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 1. Auf geht's ...
... der Beginn des Fahrrad-Wanderulaubs  ...

Samstag, 28.5.: Nun, es geht also los. Das Rad hat schon ordentlich Gepäck, wenn ich das mit letztem Jahr vergleiche, ist noch einiges dazugekommen. Um kurz nach halb Neun geht's los. Das Wetter ist doch nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe und wie meine Reise Wetter App WeatherPro es eigentlich angekündigt hat. Da hat sich die Prognose über Nacht dann doch noch geändert. Tiefhängende Wolken ziehen ab oder auch nicht ...

Zunächst geht es mal wieder entlang des Donau-Radweges, also meinem täglichen Weg zur Arbeit. Ich biege allerdings nicht ab zur Friedensbrücke, sondern bleibe noch ein paar Meter auf dem Radweg, um dann beim Ringturm auf den Ring zu fahren. Ein kurzer Stopp beim Wiener Rathaus für ein Foto (auch das gehört dazu) und dann geht es über den Wienerberg hinunter auf der Triesterstraße. Die Triesterstraße ist kurz vor der SCS nur einspurig befahrbar, auch der Gehweg ist mit Menschen besetzt. Es sind insgesamt vier Autos auf-/ineinandergefahren, mehrere Feuerwehrautos, Polizeiautos und zwei Krankenwagen stehen mit blinkendem Blaulicht auf der ersten Spur. Soweit ich das beim Vorbeifahren beurteilen kann, ist aber nicht sehr viel passiert, eine beteiligte Dame verlässt gerade einen der Krankenwagen. Übrigens hat es angefangen zu regnen bzw. ich fahre einer heftigen Regenfront hinterher. Die Straßen sind pitschnass, am Rand bilden sich übergroße Wasserlacken und ausweichen ist auf dieser Straße leider nicht. So werden zumindest einmal meine Schuhe ordentlich nass. Doch in Richtung Mödling lockert es auf und dann ist Trocknen der Kleidung am Körper bei Fahrtwind und besser werdendem Wetter angesagt. 

Es geht viele Kilometer den Thermenradweg entlang, ein sehr schöner Weg entlang eines kleinen Flusses. Bis ich dann bei Wöllersdorf die Südautobahn quere und  - und das ist schon erstaunlich - an einem Fort Houston vorbeikomme - nein, kein Beamen nach Texas. Hinter oder in dem Fort befindet sich ein Schießstand, was nicht zu überhören ist. Ich werde das Fort mal umgehend googeln und den passenden Link hier anführen. Schaut euch das Fort Houston an - ist echt witzig.

Dann kommen Hohe Wand und Schneeberg zum Vorschein. Den zweiten Berg werde ich morgen besuchen, bin mal gespannt, wie das morgen dann mit der Wettervorhersage ist. Derzeit dürfte es bis 15 Uhr halbwegs passabel sein und dann kommt leichter Regen. Ich habe die Retourfahrt um 16 Uhr gebucht und dann sind es noch ca. 21 Kilometer mit dem Rad von Puchberg zurück zu meinem Quartier.

Nach 82 Kilometern entspannter Fahrt, erreiche ich meine Unterkunft in Neunkirchen. Das City Hotel Neunkirchen ist sehr zentral gelegen; die Rezeption ist derzeit nicht besetzt, die Keycard für den Zutritt zum Hotel und zum Zimmer, befindet sich in einem mit Zahlenschloss zugänglichem Safe neben der Eingangstür. Den Code habe ich heute per Email und SMS bekommen. Es funktioniert und ich habe Glück, mein Zimmer ist ebenerdig, sodass ich mein Fahrrad nicht in einen Aufzug zwängen muss oder es über Stiegen wuchten muss. Es kommt also wieder mit auf's Zimmer. 😉

Ein kurzes Einkaufen beim nur 300 Meter entfernten Eurospar, eine  verspätete Mahlzeit, diese Zeilen geschrieben und mittlerweile ist es 17:15. Was liegt heute Abend an - die Filmkritiker lobten den soeben erschienenen Film Top Gun heftig. Ich werde mir um 19 Uhr diesen Film im Grand Movie anschauen - ob er wirklich so gut ist, okay, es ist natürlich subjektiv, erfahrt ihr dann später. Also dann, auf einen netten Kinoabend ...

