; so wurde er das rituelle Zentrum der Buddha- und Arhatverehrung. Der Stupa wird von Buddhisten rituell im Uhrzeigersinn umkreist (pradakshina). ..." (Wikipedia, 6.5.2023) Im Inneren des an den Stupas angrenzenden Gebetsgebäudes befinden sich drei Gottheiten an der Stirnwand. Buddha sitzt in der Mitte, Zu seiner rechten sitzt der Gott, dem sich auch Mingma zugehörig fühlt. Dieser hat den Buddhismus in die Himalaya-Region gebracht. Die kleineren Skulpturen, die gesammelt im seitlichen Teil des Gebetshauses stehen, wurden von den Mönchen selbst angefertigt. Ein Mönch, der gerade vorbeikommt, gibt uns jedem eine Packung kleiner Kekse; diese sind geweihte Kekse, sie wurden zwar im Geschäft gekauft, jedoch von ihm gesegnet.

Direkt anschließend an den Tempel liegt unsere nächste Lodge in der wir die folgende Nacht verbringen werden. Insgesamt war es ein perfekter erster Tag, wenn man mal das Stiegensteigen vergisst. Es waren 1.067HM im Anstieg auf 8,6 Kilometer verteilt, die Kondition sollte mal halbwegs possen - morgen wird es etwas anstrengender, denn es sind etwas mehr Höhenmeter zu bewältigen. Jetzt freue ich mich auf das Abendessen, der Himmel zieht langsam wieder zu, vielleicht gibt es den derzeit üblichen Nachmittagsregen. Geschlafen wird heute übrigens auf 2.195m - auch das dient zur Höhenakklimatisation …


… das Bild unten rechts zeigt das Aufeinandertreffen der Religionen/Philosophien … mein Bruder Thomas und seine Frau Carola haben mir kurz vor meiner Abfahrt einen „Christophorus“ Magneten zugeschickt. Der Schutzheilige der Reisenden, den ich, nach Entfernung des Magneten, jetzt in meinem Rucksack trage. Daneben die bereits erwähnten buddhistisch geweihten Kekse, die uns/mich ebenfalls begleiten sollen …


Dienstag, 4.4.: … noch ein Nachtrag von gestern. Es hat dann am Abend, es war schon finster, den üblichen Stromausfall gegeben. Hat nicht lang gedauert. Kalt war es auch und so wurde uns kurzerhand eine „Heizung“ beschafft, Mingma und ich schnappten uns einen Sessel und plauderten um das offene Feuer noch ein paar Minuten. Der Tagesablauf hier ist ein wenig anders. Wenn die Sonne untergeht, es hatte schon Abendessen gegeben, dann hört das Leben nahezu auf. So habe ich mich auch um 20:30 in mein Zimmer begeben und mich unter meinen Schlafsack gekuschelt. Diese Nacht war es auch von unten warm, allgemein ist es überhaupt wärmer geworden, was ja nicht ganz so verkehrt ist …


Um 6:00 heißt es Aufstehen, der Wecker ist zwar für 6:30 gestellt, aber einen Wecker brauche ich im Grunde nie, ist nur eine „Vorsichtsmaßnahme“. Wie gestern zum Frühstück, gibt es auch heute Porridge, einen schwarzen Tee und pünktlich um 7:30 geht es los nach Sete, dem heutigen Zielort.

Die Lodge wird von einer Großfamilie bewohnt, später erzählt mein Guide, dass dies im Grunde die Altersversicherung in Nepal ist. Das Gesundheitssystem ist nicht so toll, so muss für ärztliche Behandlung der Betrag selbst aufgebracht werden und Zuschüsse zu beantragen, braucht seine Zeit. Übrigens kommt Mingma aus einem Nachbardorf von Lukla; 2015 war auch sein Haus vom Erdbeben komplett zerstört worden. Er und seine Familie haben dann ein halbes Jahr im Roten Kreuzzelt gewohnt. Mittlerweile ist das Haus wieder aufgebaut und ist, soweit es baulich machbar war, Erdbeben sicher.

Zurück aber zur Großfamilie in der Lodge. Die Körbe, die umgestülpt auf dem Boden stehen, „beherbergen“ Hühner oder Hähne; sie dürften sonst wohl davon laufen. Wir verabschieden uns, ich lasse noch ein wenig Trinkgeld da und wir begeben uns zunächst inach Kinja, dort werden wir zu Mittag essen.

