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 5. St. Jakob im Defereggental ...
... 7 Tage Osttirol und Endspurt  ...

Freitag, 17.6.: Jo, die Beine sind wirklich etwas müde heute. Der gestrige, gesellige Abend steckt mir doch noch ein wenig in den Muskeln - aber wieder einmal - was soll's. Heute geht es also zu meiner letzten Station, bevor es dann genau in einer Woche in Richtung Großglocker geht.

St. Jakob im Defereggental ist das Ziel - warum geht's gerade da hin. Das hat sehr vielfältige Gründe. Zum einen hat das Weißseehaus auf am Mölltaler Gletscher noch nicht geöffnet (da wollte ich ja ursprünglich hin), zum anderen liegt dieser Ort doch ein wenig höher, auf rund 1.400 Meter und ich kann von hieraus Berge gehen, die knapp 3.000 Meter hoch sind oder an der 3.000 Marke kratzen. Tja, und dann kommt noch ein ganz anderer Punkt hinzu - direkt im Ortskern steht das Barmer Haus. Es ist ein Alpenvereinshaus der Sektion Barmen ... und Barmen ist ein Ortsteil von meiner Heimatstadt Wuppertal. Ein Heimspiel sozusagen. Nachdem ich wusste, dass das Weißseehaus nichts werden würde, habe ich in St. Jakob diese Unterkunft reserviert. Es gibt seit ein paar Jahren einen Anbau an das altehrwürdige Gebäude, welches unter anderem zwei Doppelzimmer mit WC und Dusche aufweist. Eines dieser Zimmer habe ich gebucht - zum Barmer Haus und ein paar kleinere Geschichten aus meiner Vergangenheit zu diesem Haus 😉, gibt es dann in den kommenden Tagen. Jetzt aber zurück zur Tour ...


Nachdem ich gestern, nach Ankunft in Lienz nicht wirklich ausgepackt hatte, sondern das Nötigste in einer der Taschen für den Abend/die Nacht schon vorbereitet hatte, bin ich um 7:30 startklar. Einen kleinen Umweg mache ich zum Hofer, kaufe Proteinriegel (die sind dort günstig und gut), ein paar Nusspackungen und Müsliriegel. Das wird mich auf meinen Wanderungen die nächsten sieben Tage unterstützen. Danach geht es entlang der Isel (Lienz liegt an diesem linken Nebenfluss der Drau; die Isel mündet am östlichen Stadtrand von Lienz in die Drau) auf sehr gut zu befahrenden Radwegen nach Huben - das ist genau die Hälfte der Strecke und sie ist schnell bewältigt. Akku schonend, denn jetzt folgt der Anstieg nach St. Jakob. Besonders die ersten zwei Kilometer haben es in sich. Der Abzweig in dem kleinen Örtchen Huben weißt schon auf den Nationalpark Hohe Tauern hin. St. Jakob ist ebenfalls ein Teil des Nationalparks.

Das Wetter ist hervorragend - von Hitze keine Spur, es hat echt sehr sehr angenehme Temperaturen. Nachdem ich den ersten Anstieg erfolgreich hinter mich gebracht habe, geht es mehr oder weniger immer stetig ansteigend bis zum Ortsanfang St. Jakob. Ab der Abzweigung Huben folge ich der Landesstraße L25. Sie ist gerade im anfänglichen Teil durch Tunnel und Lawinenschutzverbauten geprägt. Die Tunnel sind gruselig und an ihrer Zufahrt wird darauf hingewiesen, dass Radfahrer ihr Licht einschalten müssen. Meins ist ohnehin Immer an, da ich mit Licht vermutlich besser gesehen werde, auch am Tag. Der Lärm im Tunnel ist schon heftig; während man ihn im Auto fast nicht mitbekommt, er auf dem Motorrad durch den Helm etwas gedämpft wird, ist er auf dem Fahrrad echt heftig.

Die Fahrerei auf der L25 ist nicht ganz ohne. Ein Fahrer des lokalen Busunternehmens nimmt es mit der seitlichen Abstandsregel nicht so genau und zischt nur wenige Zentimeter an mir vorbei, ebenso schwer beladene LKWs (auf dem Weg befindet sich eine Baustelle, eine Engstelle des Tals wird durch den Bau eines weiteren Tunnels ersetzt). Ich bin von Natur aus kein ängstlicher Typ, heute aber bin ich froh, als ich gesund ankomme - das war anscheinend nicht so selbstverständlich. Radfahrer sind mir übrigens genau zwei begegnet - es dürfte keine Gegend zum Radfahren sein. Ich bin ja auch nicht zum Radfahren hier, für mich ist mein Stahlross ja nur Transportmittel um von A nach B zu kommen (zumindest heute 😉).

Ein paar hundert Meter nach dem Ortseingangsschild, kommt direkt am Hauptplatz gelegen, das Barmer Haus in Sicht. Ich stelle mein Rad ab, bin dankbar, dass es heute doch so gut gelaufen ist und melde mich bei der vorher bekanntgegebenen Telefonnummer an. Es hebt keiner ab, doch nach wenigen Minuten bekomme ich einen Rückruf von Angelika (Angelika betreut das Barmer Haus vor Ort und arbeitet gerade auf dem Feld); sie sagt mir, dass das Haus geöffnet ist - ich hätte ja mal selber nachschauen können, hatte allerdings überhaupt nicht damit gerechnet - Angelika sagt, dass sie für mich Zimmer 13 im zweiten Stock vorgesehen hat. Ich befreie mein Rad vom Gepäck und trage das Gepäck hinauf. Das Rad wird im Skikeller abgestellt.