... nun, was soll ich sagen - auch wenn das Genre eigentlich nicht so richtig in kriegerische Zeiten passt ... Top Gun  ist kein Kriegs- oder Anti-Kriegsfilm, er ist ein Fliegerfilm ... ist er einfach hervorragend gemacht. Die fast 60 Jahre (etwas mehr als einen Monat - 3. Juli - hat er noch), merkt man Tom Cruise nicht wirklich an. Jugendlich wie eh und je, allerdings durchaus gesetzter und selbstkritischer in seiner Rolle - das steht ihm echt gut. Es ist ein unfassbar technischer Film, die Flugszenen sind der Hammer; wie man diese drehen kann, ist mir ein Rätsel und nach Zeitungsberichten sind auch einige Szenen nachgedreht, verfeinert worden. Hinzu kommt noch eine Menge Witz, Charme, natürlich eine Liebesgeschichte, kameradschaftliche  Rivalitäten, Erinnerungen an Weggefährten von vor 30 Jahren - ein wirklich gelungener Film. Man muss jetzt kein Tom Cruise Fan sein - und der bin ich wirklich nicht (naja, außer in Rain Man, da war er wirklich super) - aber DER Film lohnt sich.

Wenn, ja wenn es keine Kinoveranstaltung gewesen wäre ... aber dafür kann der Film nichts ... der Saal war geschätzt zu einem Drittel besetzt (ein recht kleiner Saal mit 9 Reihen, glaube ich) ... und jeder Menge Tortilla in Plastikschalen oder Chipssackerln raschelnden Zuseher*innen ... das nervt echt ... bis das alles mal aufgegessen ist, dauert es einige Zeit, eine dreiviertel Stunde wird es schon gewesen sein ... und dann ist Ruhe eingekehrt und der Film wurde von knisternden Störgeräuschen nicht mehr beleidigt ... tja ...

Zum Abschluss des Tages gibt es noch zwei abendliche Aufnahmen; richtig erraten 😉 - die eine zeigt das Grand Movie und die andere den Hauptplatz von Neunkirchen.

Das war's dann für heute, ich freue mich auf morgen und eine lockere Wanderung über den Schneeberg, aber dazu dann morgen mehr.


Sonntag, 29.5.: So war das echt nicht ausgemacht - besonders nicht vor vier Tagen. Meine Wetter App hatte super schönes Wetter für den Schneeberg vorausgesagt und ich habe daher, wie bereits beschrieben, die Fahrt mit dem Salamanderzug zum höchsten Berg Niederösterreichs (2.076m) gebucht. Seit gestern spinnt meine App, denn sie meint, es wird so ab ca. 14-15 Uhr anfangen zu regnen. Nicht nur auf dem Schneeberg, sondern auch in Neunkirchen und Umgebung. 14 Uhr ist okay, ich habe zwar die Rückfahrt erst für 16:15 gebucht - es war ja schönes Wetter angekündigt, aber das wird man ändern können.

Zurück zum Anfang des Tages ... um 7:45 gibt's einen Kaffee, schwarz - meine Fasten App erlaubt es mir, denn erst ab 12 Uhr darf ich irgendetwas Kalorienreiches zu mir zu nehmen. Also packe ich einen meiner beiden Rucksäcke (ja, ich habe zwei Rucksäcke dabei; einen für meine Tagestouren und dann den, den ich für den Großglockner brauche), ich ziehe mich komplett bergmäßig an, meine steigeisenfesten Bergschuhe zum Eingehen, meine Hochtourenhose - ebenfalls zum Eingehen 😉 und die Softshelljacke, es soll ja nicht so warm werden heute. In den Rucksack kommen noch meine Drohne,  eine Regenjacke, Handschuhe und eine Haube - schließlich bin ich im "Hochgebirge" unterwegs - und ein wenig Tagesverpflegung kommt auch mit.