8 Kilometer sind es bis zu diesem etwas größeren Ort. Es geht zunächst recht steil bergab, vorbei an der morgendlichen Fütterung der Tiere; übrigens, die Büffel gehören nicht zu den heiligen Kühen, die dürfen gegessen werden. Daher gibt es für die Nicht-Vegetarier in der Nudel-Rindssuppe Büffelfleisch. Wir passieren eine Gebetsmauer auf der viele gleichlautende Inschriften zu finden sind. Ich hatte mich gestern schon gefragt, warum wir den schmaleren Weg auf der einen Seite nehmen, es war ebenfalls beim Bergabgehen. Die Erklärung ist, dass aus religiösen Gründen, diese Gebetsmauern im Uhrzeigersinn passiert werden. Wenig später setzen wir unseren Weg auf einer Straße fort, diese ist deutlich angenehmer zu gehen. Wir legen kleinere Pausen ein und ich bewundere die Landschaft und fürchte mich schon vor dem Aufstieg nach Sete. Am Talende ist Kinja zu sehen und dann geht es mal wieder steil nach oben. Es sind „nur“ 4 Kilometer, dafür aber ca. 960 Höhenmeter … gleich mehr dazu …

Mit Pausen erreichen wir Kinja nach zweieinhalb Stunden, etwas zu schnell, denn es ist gerade mal 10 Uhr. Trotzdem gönnen wir uns die übliche Nudelsuppe mit Gemüse, diesmal mit Koblauch, Spinat und Zwiebeln - einfach hervorragend. Dazu gibt es einen Liter Wasser und als Nachspeise einen schwarzen Tee. Klingt komisch, aber an das Essen könnte ich mich gewöhnen. Es ist ein nettes Restaurant, oder besser eine Lodge mit Restaurant, die an einem ihrer Fenster eine Vielzahl Aufkleber hat. Ein paar sind auch aus dem deutschsprachigen Raum dabei - seht sie euch mal genauer an.

Das hat gut getan … es geht weiter … und jetzt zu der Erklärung mit den 4 Kilometern und den fast tausend Höhenmetern. Das hatte mich zuhause schon gewundert, wie das gehen soll. Zu wenig Strecke auf zu viele Höhenmeter - oder aber umgekehrt 😉. Ist im Grunde genommen ganz simpel und steht auch als Erklärung für das gestrige Erlebnis: TREPPEN - STIEGEN. - so auch heute. Allerdings in gemäßigter Naurform und nicht in echt gemauerter Weise. Trotzdem, wenn ich gestern nach dem Stiegensteigen geglaubt hatte, ich würde heute vor Muskelkater umkommen, war es heute morgen doch eine angenehme Überraschung - es ging bisher ganz gut und es geht auch jetzt, allerdings langsam, aber doch stetig den Berg hinauf. Ich/wir legen einige Pausen und Plauderpäuschen ein und erreichen nach erneut zweieinhalb Stunden unsere heutige Lodge in Sete. Diese haben wir ja heute morgen vom „Gegenhang“ schon gesehen, jetzt taucht sie nach der letzten Wegbiegung vor uns auf und es sind nur noch wenige Meter. Zwei Energy Riegel und ein Liter Elektrolytgetränk haben heute gute Dienste geleistet.

Es ist noch sehr schönes Wetter, doch die ersten Wolken ziehen auf und es wird vermutlich den angekündigten Schauer geben. Ich begebe mich unter die Dusche (ist echt nicht alltäglich hier …), nehme auch ein paar Stücke meiner Schmutzwösche mit, die ebenfalls geduscht wird und genieße anschließend noch die letzten Sonnenstrahlen, Während ich nämlich jetzt hier in der Gaststube bei einem Tässchen schwarzem Tee sitze, zieht es zu und ich befürchte, es wird gleich wieder anfangen zu schütten. Ist für diese Jahreszeit übrigens recht ungewöhnlich, es sollte absolut beständiges Wetter haben, aber es läuft halt alles etwas anders dieses Jahr. Einen kurzen Einblick, wie hier Duschen ausschauen, zeige ich euch mal. Die rote Gasflache ist verantwortlich für warmes Wasser. Tja … und dann noch ein Foto meiner Nachmittagsbeschäftigung …


Noch eine kleine Bemerkung. Bis jetzt haben wir genau zwei Wanderer angetroffen, ein Mädel gestern und dann heute einen etwas älteren Herrn, der von Sete im Abstieg war. Es ist also absolut leer hier - gerade jetzt, als ich das schreibe, kommen drei tschechische Burschen hinein, die ebenfalls hier unterwegs sind, allerdings nicht auf „unserer“ Tour, sondern diverse Tagesausflüge mit Übernachtungen und anschließend dann noch nach Lukla weiter wollen … soviel zu gar keinen Wanderern, trotzdem extrem leeeer … tatsächlich stellt sich im Laufe des Abends dann beim Plaudern heraus, dass sie ihre ursprüngliche Absicht geändert haben und ebenfalls nach Junbesi gehen werden. Aufbruch für uns alle wird dann ca. 7 Uhr sein.