Ein kurzer Einkauf zum direkt angrenzenden Spar (der ist echt groß!), den üblichen Salat gekauft, sowie Essig und Öl und ein paar andere Kleinigkeiten und es gibt eine Mittagsjause.

Mittlerweile ist es fast 16 Uhr, ich habe im Haus bisher noch keinen Menschen gesehen, keine Ahnung ob es weitere Gäste gibt. Die Küche sieht zumindest unbenutzt aus, bin gespannt, ob heute Abend noch jemand kommen wird. Ansonsten ist es echt spuki, hier im Haus alleine zu wohnen. Blöderweise habe ich um 17 Uhr noch ein Webex Meeting, da ein Workshop an der Med Uni Wien Anfang September in die finale Planung geht. Es ließ sich leider nicht anders einrichten.

Es wird heute definitiv ein sehr ruhiger Abend werden, morgen ist wieder perfektes Wetter angekündigt und ich werde eine Wanderung zur Reichenberger Hütte unternehmen. Freue mich echt darauf, wieder ein paar Kilometer zu gehen. Und ja, ich bin froh, für eine Woche keine längere Tour auf dem vollbeladenen Rad mehr fahren zu müssen - aber das wisst ihr ja schon. Vielleicht nochmal bis später, ansonsten bis morgen 😉 ...


Samstag, 18.6.: Das, was ich gestern an Müdigkeit in den Beinen gespürt habe, ist heute wie weggeblasen. Vielleicht geht mir auch nur die Radfahrerei auf den Wecker - wer weiß 😉 ...

Um 6:30 ist Tagwache - ich bin ohnehin schon wach. Meinen Rucksack habe ich gestern schon gepackt, ich springe also in meine Kleidung und mache mir in dem total verwaisten Barmer Haus einen Kaffee. Den brauche ich in der Früh, es gibt einen Kornspitz dazu, dann noch einen Proteindrink und es geht um kurz nach sieben los. Der Weg von Komoot angezeigt, ist am Anfang nicht wirklich eindeutig; ich gehe ein paar mal hin und her, bis ich mich dann erst einmal für den Straßenverlauf entscheide. Die Wege, wie es sich beim Abstieg herausstellt, sind tatsächlich richtig angegeben, aber wer rechnet mit einem offiziellen, minimalen Trampelpfad, der über ein Privatgrundstück direkt an der Rückseite eines Hauses entlangführt. Das ist schon krass. Die ersten Meter um kurz nach sieben Uhr und das noch fast verschlafene St. Jakob unterhalb von mir, haben auch schon etwas ...

Perfektes Wetter zum Wandern, es ist kühl, es hat derzeit 9 Grad, es ist ein leichter Funktionspullover angesagt und ich gehe über den Wanderweg 313a an der Vorderen Trojeralm und der Hinteren Trojeralm vorbei. Ab da geht es dann etwas steiler den Hang hinauf, bis auf den letzten 70 Höhenmeter oberhalb die Neue Reichenberger Hütte auf einem Vorsprung zum Vorschein kommt. Die Bilder unten zeigen ein wenig den eindrucksvollen Weg.

Die Neue Reichenberger Hütte ist tatsächlich wunderschön gelegen. Direkt vor der Hütte befindet sich der Bödensee in der Lasörling-Gruppe. Ich bleibe nicht lange hier oben, mache noch ein Drohnenvideo der Umgebung und verabschiede mich dann wieder in Richtung St. Jakob. Der Rückweg führt mich über den Wanderweg 313 (nicht 313a) und wenn ihr die Hütte einmal besuchen möchtet, dann wählt für den Rückweg, diese Variante. Der Weg geht hoch über dem Tal am Hang entlang und macht zunächst nur wenige Höhenmeter bergab, es gibt sogar ein paar mini Anstiege, die aber nicht der Rede wert sind. Der Talblick, den man jedoch nur in dieser Gehrichtung so uneingeschränkt genießen kann, ist der Hammer, echt toll ...

Zwischenzeitlich begegnen mir auch wieder Tierchen, die ebenfalls abgelichtet werden wollen. Sind ein wenig scheu die Kleinen, aber eines habe ich etwas besser "erwischt".

Der schmale Wanderweg führt dann bald auf eine Forststraße. Der weitere Weg hinunter kann durch Abzweigungen meistens verkürzt werden; ich nutze aber die Forststraße, da mein rechtes Knie noch etwas beleidigt ist, ich kenne das von meinen Wanderungen zu Hause und es wird sich vermutlich auch nicht mehr ändern ... naja ...

Nach 6:31 Stunden, 1.220 Höhenmetern und 24,1 Kilometern komme ich wieder am Barmer Haus an, ich gehe noch kurz zum Spar, zum üblichen Salat einkaufen und relaxe dann in der Sonne ...


Es war ein sehr sehr netter Tag, eine wunderschöne verlängerte "Halbtagestour", mit doch guten Höhentrainingskilometern. Das ist gut und die Kondition wird erneut besser. Morgen ist das Wetter noch durchgehend schön angesagt und ich werde zur Barmer Hütte (ja, die gibt es hier auch - nicht nur das Barmer Haus) und dem angrenzenden Almerhorn gehen. ... aber dazu dann morgen mehr ...


Sonntag, 19.6.: Es kommt ja doch manchmal etwas anders, als ich es mir vorgenommen habe 😉 ... kein Almerhorn, aber die Barmer Hütte ... und diese Wanderung war wieder einmal echt nett ...