Der Strecke nach Puchberg am Schneeberg, zur Talstation des Salamanderzugs, der die Besucher auf den Schneeberg bringen wird, beträgt 21 Kilometer. Mein Rad genommen, diesmal ohne Satteltaschen, Gepäckrolle und Lenkertasche und es geht los. Wow, was für ein herrliches Gefühl ohne Gepäck zu fahren.

Es ist ja nicht weit, ich erhasche einen ersten Blick auf den Schneeberg, komme an der Burg Stixenstein vorbei und an einer der Quellen der Wiener Hochquellenleitung. Wir sind schon sehr gesegnet mit diesem Wasser, welches vermutlich das beste natürliche Wasser weltweit ist, zumindest wird es später im Salamanderzug so erzählt.

Nach 50 Minuten erreiche ich Puchberg und schließe mein Rad an einem Fahrradständer ab. Den Helm hänge ich mit ins Schloss, beides ist hoffentlich später noch da. Ich gehe zum Ticketschalter und frage nach einer Umbuchung - mittlerweile ist es klar, das zeigt auch der Himmel - dass es am Nachmittag regnen wird. Ich verlege also meine Talfahrt auf 15:15.

Kurz vor 10 Uhr dürfen die Anstehenden den Ticket Scanner passieren und sich einen Sitzplatz im Zug suchen. Er ist nur sehr sehr spärlich besetzt, wer fährt bei diesen Aussichten auch schon auf den Berg - außer, man nutzt die Möglichkeit zu Trainingszwecken. Ein kurzer Halt auf der Stecke, um den Gegenzug hinunter ins Tal bei einer Ausweichstelle vorbeizulassen und dann noch ein weiterer, 15 minütiger Aufenthalt bei der Buchtelstation (die kenne ich ja schon - ich bin ja nicht zum ersten mal hier). Um 10:40 erreichen wir den Endbahnhof auf dem Schneeberg und es kann losgehen.

Es hat mittlerweile zugezogen, es ist ordentlicher Wind aufgekommen, der mir doch ziemlich um meinen recht kahlen Schädel pfeift. Ich ziehe meine Regenjacke an, setze meine Haube auf, mit den Handschuhen tue ich mir noch etwas schwer (nicht das Überziehen, nur sie zu Benutzen) - es ist der 29. Mai und dieses Wetter sollte jetzt nicht so sein - nein Scherz beiseite - es kann jederzeit auf 2.000 Metern zu wetterbedingten Überraschungen kommen; nicht nur ich bin überrascht worden, es sind auch andere Wanderer betroffen, die in "kurzen Höschen" dahinspazieren.

Nach den ersten Metern fühle ich etwas auf meiner Gesichtshaut ... ein Regentropfen? ... sollte es doch früher anfangen zu regnen? Bei genauerem Hinsehen, es verirren sich mittlerweile ein paar mehr dieser Gebilde in meine Richtung, sind diese nicht glasig durchscheinend, sondern haben so eine eigenartige weiße Farbe 😉. Der Schneeberg - Name hin oder her - sollte sich eigentlich von einer besseren Seite zeigen. Schneefelder vom Winter waren zu erwarten, aber Schnee von oben, Ende Mai - naja. Wie schon eingangs erwähnt - SO WAR DAS WIRKLICH NICHT AUSGEMACHT - es fängt an zu schneien. Damit hatte ich echt nicht gerechnet, aber so heftig ist es derzeit noch nicht, es sind ja nur ein paar vereinzelte Flöckchen. Am Damböckhaus vorbei und nach wenigen Metern kommt ein Wegweiser zum Klosterwappen. Ich wähle diesen Weg, um von dort dann zur Fischerhütte hinunterzugehen.