Später, vermutlich wieder um 18:30, gibt es Abendessen und wenn ich den Erzählungen von Mingma glauben darf, wird auch der kleine Ofen eingeheizt. Bin gespannt, ob die Vorhersage eintrifft 😉. … es wurde eingeheizt und nach einigen anregenden Gesprächen verkrieche ich mich wieder in meinem Schlafsack.


Mittwoch, 5.4.: 6:30 Frühstück, um 7:00 geht es los. Mingma hat gestern noch erwähnt, das es heute ein anstrengender Tag werden wird. Na dann … mal sehen, was da auf mich zukommt. Die neuen tschechischen Freunde (Philipp, Schimon und Adam) werden auch die heute Route nehmen. Ziel ist Junbesi  (2.700m) und es soll über den 3.530 Meter hohen Lamjura La Pass gehen. Das sind mal wieder fast 1.000 Höhenmeter - die nächsten 1.000 Höhenmeter in drei Tagen. Die Sonne hat sich bisher noch nicht hinter den Hügeln blicken lassen, dementsprechend kühl ist es; immerhin befinden wir uns auf über 2.500 Meter. Wir ziehen los und es geht mal wieder steil bergan, allerdings nicht SO stufenartig wie es die letzten zwei Tage war. Steil, aber okay!

Übrigens, den Schnee bedeckten Berg, den man auf dem Bild erkennt, ist ein schlapper 4.500 Meter Berg. Die Dimensionen verschieben sich hier gewaltig! Von Zeit zu Zeit legen wir eine Pause ein - aber, und das ist die wirkliche Überraschung, das Gehen bereitet mit heute deutlich weniger Anstrengung wie gestern. Woran das liegt, kann ich nur erahnen oder spekulieren. Es ist kühl, in der Hitze mag ich nämlich nicht gehen; es ist zeitig am Morgen, also sind die Muskeln noch frisch 😏; ich nehme regelmäßig etwas von meinem Elektrolytgetränk und „verspeise“ auch am Anfang (bei der zweiten Pause) schon einen Energy Riegel (insgesamt sind zwei für heute vorgesehen). Zum Energy Riegel: das hätte ich nicht gedacht, dass der so viel bringt, es ist aber echt spürbar.

Bei einer dieser Pausen leisten uns auch die neuen Freunde Gesellschaft und wie immer plaudern wir sehr nett miteinander. Adam ist ebenfalls ein begeisterter Berggeher und Motorradfahrer; wir haben also jede Menge Gesprächsstoff. Er kommt gerade aus Vietnam, wo er eine drei-wöchige Motorradtour unternommen hat. Er legt mir das sehr ans Herz, denn diese Erfahrung war für ihn wohl eine der besten, die er jemals gemacht hat - ich werde es mir überlegen 😀. Gemeinsam steigen wir weiter, bis diese Gruppe eine kurze Rast für ein Plauscherl einlegt. Wir gehen weiter, teilweise auf Straßen, aber auch auf schmalen Pfaden durch recht dichten Wald (schon über 3.000 Meter). Bei einer dieser Pausen kommen auch schon die ersten höheren Gipfel zum Vorschein - echt beeindruckend.

Nach ca. dreieinhalb Stunden erreichen wir „das Mittagsquartier“ - das „Hotel Numbur View Lodge & Sherpa Restaurant“. Dies ist kurz vor der Passhöhe auf 3.488 Meter gelegen. Mittlerweile hat sich die grüne Szenerie doch ein wenig geändert - aus Braun und Grün wird Weiß - tja, so sollte es heir eigentlich nicht aussehen, es ist im Grunde untypisch für diese Jahreszeit, aber der Schnee macht ja schon etwas her. Ach ja, die eigenartige braune Spur im ersten Bild - richtig, das ist die Motorradspur, die von einigen hier ausgefahren wurde. Es ist echt krass zu beobachten, wie Motorräder mit Fahrer und Sozius da durchziehen 😳.