Nachdem ich gestern Abend doch rechtzeitig, so gegen 22 Uhr geschlafen habe und meine Schlafdauer nicht länger als sechs Stunden ist, war ich dann um kurz nach vier wach - ein wenig im Bett herumgeräkelt und um 6 Uhr dann aufgestanden. Warm soll es heute werden und das ist nicht lustig, wenn man durch ein, schon von der Früh weg, sonnendurchflutetes Tal aufsteigen möchte. Meine sieben Sachen gepackt, den üblichen Kaffee und ein Kornweckerl, dazu den muskelaufbauenden Proteinshake und es kann losgehen. Heute werde ich mal wieder Rad fahren, es geht zur Patscher Alm. Diese liegt auf ca. 1.700m und bildet mit ihrem Parkplatz, den Ausgangspunkt zum Aufstieg zur Barmer Hütte (gleich vorweg: Erklärungen zum Barmer Haus, zur Barmer Hütte und zur Sektion Barmen bzw. jetzt Wuppertal, gibt es morgen ausführlich - morgen ist nämlich ein echter Ruhetag angesagt!)


Um kurz nach halb sieben schwinge ich mich auf mein Rad und fahre die 10 Kilometer zum Ausgangspunkt. Dort angekommen sichere ich das Rad inclusive Helm an der Stange eines Hinweisschildes und bin bereit zum losgehen. Zwischenzeitlich hat sich neben mir ein weiterer Wanderer mit seinem Auto eingeparkt und ist gerade dabei, seine Sachen zusammenzusuchen. Wie immer quatsche ich auch diesen Wanderer an und frage ihn, ob er auch zum Barmer Haus gehen möchte. Welch ein Zufall 😉, er bejaht und wir beschließen, dass wir doch gemeinsam gehen können. Für mich (und es stellt sich dann auch heraus für ihn) ist es eine Herausforderung, denn ich gehe eigentlich seit Jahren immer nur alleine; und da habe ich mein Tempo, mit dem ich gut zurechtkomme. Es wird sich im Laufe unseres gemeinsamen "Ausflugs" herausstellen, dass wir nicht sehr unterschiedlich gehen und es für die nächsten Stunden super passt.


Ein kurzer Blick zurück ins Tal, die ersten etwas steileren Forststraßen sind passiert und wir erreichen die Ebene des Patscher Tals, mein Begleiter heißt übrigens Jens und wie es der Zufall so will - nein, Zufälle gibt es nicht - ist Jens Barmer, er kommt also auch aus Wuppertal und wohnt geschätzte 1,5 Kilometer von meinem Bruder entfernt. Echt krass! Er ist öfters in St. Jakob und verbringt dort viel Zeit, sowohl im Sommer, als auch im Winter. Und wenn man als Barmer schon einmal hier ist, dann muss man auch einen Besuch der Barmer Hütte einplanen, alles andere wäre eine Missachtung der Sektion 😉.


Nach einigen weiteren Kehren zeigt sich zum ersten mal der Hochgall, der 3.436 m hohe Berg wird uns die ganze Zeit im Blickfeld sein. Er ist imposant und bildet eine perfekte Kulisse für den Anstieg zur Hütte.

Nach einem anfänglich eher mäßigem Anstieg, folgt jetzt ein kurzer Almweg, der dann in einen sehr faszinierenden Weg/Steig übergeht. Ab ungefähr 2.200 HM wird der Weg durch Geröll ersetzt, er wird deutlich steiler und geht dann, mehr oder weniger, in eine Steinstiege über - ja, man kann es in vielen Anschnitten so nennen. Wie die Erbauer dieses Weges diesen so zustande gebracht haben, ist zumindest mir ein Rätsel - irrsinnig faszinierend. Manche Stellen erinnern mich an die Steinstiege der Herr der Ringe, die die Gefährten den Berg hinaufgehen.

Wir legen von Zeit zu Zeit ein kleines Päuschen ein, der Weg ist doch anstrengend - Geröll und riesige Steine gehen ist mühsam. Ach ja ... und übrigens, wie schon erwähnt, knallt die Sonne hier unbarmherzig ins Tal ...

Okay, nach ziemlich genau drei Stunden Gehzeit erreichen wir die Barmer Hütte. Eine sehr schöne Hütte, die hoch über dem Tal liegt. Uns stellt sich allerdings die Frage, warum gerade hier, in dieser mit Schutt erfüllten Mondlandschaft, die Sektion Barmen eine Hütte hat errichten müssen - sie wurde ja auch neu gebaut, nachdem die "alte Barmer Hütte" durch eine Lawine zerstört wurde. Mal abgesehen vom Hochgall, befinden sich nämlich keine nennenswerte "schönen" Berge in der Hüttenumgebung (ich werde versuchen das "Warum" zu Googeln). Kurz vor der Barmer Hütte passieren wir noch die Ruinen der alten Barmer Hütte.

Oben angekommen, genehmigen wir uns ersteinmal ein alkoholfreies Weizenbier - wie schon erwähnt, der Elektrolytausgleich ist sehr wichtig. Dann gibt es ein nettes Mittagessen mit Kaspressködeln und Krautsalat - echt hervorragend.

Zwischenzeitlich mache ich mit Erlaubnis der Hüttenwirtin und den vor der Hütte verweilenden Gästen, noch ein Drohnen Video, welches ich mit einem weiteren Video beim Abstieg verbinde. Es dokumentiert anschaulich dieses faszinierende Tal mit dem wunderschönen Hüttenanstieg. Es ist nicht nur deshalb eine ganze Seitenbreite wert - auch aus historisch, sentimentalen Gründen (Barmer und so ...)