Vom Gipfelkreuz des Klosterwappens sieht man schon die Fischerhütte und den kurzen und leichten Weg dorthin. Übrigens, wie gesagt, es wurden auch andere Wanderer vom Wetter überrascht, es kommt mir ein junges Pärchen in Shorts entgegen - auf meine Frage, ob es nicht ein wenig zu frisch wäre, entgegnen sie, es passt schon - naja ...

Es sind nur wenige Minuten zur Fischerhütte und ich besuche vorher noch den Kaiserstein, der zu Ehren Kaiser Franz Josef I zu seiner Besteigung am 10. August 1805 und am 30. Juli 1807 hier errichtet wurde. Danach geht es aber schnurstracks in die Fischerhütte, es hat mittlerweile mächtig zugezogen, der Wind pfeift, der Schneefall ist stärker geworden und das Hüttenaußenthermometer zeigt -3°C an. Was will ich mehr, eine perfekte Einstimmung zu meinem größeren Vorhaben in genau vier Wochen! 😉 Das stürmische Wetter soll  das Video unten ein wenig zeigen ...

Eine wirklich kurze Rast auf der Hütte, mit dem Gericht Linsen und Knödeln zur Stärkung und es geht wieder hinunter. Es ist noch nicht einmal 12 Uhr als ich die Hütte erreicht habe, und dieses Wetter - bei aller Liebe zu Schnee - braucht heute keine unnötigen Minuten auf dem Berg. Ich werde mein Ticket von 15:15 auf 13:15 umbuchen. Dafür muss ich aber rechtzeitig an der Bergstation zurück sein, was ja kein Problem darstellen sollte. Im fast Laufschritt geht es den Berg hinunter, erwähnenswert ist noch die Schneise, die auf dem "Normalweg" zur Fischerhütte, also nicht der Weg über das Klosterwappen, in den Schnee gefräst wurde. Das sieht schon nett und spektakulär aus ... ich sehe gerade, dass ein anderer Wanderer, schaut mal genau hin, am rechten oberen Rand des gefrästen Schneewegs steht ... soviel zu den Dimensionen ...

Wieder am Damböckhaus vorbei, diesmal mit Schneefall und zur Bahn - die Ticketumbuchung ist kein Problem. Um 13:15 geht es also talwärts.

Um kurz nach 14 Uhr schwinge ich mich mit Regengewand bekleidet auf mein Rad und fahre die 21 Kilometer zurück nach Neunkirchen - es war ein Halbtagesausflug, der vollkommen anders geplant war, der aber auch so seinen echt speziellen Reiz hatte.

Mittlerweile ist es 19 Uhr, die nahegelegenen Kirchturmglocken bimmeln und es regnet immer noch. Es war dann doch, schlussendlich ein entspannter Tag mit einer leichten Rundwanderung (ca. 400 Hm) auf ungefähr 2.000 Metern. Das wirklich Positive ist, ich habe mir keine Blasen geholt, die Schuhe (auch wenn ich sie zu Hause schon mal länger im Haus getragen hatte), dürften okay sein - sehr fein. Und wasserdicht sind sie auch, ebenso meine Hochtourenhose. Beide haben kein Wasser durchgelassen, obwohl es die 45 Minuten Fahrt zurück zum City Hotel durchgehend geregnet hat. Ach ja, hier habe ich meine Handschuhe schon gebraucht; im Regen ohne Handschuhe bei gedämpften Temperaturen zu fahren, ist nicht sehr lustig ...


Das war's dann für heute, morgen werde ich nach Tragöß in meinen Wohnwagen "übersiedeln". Erschwerend für den dortigen Aufenthalt hat sich herausgestellt, dass das örtliche Spargeschäft seine Pforten geschlossen hat. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist 9 Kilometer entfernt - oder - und da habe ich mich schon erkundigt - ich lasse den Billa Online Dienst meine Lebensmittel liefern - echt irre, was mittlerweile so möglich ist ... auch das werden wir sehen ...


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