Während das Mittagessen zubereitet wird, für mich mal wieder eine Nudelsuppe mit Gemüse (die Nudeln verschwinden gerade im Suppentopf, der Ofen ist auch zum Händewämen geeignet), beschäftigen wir uns mit dem wirklichen Highlight dieser Pause, einem kleinen nepalesischen Buben, der zunächst verträumt auf dem Sessel sitzt. Irgendwann steht er dann auf, macht ein paar Schneebälle und wirft diese zögerlich in unsere Richtung. Adam nimmt die Herausforderung an und es entwickelt sich eine nette kleine Schneeballschlacht, die dann zum Bauen eines kleinen Schneemanns übergeht. Der kleine Kerl ist sichtlich stolz und es hat ihm eine riesige Freude bereitet.

Diese Mittagspause war eine ausgiebige und nach eineinhalb Stunden Rast verlassen wir dieses freundliche Restaurant. Es hat echten Spaß gemacht, das perfekte Wetter hat das übrige getan, es war bis hierher (den Aufstieg und die Aussichten natürlich mitgerechnet) das beste Erlebnis, auch für die anderen, wir sind uns da einig. Nach ein paar Minuten erreichen wir den 3.530 Meter hochgelegenen Pass. Ab da geht es dann fast nur noch bergab, zunächst steiler, später dann auf der Straße. Im oberen steilen Teil, vermeide ich die Abkürzungen und benütze die Kehren der Straße, Das schont meine Knie und sonderlich langsamer bin ich auf diese Weise auch nicht, da ich doch wesentlich schneller gehen kann. Natürlich dürfen die obligatorischen Stiegen nicht fehlen; ich habe mittlerweile den Eindruck, in Nepal gibt es zu viele Steine, die irgendwie untergebracht werden müssen. Auch Straßen werden auf diese Art und Weise bepflastert.

Nach 8:37 Stunden unterwegs - Apple Watch hat es aufgezeichnet 😏- erreichen wir Junbesi und unsere Lodge. Jetzt heißt es erst einmal relaxen, Bilder in den Ordner meiner Homepage stellen und dann anfangen zu schreiben. Das verschlingt doch einiges an Tageszeit - aber es ist den Aufwand wert - es macht einfach Spaß, meine Gedanken und Erlebnisse ins iPad zu klopfen …

… noch ein gutes Abendessen und dann geht es mal wieder zeitiger in den Schlafsack … es war ein perfekter Tag, die Höhenpassung dürfte funktionieren - die ersten drei Tage Gehen, lassen Zuversicht aufkommen


… gleich vorweg … der Eintrag erfolgt erst am Freitag, da in Nunthala das WLAN grottenschlecht war und auch keine zufriedenstellende SIM Internetverbindung - zum Whatsapp Schreiben hat es manchmal gereicht. Okay … dann los 😏 …


Donnerstag, 6.4.: einen Nachtrag von gestern bin ich noch schuldig. Kurz vor der Ankunft bei unserer Lodge, bemerkte ich aus den Augenwinkeln, dass etwas Schweres den Baum runterfiel. Ich habe das Mingma erzählt und wir begaben uns auf die Suche, Zur Überraschung, zumindest für mich, tauchte ein kleiner Affe mit einem langen Schwanz auf. Die Languren tragen ein graues Fell und haben ein markant schwarzes Gesicht. Der Schwanz ist mit fast einem Meter sehr lang. Mit einer Sitzhöhe von 60 - 75 cm sind sie ähnlich groß wie die Makaken. Hier in der Himalayaregion werden sie am größten. Meist sind Languren sehr gesellig (muß aber nicht sein), sie leben in Wäldern, Städten und Dörfern, oft bei alten Baudenkmälern. Ihre Verbreitung ist ganz Indien, Nepal und Sri Lanka. Mingma fragte, ob es diese in Österreich in Wäldern auch geben würde. Meine Antwort: „Nur im Zoo“