Wir sagen der Wuppertaler Sektionshütte "Auf Wiedersehen" und machen uns auf in Richtung Parkplatz. Der Abstieg ist  witzig, ständig irgendwelche Treppen hinuntergehen ist schon eigenartig, aber irgendwie macht es auch Spaß - der vorbeirauschende Bach bringt manchmal etwas willkommene Kühlung. Am Ende des Weges verabschieden wir uns, die Familie von Jens wartet noch im angrenzenden Gasthaus auf ihn; ich gehe zu meinem Rad und fahre die 10 Kilometer, nahezu ohne zu treten, nach St. Jakob.


Dieser Ausflug hat sehr viel Spaß gemacht und jetzt komme ich zum Beginn: es war wieder mal anders als gedacht. Zum einen habe ich einen Tag mit Jens, einem sehr netten Wanderpartner verbracht, wenn ich mal wieder in meiner Heimatstadt Wuppertal bin, vielleicht geht sich ein gemeinsames Bier aus. Zum anderen Ist die Umgebung der Barmer Hütte im Grunde eine einzige Geröllhalde und das Almerhorn machte da nicht wirklich viel Sinn, obwohl der Blick bei bestem Wetter - auch auf das Objekt der Begierde in einer Woche - doch grandios sein soll.


Morgen werde ich fix einen Ruhetag einlegen, meine Muskeln brauchen es, sie müssen ein wenig regenerieren. Ich werde den Tag nutzen, um die Historie von Barmer Haus, Barmer Hütte und der Sektion Wuppertal aufzuzeigen ... aber jetzt ist es genug für heute ... also dann mal wieder bis morgen ...


Montag, 20.6.: Heute ist ein Hütten-(Haus-)Ruhetag geplant; ist gut so, denn die körperlichen Aktivitäten - Radfahren und Wandern- über die letzten drei Wochen, waren doch schon heftig.

Trotzdem ist um 7 Uhr Aufstehen angesagt und siehe da, Angelika ist schon im Haus. Wir plaudern etwas miteinander, ich mache mir einen Kaffee und ein kleines Frühstück und gehe dann meinem Home Office nach. Leider sind auch dieses Jahr von unterwegs ein paar Dinge zu erledigen, aber das kennt ihr ja und ich hatte es auch schon erwähnt.

Irgendwann im Laufe des Vormittags höre ich, wie die Tür zum Barmer Haus aufgeht, ich schaue ums Eck und ein etwas älterer Mann als meine Wenigkeit steht im Vorraum. Er meint, er sucht den "Doktor" - ich wiederum frage ihn, was er hier möchte. Schließlich hat mir Angelika gesagt, dass sich manchmal irgendwelche Menschen ins Haus "verirren", die hier nun überhaupt nichts zu suchen haben; meine Wachsamkeit hat also einen Grund 😉. Es stellt sich aber schnell heraus, dass er tatsächlich mich gesucht hat - es ist der Vater von Jens, meiner Wanderbekanntschaft zur Barmer Hütte gestern. Eine sehr sehr nette Überraschung. Es fällt mir jetzt erst auf, beim Schreiben dieser Zeilen, dass wir nicht nach unseren Namen gefragt haben, wir duzen uns aber sofort und führen ein sehr nettes Gespräch, was doch wohl fast eine halbe Stunde andauert. Der Vater von Jens ist mittlerweile 74 Jahre alt, er hat sehr viel zu erzählen, da er sehr sehr lange Zeit mit der Sektion Barmen und der späteren Sektion Wuppertal verbunden war (ist). Er war viele Jahre Kassier/Schatzmeister des Vereins und ich höre, dass die Sektion Wuppertal jetzt mehr als 5.000 Mitglieder zählt. Das ist wirklich bemerkenswert. Beim Aufbau und bei der Renovierung der Wege und Hütten war er ebenso intensiv beteiligt, wie er hat dem Verein viel seiner Zeit geopfert/gespendet hat - als Opfer sieht er es nicht, denn er schwärmt regelrecht von dieser Zeit (ich kann das nachvollziehen). Er und seine Familie werden heute noch zurück nach Hause fahren, es sind immerhin über 800 Kilometer, also dann eine gute, unfallfreie Fahrt und eine glückliche Heimkehr.


So, jetzt aber zum Barmer Haus. Bevor ich euch das Haus näher erkläre und auch ein paar Links einstelle, möchte ich noch von gestern Abend berichten. Ich kann mir ja meine Sitzmöglichkeiten aussuchen, nachdem ich das Haus immer noch alleine bewohne. So habe ich es mir auf dem Balkon an der Vorderfront am Abend gemütlich gemacht, bei einem Bier und ein paar Knabbereien in Form eines Nussmixes.


Auf den Bildern unten ist die Abendstimmung zu sehen und das Café Tyrol ... und dazu gibt es eine der versprochenen Geschichtchen😉. Als ich in meiner Jugend hier war, ich muss wohl 18 oder 19 gewesen sein, es war zum Skifahren, war das Café Tyrol äußerst beliebt, weil es einen ausgezeichneten Schinken-Käse-Toast angeboten hatte (und es war natürlich billig). Allerdings gab es auch eine etwas, sagen wir es mal so, hantige Kellnerin, die wohl auch zeitweilig (oder permanent) dort gewohnt hat. Eines morgens war ihr Auto (wenn ich mich recht erinnere, war es ein R4) auf dem Parkplatz direkt am Haus mit Ziegelsteinen aufgebockt. Sie ist wohl ins Auto eingestiegen, hat den Motor gestartet, konnte aber natürlich nicht wegfahren. Wer das getan hat, das weiß ich nur aus Erzählungen, die Namen habe ich mittlerweile vergessen (wirklich) - ich jedenfalls war nicht daran beteiligt - echt nicht 😉! Die Geschichte ist umso erstaunlicher, da es für diese Aktion doch ein paar Leute brauchte und alles unter den "Augen der Gendarmerie" abgelaufen ist. Wenn ihr euch das Bild unten näher anschaut, dann seht ihr beim Gemeindeamt und beim ganz genauen Hinschauen, das Schild Polizei - das war auch damals schon so, nur eben nicht Polizei sondern Gendarmerie - übrigens wäre "die Tat" auch nach so ca. 45 Jahren, zumindest denke ich das, verjährt 😂

Wie schon erwähnt, gehört das Barmer Haus jetzt zur Sektion Wuppertal. Ursprünglich gab es zwei Sektionen, die jeweils von zwei Stadtteilen Wuppertals betrieben wurden (Barmen und Elberfeld) - bei der Gründung dieser zwei Sektionen war Wuppertal als Stadt noch nicht existent. Erst im Jahr 1929 kam es zur Gründung durch die Zusammenfassung von verschiedenen Stadtteilen, die an der Wupper liegen. Dieses Flüssen durchfließt das Tal und ist somit namensgebend für die Stadt Wuppertal.


Eine Pressemitteilung der Sektion aus dem Jahr 2021 beschreibt die Vereinigung der Sektionen  wie folgt: "Mit Datum vom 26.08.2021 haben sich die beiden Sektionen des Deutschen Alpenvereins Barmen und Wuppertal zu einer DAV Sektion Wuppertal zusammengeschlossen. Der neue Großverein mit jetzt rund 5.600 Mitgliedern hat seine Kräfte gebündelt und sich neu aufgestellt." ... "Die neue Sektion Wuppertal besitzt die beiden Hochgebirgs-Hütten "Barmer Hütte"/Defreggental und "Elberfelder Hütte" im Glocknergebiet, das Barmer Haus in St.Jakob/Defreggental, das DAV-Haus Astenberg und die Sauerlandhütte als Selbstversorgerhaus im Sauerland sowie die Kletterhalle „Wupperwände“ an der Badischen Straße in Wuppertal, wo sich auch die Geschäftsstelle befindet. Die wesentlichen Ziele der Verschmelzung waren die Bündelung der Kräfte, Einsparungen von Ressourcen, Steigerung der Attraktivität und des Mitgliederservices, kraftvollere Präsenz in der Öffentlichkeit sowie die Sicherung nachhaltiger Zukunftsfähigkeit. ..." DAV Sektion Wuppertal, 20.6.2022

Hier ein paar Infos zum Barmer Haus, welches doch als Gebäude eine lange Geschichte aufweist. Das Barmer Haus ist DAS zentrale Haus im Ort, direkt neben der Kirche und am Hauptplatz, sodass angenommen wird, das es eines der ersten Häuser in diesem Ort war. Die Besiedlung des Tales geht in das 11. Jahrhundert zurück.

"Das zweigeschossige Barmer Haus, früher auch Barmer Heim genannt, ist ein Selbstversorgerhaus der Sektion Barmen des heutigen Deutschen Alpenvereins Sektion Wuppertal-Barmen. 
In der ersten Hälfte der 1920er Jahre beschloss die stetig wachsende Sektion Barmen des Deutschen Alpenvereins, die im Patscher Tal unweit von St. Jakob in Defereggen auf 2.610 Metern Höhe gelegene Barmer Hütte zu erweitern. Die Erweiterungen sollten 1926 abgeschlossen werden.
In diese Zeit fällt auch der Beginn des Barmer Hauses in St. Jakob in Defereggen. Zwar hatte die Sektion Barmen seit 1900 mit der Barmer Hütte eine eigene Alpenvereinshütte, allerdings fehlte ihr ein Talstützpunkt in deren Nähe. Ihr Blick richtete sich das zweigeschossige ehemalige Schmiedshaus in St. Jakob in Defereggen, dass der Sektion zum Kauf angeboten wurde. Der Vorstand wurde ermächtigt, das Gebäude zu erstehen, und auf der Vorstandssitzung vom 23. Juni 1925 wurde der Kauf für einen Preis von 3.300 Reichsmark (5.500 österreichischer Schilling) bekanntgegeben.
Allerdings gab es vor der Inbetriebnahme des Barmer Hauses noch eine Schwierigkeit zu lösen: Das Barmer Haus lag nicht im Arbeitsgebiet der Sektion Barmen, sondern in dem der Sektion Prag. Die Alpenvereinssatzungen erlaubten jedoch keinen Hüttenbetrieb im Arbeitsgebiet einer anderen Sektion. Die Sektion Prag hätte ihr Einverständnis für den Betrieb einer Talherberge gegeben, wenn diese allen Alpenvereinsmitgliedern offen gestanden hätte. Dies lag allerdings nicht im Interesse der Sektion Barmen und so wurde das Barmer Haus als privates Talheim der Sektion Barmen eröffnet und stand nur dessen Mitgliedern und Gästen offen. ..."
KuLaDig, 20.6.2022

Das Haus ist äußerst familienfreundlich und bietet Lagerplätze, Einzel- und Doppelzimmer, mit Waschgelegenheit und seit dem Anbau 2008 auch 2 Doppelzimmer und 1 Vierbettzimmer mit Du/WC. Eine vollausgestattete Küche gehören ebenso dazu, wie seit ein paar Jahren ein Fernsehraum  und im Anbau ein Skikeller. Das Barmer Haus wird besonders gerne im Winter besucht, da es zum Skigebiet "Brunnalm" nur wenige Meter sind und der Skibus direkt vor der Tür hält.