Jetzt aber zum Tag. Mal wieder um 7 Uhr Frühstück; heute geht es nach Nunthala. Es wird eine längere Tour werden, zwar nicht so viele Höhenmeter, aber die Kilometer sind etwas mehr. Ein kurzer Blick in die Gaststube, ein Teil der Wand ist Edmund Hillary und Neussland gewidmet und es kann pünktlich um 7:30 losgehen. Wir passieren noch im Dorf ein Stuba und zumindest ich kämpfe mich heute den Berg hinauf. Kurz nachdem wir das Dorf verlassen, eröffnet sich nochmals der Blick auf den Numbur. Dieser beeindruckende Berg ist 6.958m hoch, also fast ein Siebentausender. Wikipedia sagt zu der Besteigungsgeschichte des Bergs folgendes: „ … eine Zweitbesteigung gelang einer neuseeländischen Expedition am 29. März 1982 (Peter McInally, Rob Hall, Bill King, Steve Lassche und Gavin Tweedie) ebenfalls über den Südwestgrat. …) Wikipedia 7.4.2023. Rob Hall ist zumindest denjenigen bekannt, die den Film Everest schon gesehen haben. „… Rob Hall, MBE (* 14. Januar 1961 in Christchurch; † 11. Mai 1996 am Mount Everest) war ein neuseeländischer Bergsteiger und Unternehmer. Das von ihm 1991 mitgegründete Unternehmen „Adventure Consultants“ bietet seit 1992 kommerzielle Bergsteigertouren auf den Mount Everest an. Hall kam am 11. Mai 1996 beim Unglück am Mount Everest ums Leben. …“ Wikipedia 7.4.2023.  Der Film ist sehenswert, er zeigt auch, welche falschen Entscheidungen am Berg getroffen werden können. Die damalige Expedition war heftig der Kritik ausgesetzt. Von den Aufnahmen, den schauspielerischen Leistungen und der Dramatik ist der Film wirklich sehenswert. Ich habe ihn schon mehrfach gesehen.

Das heutige Highlight soll der erste Blick auf den Everest werden. Der Everest Viewpoint liegt auf 3.000 Meter und natürlich befindet sich an dieser Stelle ein einladenes Restaurant, welches wir auch für eine Teepause nutzen. Wir treffen auch unsere neuen Bergfreunde aus Kanada (Julius) und aus Tasmanien (ihre Namen haben sie mir nicht verraten). Wieder einmal ein nettes Plauderstündchen, doch … vom Everest leider keine Spur. Der Berg der Berge hat sich in einer Wolkendecke versteckt. Von hier sollte man bei klarem Wetter prominent die Bergspitze sehen. Diese, wie gesagt in den Wolken, wäre dann im Bild unten ganz ganz links zu sehen - dieser tollen Aussicht wird eine ganze Seitenbreite gewidmet 😀. Aber auch so ist der Blick von hier oben auf ein „paar Sechstausender“ der Hammer; ebenso das Panorama talauswärts, wenige Meter nach dem wir den Ort verlassen haben, lohnt sich.

Okay, das war dann wohl nichts mit dem Everestblick, aber wie mir Mingma versichert, werden wir ihn noch des öfteren sehen - sehr schön. Weiter geht‘s, auf dem Weg nach unten kommen wir wieder an einem Stupa vorbei, der ein perfektes Motiv vor dem Hintergrund und dem traumhaften Wetter abgiebt, ist schon fast etwas kitschig. Wir umgehen das Bauwerk natürlich im Uhrzeigersinn und wandern 450 Höhenmeter talwärts, queren eine Hängebrücke und machen in Ringmu Mittag. Eine gute Rast und es geht wieder hinauf auf über 3.000 Meter nach Taksindu - natürlich über Stufen - mittlerweile muss ich Abbitte leisten. Es ist mir klar geworden, warum alle diese Wege mit Steinen gepflastert sind und sehr viele Treppen aus Naturstein angelegt sind. Die Wege werden ja nicht immer bei bestem Wetter gegangen, sondern auch, wenn es regnet, Schneeschmelze ist oder sonst viel Wasser auf dem Weg ist. Steine können nur sehr schwer weggespült werden und die Wege sind auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen sicher zu begehen. Auch wenn ich sie nicht mag, weil sie höllisch anstrengend zu gehen sind, aber es hat halt eine sinnvolle Begründung.

Abwärts geht‘s nach Nunthala, unserem heutigen Schlusspunkt. Nunthala ist von weit oben zu sehen. Kurz unterhalb des Passes hallen uns Kinderstimmen entgegen. Es befindet sich hier so weit oben eine Mönchsschule; die Kinder, die angehenden Mönche, dürften wohl gerade Pause haben, sie tollen herum, spielen Fußball und führen kleine „Schwertkämpfe“ mit Stöcken aus.

800 Höhenmeter sind es, zumindest für Zweidrittel des Weges, per Stufen abwärts. Irgendwann rutsche ich auf Laub auf einem Stein aus, es haut mich hin und ich knicke mit dem linken Knie ein. Ich kenne das von zu Hause, es dürfte schon etwas instabil sein; zumindest sind die Bänder und Sehnen soweit gedehnt, dass es mir nichts mehr ausmacht - wie gesagt, zuhause kommt das öfters vor. Was sich dann allerdings in der Nacht herausstellt ist, dass mein Hemd mit einem Stück der Haut am Rücken "verwachsen" ist. Ich habe doch eine leicht nässende Schramme abbekommen - aber die ist mittlerweile (Freitag) auch wieder zu.. Nach 7:48 Stunden unterwegs haben wir unser Ziel, das Shangrila Guest House erreicht. Mein Zimmer befindet sich im angrenzenden Gebäude oben ganz rechts. Die Zimmer sind top ausgestattet, sie haben sogar ein eigenes WC - echter Luxus. Was halt fehlt ist eine gute Internetverbindung, die schnell genug ist, damit man auch Homeopages bearbeiten kann 😏 oder eine entsprechende LTE (4G) Verbindung. Hier ist leider nur „E“ anzufinden.

Am Abend, wir sind gerade beim Abendessen - wie immer um 18:30 - füllt sich der Raum mit Ortsansässigen. Mingma lauscht dem Gespräch und erzählt mir, dass es um die Schulerweiterung von der 10. bis zur 12. Schulstufe geht. Die 12. Klasse schließt dann mit einem Bachelor ab, den man sonst eben nur in Kathmandu absolvieren kann - und das ist kostspielig! Es muss Unterkunft bezahlt werden, Lebensunterhalt, Möbeln müssen angeschafft werden usw. Eine Schule, bis zur 12. Schulstufe vor Ort zu haben, würde nicht nur den ortsansässigen Kindern zugutekommen, sondern auch die Region stärken.


Ich verabschiede mich dann relativ bald und begebe mich auf mein Zimmer. Eine kurze Beschäftigung mit dem morgigen Tag ist noch drinnen, bevor mir dann irgendwann die Augen zufallen …


Freitag, 7.4.: Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass ich ganz gut geschlafen habe. Die Gedanken kreisen nicht mehr im Schlaf und ich wache doch recht entspannt auf. Heute geht es also nach Bubsa (2.345m) - es ist eine eher kürzere Tour, doch sind wieder ungefähr 1.000 Höhenmeter zu bewältigen. Kurze Tour - viele Höhenmeter - ihr wisst schon was kommt - richtig - ich sag‘s/schreib‘s jetzt nicht mehr, denn irgendwann wird es fad 😏 …


…. es gibt auch nicht sehr viel vom heutigen Tag zu berichten, sodass ich mich für heute kurz halten werde.


Tja, wie immer … natürlich … um 7:30 Aufbruch (morgen wird es übrigens früher sein). Wir „spazieren“ die Hauptstraße des Dorfs entlang und entdecken das „Shopping Centre“ - schaut euch das mal an - echt nett. Ich weiß nicht was in diesem kleinen Laden angeboten wird, aber die Bezeichnung finde ich toll.

Zunächst geht es etwas mehr als 600 Meter bergab. Wir passieren Wasserkocher (auch so geht es), uns begegnen Futter herbeischaffende Kinder und irgendwann erreichen wir eine Stahlseilbrücke die wir queren, um anschließend wieder zunächst 600 Höhenmeter den Berg hinauf zu wandern. Unterwegs habe ich mittlerweile wieder Netz und mir fällt ein, dass ich mal schauen muss, ob meine Katze in Klosterneuburg noch genügend Futter hat. Das klingt aus Nepal etwas ungewöhnlich - manche würden sagen krass - aber es geht. Ich habe einen WLAN Futterspender, dessen Inhalt vermutlich für die Zeitdauer dieser Tour reichen sollte. Daneben steht ein Wasserspringbrunnen, damit das Kätzchen nicht verdurstet - dessen Inhalt reicht auch für drei Wochen. Vor beidem steht auf der Küchenarbeitsflöche eine WLAN Kamera. Mit dieser kann ich beobachten, ob noch genügend Futter vorhanden ist. Das zeige ich Mingma und er glaubt es fast nicht, dass ich die Katze von hier aus füttere. Nach erfolgter Fütterung das Kamerabild auf meiner App aktualisiert und der Napf ist gefüllt. Es sitzen zwei nepalesische Frauen auf einer Bank vor ihrem Haus (dort haben wir auf einer Steinbank Pause gemacht). Mingma erzählt ihnen die Fütterungsaktion und sie schauen ungläubig. Ehrlich gesagt denke ich, sie halten ihn für verrückt, sie schauen ihn ganz misstrauisch an. ich winke eine der Frauen zu mir und zeige ihr ein Live Video, wie die Katze (Fee heißt sie übrigens) gerade frisst - sie (nicht die Katze 😏) kriegt sich gar nicht ein und ist vollends begeistert - das war wohl das Highlight des Tages, nicht nur für mich 😂 … und natürlich hat es wieder tolle Fotomotive der Berge gegeben - diesmal über einem Dachgiebel.