Ich gehe durchs Haus und mache ein paar Fotos, damit ihr einen Eindruck bekommt - sozusagen ein Werbeblock für das Haus 😉. Wenn ihr also Lust habt, mal in ein Hochtal (ca. 1.400m) zu fahren und dort einen Sommerurlaub in ländlicher Umgebung abseits der üblichen Hitze zu verbringen oder einen entspannten Winterurlaub, dann wäre das Barmer Haus dafür sehr gut geeignet - aber genug der Werbung ...

Der Wuppertal Bezug im Barmer Haus darf natürlich auch nicht fehlen. Im unteren Stiegenaufgang gibt es die übliche Infotafel und eine Fotografie eines Bahnhofs der weltberühmten 😉 - nein, im Ernst, es ist tatsächlich so - DER Wuppertaler Schwebebahn. Daneben die innige Verbundenheit mit dem Bundesland Tirol, dem Deutschen Alpenverein und Barmen. Das Wappen zeigt den bergischen Löwen und die Garnstränge als Zeichen des Privilegiums der Garnung (Barmen war Garn- und Weberstadt und um 1900 herum gehörte Barmen, ebenso wie Elberfeld, zu den reichsten Städten Deutschlands). Nur in Barmen und an keiner anderen Stelle der Länder des damaligen Herzogtums durfte Garn gebleicht werden. Der Bergische Löwe wiederum geht auf ein Siegel aus dem 16. Jahrhundert zurück.


Soweit die Ausführungen zum Barmer Haus und der Sektion Barmen (jetzt Wuppertal). Ein Home Office Tag neigt sich langsam dem Ende und ich werde jetzt eine Runde durchs Dorf spazieren ...


Derzeit gewittert es und je nach Wetterlage morgen, wird es ein kleines Aktivitätsprogramm geben ... in der Früh sollte es zumindest noch schön und beständig sein.


Einen kleinen Ausflug hat es dann heute Abend doch noch gegeben. Ich hab mir meine Drohne geschnappt und bin ein paar Meter die Straße den Berg hinauf gegangen. Dort steht eine Bank, von der man einen wundervollen Blick über St. Jakob und das Tal hat. Ein Flug mit 2 Kilometern in die eine und rund 1,5 Kilometern in die andere Richtung und das Ergebnis seht ihr unten - ein abendlicher Rundflug über St. Jakob und einen Teil des Defereggentals.


Dienstag, 21.6.: Heute tatsächlich gar nichts, bis sehr wenig zu Berichtendes. Ein kleiner Spaziergang zu der ehemaligen Vermieterin des Urlaubsdomizil meiner Eltern und meines Bruders. Ich habe die alte Dame (mittlerweile 86 Jahre) besucht. Sie hat sich sogar an meinen Namen erinnern können; 2018 war ich mit meinem Bruder mal ganz kurz für ein paar Minuten bei ihr und wir hatten auch damals, so wie ich heute, über alte Zeiten geplaudert. Aber genauso, auch über die tragischen Entwicklungen der letzten zwei Jahre. Das Urlaubs-/Beherbungsgeschäft hat die "alte Dame" mittlerweile aufgegeben, sie schafft es jetzt nicht mehr.


Apropo die "Alte Dame" (ihr wisst schon, Dürrenmatt "Der Besuch der alten Dame" - dies ist ausschließlich literarisch gemeint); heute hat mich etwas eingeholt, was mich im letzten Jahr auf meiner Ost-West-Tour durch Österreich begleitet und sehr beschäftigt hat. Anna Baar und ihr Buch Nil. Wenn ihr es nachlesen möchtet, warum im letzten Jahr diese intensive Beschäftigung, dann geht in den Bericht von 2021 nach Klagenfurt, dort werdet ihr fündig. Es gab heute einen Bericht über Frau Baar auf der ORF Homepage: Anna Baar und der Konter auf das Schweigen. Der Artikel lohnt sich zu lesen, auch das sehr gute Video, welches dem Artikel vorangestellt ist, ist sehenswert. Den Einleitungsabsatz des ORF Artikels möchte ich hier zitieren, da er auf das hinweist, was viele von uns denken und fühlen: "Wenn schon 'jedes Kind weiß, dass im Schweigen die größten Dinge hausen', dann muss im Land des Schweigens einiges los sein. Die Autorin Anna Baar ist jedenfalls besessen davon, der Welt hinter dem Schweigen einen Namen zu geben, ja, dieser Welt in ihrer Widersprüchlichkeit erst zum Sprechen zu verhelfen. Ihr Roman 'Nil' war zuletzt einer der ganz großen Würfe in der heimischen Gegenwartsliteratur." Schaut euch das Video an und lest den Artikel, es lohnt sich!

Gratulieren möchte ich Frau Baar zu der Einladung, am Mittwoch (also morgen) die Eröffnungsrede zur diesjährigen Verleihung des "Bachmannpreises" geben zu dürfen. Die 46. Tage der deutschsprachigen Literatur finden in Klagenfurt statt, diese Veranstaltung wird auf 3sat, orf.at und vom Landesstudio Klagenfurt live übertragen und dauert von Mittwoch bis Sonntag. Ich denke, ich werde morgen einmal hineinschauen ... die Eröffnung ist um 18 Uhr.

"Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht." Ingeborg Bachmann - diesem Zitat möchte ich nichts hinzufügen, es spricht für sich selbst. ...


Mittwoch, 22.6.: Während ich hier sitze und wieder einmal diese Zeilen schreibe, schaue/höre ich nebenbei über meinen Computer die Eröffnung der 46. Tage der deutschsprachigen Literatur (Bachmannpreis) - ich werde das gleich aktualisieren und stelle deshalb den Livestream Link hier hinein: Live Bachmannpreis 22. So, es ist veröffentlicht, vielleicht schaut es jemand.