Nach einem mühsamen Anstieg machen wir in Kharikhola Mittag, am Ortseingang ist wieder ein Stupa anzutreffen. Kharikhola ist eine etwas größere Ortschaft, die sehr schön am Hang gelegen ist. Von hier aus sieht man auch, wo unserer heutiges Ziel ist - am Hang gegenüber auf etwas über 2.300 Metern - Bupsa.

Nach einer Mittagsrast, dem Trocknen des durchschwitzten Gewands, geht es auf zur letzten Etappe für heute. Erst etwas bergab, wir müssen einen Bach überqueren. Dort unten befindet sich ein sehr kleines Häuschen. Mingma schaut kurz hinein und es stellt sich heraus, dass das eine Mühle ist. Echt faszinierend, den Beiden beim Mahlen zuzuschauen! Zu guter letzt geht es noch in der Mittagssonne 350 Höhenmeter den Berg hinauf, bis wir um genau 14 Uhr bei unserer heutigen Lodge eintreffen.

Jetzt ist erst einmal Relaxen angesagt, unsere gewaschene Wäsche hängt noch feucht auf der Leine - das wird sich nicht mehr ausgehen - wir werden sie zum Trocknen reinholen müssen - hoffentlich wird eingeheizt.


Irgendwie sind meine Beine müde und morgen wird es wieder ein anstrengender Tag werden. Wir werden auch etwas zeitiger aufbrechen, sodass Frühstück um 6:00 angesagt ist und wir um 6:30 nach Lukla aufbrechen können. Das ist die Endstation meines ersten Teils; bin echt gespannt, wie es mir morgen Nachmittag/Abend gehen wird.


…. also dann gute Nacht 😏…


Samstag, 8.4.: WOW - den ersten Teil des Trekkings habe ich erfolgreich absolviert. Ich bin in Lukla angekommen. Bevor es zum Tagesbericht kommt, werde ich die Eckdaten der ersten Trekkingwoche (6 Tage) von Shivalaja nach Lukla zusammenfassen. Alle Daten entstammen dem GPS der Apple Watch und den Trekking Daten der Bergfex App:


Kilometer: 83,3, Anstieg: 6.836HM, Abstieg: 5.823HM, Dauer insgesamt: 43:10 Stunden, Dauer Gehen: 28:18 Stunden ... und dann noch eine sehr sehr krasse Aufzeichnung der Watch: ich bin die ersten sechs Tage durchschnittlich jeden Tag 235 Stockwerke gegangen  Die Apple Watch weiß wann ich Stiegen gehe; ein Stockwerk wird mit 18 Stufen angegeben - also waren es täglich 4.230 Stufen ... und das nur bergauf, da nur bergauf gezählt wird ...


Jetzt aber zu heute - es wird ein eher längerer und anstrengender Tag werden. Meine Beine sind müde und ich bin nicht ganz sicher, ob es „komplkationslos“ ablaufen wird. Es ist immerhin der längste Tag des 6-Tages-Trekkings von Shilayava nach Lukla. Es war kein Ruhetag eingeplant und tatsächlich gab es nur einen Tag der die 1.000 HM im Aufstieg gerade nicht erreicht hat. Aber was soll's, morgen wird es dann einen „Ruhetag“ geben - ihr werdet sehen.

Um 6:30 Frühstück und es geht los; am Morgen hat es noch einen netten Ausblick aus meinem Zimmer gegeben, einfach toll die Aussicht auf diese Gipfel. Gemächlich ziehen wir empor, ich gebe das Tempo vor und es geht erstaunlich gut vorwärts, ich hätte echt nicht damit gerechnet. Teils geht es steil bergauf, teils über eine im Bau befindliche Straße. Wir erreichen Kari La, ein Pass auf 2.920m. Von hier geht es dann zunächst einmal bergab, aber weit gefehlt, das wäre der Plan gewesen. Die Straße, die gebaut wird,  versperrt den normalen Weg und kann daher nicht genutzt werden. Wir müssen also einen Umweg gehen und der hat es in sich, zumal ich mich nach den ersten 580 HM auf einen Abstieg gefreut habe - aber so ist es halt. So geht es noch recht unwegsam bis auf 3.058m - die Dreitausendermarke ist also geknackt für heute - und ab da dann geht`s wirklich abwärts. Es befindet sich hier oben auch eine „Muli-Station“, die anscheinend bis hierhin angelieferte Ware entgegennimmt und weitertransportiert. Was sich dann auf dem Weg nach unten, nach Surke (2.280m) abspielt, ist für unsere Verhältnisse unvorstellbar. Es sind unzählige Muli-Karavanen unterwegs, die voll beladen auf dem Weg in die Region und/oder Lukla sind. Träger schleppen jede Art Fleisch (Rind, Huhn, Schwein) oder aber Wasser usw. Wie gesagt, eigentlich unvorstellbar. Mir kommen die Karavanen sehr gelegen, da sie so ungefähr mein Tempo gehen. Man muss nur sehr aufpassen, dass man nicht ständig in irgendwelche Exkremente latscht - aber auch das gehört dazu 😏.

Dazwischen gibt es wundervolle Talblicke. Kurz vor unserer Mittagsrast müssen wir noch einen Check Point passieren. Dieser dient dazu, die Anzahl der Gäste zu zählen. Mingma zeigt die Dokumente und es geht weiter.

Nach langem Wandern mit Muli-Karavanen - an ein Vorbeikommen ist nicht zu denken - erreichen wir nach ca. 750 HM talwärts den Ort Surke. Viele Häuser gibt es hier nicht, wir legen aber eine kurze Trinkpause ein. Dann queren wie die Hängebrücke und es geht aufwärts zu unserem Ziel des vorbereitenden Trekkings, dem Ort Lukla. Mal wieder geht es steil bergauf, doch wie auch am Morgen und nach mittlerweile mehr als sieben Stunden auf den Beinen, gehen die „letzten“ 550 HM auch noch ganz gut.

Der Wanderweg führt direkt an der Start- und Landebahn des Flughafens Lukla (2.840m) vorbei. Ab hier sind es nur nach wenige Meter zu unserer Unterkunft, dem „Khumbu Resort“.


Ich habe den ersten Teil meiner Trekkingtour, die Vorbereitungstour auf das was noch kommen soll, im Grunde genommen ganz gut bewältigt - zumindest fühle ich mich fit für weitere Aufgaben. Ich bekomme mein Zimmer zugewiesen. Mingma wird heute zu Hause übernachten, er wohnt nur ca. 20 Geh-/Sprintminuten (das letzte für ihn) von Lukla entfernt, im Ort Chaurikharka. Morgen um 6 Uhr ist er wieder hier.


Das Khumbu Resort ist dem Anschein nach ein Mittelklasse Hotel, zumindest von der Ausstattung her. Ich habe ein Zimmer mit Bad, Warmwasser funktioniert nicht, da die Solaranlage nicht genügend Energie hat einspeisen können, es war den ganzen Tag bewölkt - was soll‘s. Ich mache gleich nach meiner Ankunft noch einen Spaziergang zum Bankomaten 😏, kaufe etwas Wasser ein und erstatte dem Tenzing Hillary Flughafen einen Besuch ab. Dieser Flughafen gehört zu den gefährlichsten der Welt, da er zum einen sehr ungewöhnlich gelegen ist, aber auch, weil seine Start- und Landebahn 527 Meter lang ist - und das ist echt nicht lang. Der Artikel auf Wikipedia beschreibt diesen Flughafen recht gut: Wikipedia (8.4.2023).

Ein ereignisreicher Tag, eine ereignisreiche Woche neigt sich dem Ende - heute Abend habe ich etwas Besonderes verdient - ich gönne mir ein Bier - das erste nach dem Everest Bier in Kathmandu. Irgendwie passen Hochleistungswandern und Bier nicht wirklich zusammen - doch heute gibt es eins zur Belohnung … daher ein Foto von dem hervorragenden Craft Bier - echt weiter zu empfehlen, allerdings hat es der Preis in sich - 1.000 nepalesische Rupi - was so ca. 7,50€ entspricht - doch wenn man weiß, wie dieses frisch gezapfte Bier hier her kommt, dann habe ich eher ein schlechtes Gewissen bei dem Preis. Übrigens gab es zu dem Bier, sozusagen als Beilage 😏 eine Gemüsepizza.

Morgen also treffe ich in der Früh meine „Mitstreiter“ für den zweiten Teil der Trekkingtour. Sie kommen um 6:15 - 6:20 an. Ich werde mir den Wecker entsprechend zeitig stellen, dann kann ich von ihrer Landung eventuell ein Video erstellen. Mal sehen ….


Morgen ist die Fortsetzung des Trekkings dann auch unter dem neuen Menüpunkt “Gokyo Lodge-Trek“ zu finden …


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