Zwei weit entfernte literarische Dinge von gestern möchte ich heute noch nachreichen. Zum einen habe ich mal wieder Wäsche gewaschen, naja, eigentlich nicht ich, sondern Angelika. Die Waschküche ist nämlich üblicherweise verschlossen. Tausend Dank für wieder einmal frische Wäsche! Zum anderen plagt mich seit Montag eine Erkältung, es ist nicht arg, aber am Montag habe ich Packungen von Taschentüchern gebraucht - es wird besser und ich war echt heilfroh, dass mich das gewittrige und regnerische Wetter die letzten zwei Tage mehr oder weniger gezwungen hat, keine Touren zu unternehmen.

Dafür werde ich morgen einen Ausflug machen - keine "echte" Wanderung, aber eine Wiederholung des Videodrehs des Flugs über St. Jakob mit dem Tal bei schönem Wetter und kräftigen Farben in der Morgensonne sowie ein weiteres Video vom Stallersattel. Dies ist der Grenzübergang ins Antholzer Tal nach Süditirol, beide Videos gleich bis Mittag. High Noon bin ich wieder zurück - ich werde vermutlich den Bus zum Stallersattel nehmen, er ist in der Gästekarte enthalten und etwas schonen muss ich mich noch. Für den Nachmittag habe ich geplant, ein Mountainbike auszuborgen und zur Brunnalm bzw. zur Moseralm zu fahren, eventuell mit einem kurzen Aufstieg zum Kleinen Leppleskofel. Das ist eine nette Nachmittagstour bei vermutlich schönem Wetter und für meine ein wenig angeschlagene Gesundheit nicht zu belastend. Dort oben wird es ebenfalls ein Video geben.

Diese vielen Videos in und um St. Jakob haben einen Grund, der heute eine Bestätigung erhalten hat - aber dazu bei passender Gelegenheit dann mehr - die Erklärung könnte auch einige Zeit nach meinem Urlaub folgen. Es ist zumindest eine sehr interessante Geschichte 😉 ... lasst euch überraschen.


Übrigens, was den Großglockner betrifft, habe ich gestern in der Früh eine Email bekommen, dass die Tour stattfinden wird. Es wurde der Tour Guide gewechselt, es ist nicht mehr die staatlich geprüfte Bergsteigerin aus Köln, es ist ein Heeresbergführer, namens Daniel. WeatherPro sagt derzeit, nach einer pausenlos wechselnder Wettervorhersage, für Sonntag grandioses Wetter voraus. Es wird ausgesprochen warm werden, zu Mittag auf dem Großglockner 9°C (!!!). Sehr warm, bin mal gespannt, auch in der Früh soll es keinen Frost geben und damit wird es über das Ködnitzkees möglicherweise mühsam werden, weil der Schnee halt tief ist. Ihr merkt, die Spannung steigt und es kommt auch etwas Nervosität auf - im Grunde aber sehr große Erwartungsvorfreude ...


... so, jetzt aber mit voller Konzentration zurück zur Live Übertragung ... ich freue mich auf einen weiteren interessanten Eröffnungsabend ...


... WOW ... und nochmals WOW ... diese Eröffnungsrede war der Hammer!!! Ich bin auf die Reaktionen gespannt. Sie war knallhart, ehrlich, sehr emotional, einfach berührend und den Spiegel vorhaltend ... die Presse wird diese Rede nicht so stehen lassen, ich kann mir das nicht vorstellen. Mir hat sie (die Rede) und Sie (Anna Baar) gefallen - sobald das Video der Rede im Netz zu finden ist, werde ich den Link hier hineinstellen. Ihr werdet euch wundern ... ich jedenfalls bin noch vollkommen beeindruckt und betroffen ...


Donnerstag, 23.6.: der letzte Tag in St. Jakob - morgen geht's weiter. Bevor es aber zum Tagesrückblick kommt, hier noch der Link zum Text der Eröffnungsrede gestern: Anna Baar Eröffnungsrede Bachmannpreis 22. Den Text hier komplett wiederzugeben, würde leider (!!!) den Blog/den Reisebericht sprengen. Aber lest ihn, er ist einfach unfassbar und die sehr verhaltene Reaktion der anwesenden Gäste gestern Abend, sagte schon einiges aus. Mich beschäftigt er immer noch ...


Aber zurück zu heute; es sind eine Vielzahl an Videos entstanden, die mit den bisherigen von diesem Ort und den wanderbaren Ereignissen von hier, zu einem zwei-minütigen Zusammenschnitt am Ende des Tages geführt haben.

Um 6:30 sitze ich auf derselben Bank, von der ich das Video von St. Jakob in der Abendstimmung gemacht habe. Jetzt ist es morgen und bald wird die Sonne über den Berg kommen. In St. Jakob dauert es etwas länger, obwohl der Sonnenaufgang heute um 5:16 war. Die Berge halten jedoch die Sonne an vielen Stellen noch zurück. Die gegenüberliegenden Hänge sind schon beleuchtet, aber der Ort liegt mehrheitlich noch im Schatten. Um 6:55 ist es soweit und es gibt nur noch wenige schattige Flecken - die Drohne raus und zwei Kilometer talaufwärts geflogen, umgedreht, Video los und zurück. Die Morgensonne macht kräftige warme Farben, es ist doch etwas Anderes, als das kalte Licht am Abend. Um 7:39 fährt dann der Bus zum Stallersattel und dem Obersee; ich habe das Video von St. Jakob gemacht und habe noch jede Menge Zeit, bis der Bus kommt. Der Bus ist mit Kindern vollbesetzt, die aus den umgebenden Dörfern kommen und hier in St. Jakob, in die Schule gehen. Ich steige zu, 200 Meter später steigen die Kids aus und ich bin der einzige Fahrgast, der jetzt 14 Kilometer den Berg hinauf kutschiert wird. Kurz nach acht komme ich oben an und gehe den Seerundweg des Obersees, um mir eine geeignete Stelle zum Drohnenfliegen und zum Fotografieren zu suchen. Die Fotoergebnisse seht ihr direkt nachfolgend.

Der Obersee ist mit seiner beeindruckenden Bergkulisse schon sehr fotogen. Wenige Meter höher befindet sich dann der eigentliche Sattel hinunter nach Südtirol. Die rück- oder südwestliche Seite führt dann eben ins Antholzertal mit dem Antholzersee, der zumindest auf dem Video gut zu erkennen ist. Die Passhöhe ziert die Hexenschenke, ein mini Lokal mit einem kleinen Souvenirshop.

Der Rundweg, die filmischen und fotografischen Tätigkeiten haben nicht viel Zeit in Anspruch genommen, trotzdem erwische ich den Retourbus nicht. War auch nicht so geplant. Die nächste Fahrt ins Tal ist um 11:29 - allerdings dauert das doch ziemlich lang, sodass ich mich an den Straßenrand stelle und nach altbewährter Manier aus Jugendzeiten, den Daumen raushalte. Bis um 10:10 passiert nichts, manche Autolenker fahren mit einer bedauernden Miene vorbei, die meisten aber ignorieren mich. Dann hält ein Mercedes Oldtimer fahrender Herr an (im Gespräch stellt sich heraus, der nette 52jährige Herr arbeitet bei Mercedes und hat seine jährliche einwöchige Auszeit von Arbeit, Familie und Kids) und nimmt mich mit nach St. Jakob - wieder einmal ein angeregtes Gespräch - echt cool. Die 14 Kilometer vergehen wie im Flug (das Mercedes Nachfolger Modell des 115 hatte ich auch mal, den 123; war ein prima Auto, nur ein Schluckspecht).

Gestern hatte ich mich schon auf die Warteliste für ein Mountain-eBike setze lassen und tatsächlich, es ist noch eins vorhanden und ich kann es mieten. Einen Preisnachlass gibt es für meine filmischen Aktivitäten - vielen Dank dafür - mal sehen, ob sich die Vergünstigung auch auszahlt ...

Ich werde zunächst zur Bruggeralm fahren, es ist die weitaus schönere Alm als Die Moseralm (eigentlich  in ich durch einen "Fahrfehler" hier hergekommen, ich habe den Abzweig verpasst). Die Bruggeralm liegt auf etwas mehr als 1.700m und ist wie die anderen Ziele per Forst- oder im Moment besser Arbeitsstraße zu erreichen. Im Brunnalmbegiet wird nämlich sehr intensiv an der Erweiterung der Skipisten und dem Austausch von Schlepp- zu Sesselliften gearbeitet. Auf dieser Seite des Berges (die Brugger Alm ist davon ausgenommen) herrscht eine einzige Baustelle vor. Die Fotos von der Moseralm sind so gemacht, dass die Baustellen nicht irritieren 😉.

Ein paar Minuten Aufenthalt, es gibt echt nicht viel zu sehen hier und ich fahre ab. Eigentlich hätte ich ja mein Rad nehmen können, aber ein Mountainbike auf dieser Rumpelstrecke ist doch um einiges angenehmer. Das ausgeborgte Rad ist vorne und hinten gefedert und ich laufe nicht Gefahr, mir die Handgelenke zu brechen. Mein Rad hat nun überhaupt keine Federung, fährt sich echt super, aber eben nur auf Straße und nicht über 1.200 HM auf Forstwegen.

Bergabwärts kreuze ich noch diverse Skipisten, die ich früher (so vor ca. 42 Jahren 😉) gefahren bin. Es war eine tolle Zeit damals und im Grunde möchte ich im Winter auch nochmal hier sein. Ich sollte das für den Winter 2022/23 einplanen. Die Ausblicke in die gegenüber liegenden Täler, zum Beispiel ins Tal der Neuen Reichenberger Hütte sind super, es ist doch ein sehr sehr schöner Flecken Erde hier ...

Unten angekommen mache ich mich schnurstracks auf den Weg zum Sportgeschäft. Es ist kurz vor 15 Uhr und sie öffnen soeben nach der Mittagspause. Der Trip mit dem Mountainbike war ein besonderer und hat sich echt ausgezahlt. Ein kurzes verspätetes Mittagessen und der weitere Nachmittag versinkt im Nichtstun - nicht ganz, denn das Video unten, der Zusammenschnitt auf zwei Minuten aus ca. 60 Minuten der letzten Woche, hat doch einige Zeit in Anspruch genommen - aber seht selbst. Ob das die endgültige Version der Zusammenfassung meiner 7 Tage in St. Jakob ist, weiß ich noch nicht, aber es kommt zumindest so mal jetzt hinein. ...


Das war's dann für heute und morgen geht es also zur letzten Station zum Großglockner (eigentlich ist es die vorletzte Station, aber es ist zumindest der diesjährige Höhepunkt). Gerade jetzt regnet es mal wieder, morgen früh sollte es aber wieder schön sein, sodass ich trockenen Rades von hier hinunter nach Huben und auf der anderen Talseite hinauf zum Lucknerhaus komme ....


... womit sich dann das sechste Kapitel dieser Tour öffnet ...


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