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 4. Millstatt am See ...
... für vier Tage bei Freunden  ...

Sonntag, 12.6.: ... mann, was war das für ein Abend ... sehr lustig, unterhaltsam, ein paar Bierchen, viel Fachsimpeleien ... Thomas und Christian, es hat Spaß gemacht mit euch. Nach unserem gemeinsamen Frühstück, pünktlich um acht, verabschieden wir uns und gehen unserer Wege - oder besser, wir fahren unserer Wege. Thomas zieht es nach Zwiesel und Christian macht eine größere Runde durch den Süden von Österreich und dem angrenzenden Italien, um dann wieder in Richtung Heimat, nach Deutschland, zu fahren. Ich aber werde nach Millstatt am See fahren. Komoot gibt 86 Kilometer und 1.330 HM an. Warum so viele Höhenmeter, einfach erklärt, es geht über die Turracher Höhe und die ist immerhin auf einer Höhe von 1.770m. Also, meine Sachen wieder verstaut, alles am Rad angebracht und es kann losgehen. Heute ist prächtiges Radwetter. Ausnahmsweise kein Wind (dem Windgott sei Dank), Sonnenschein und noch angenehme Temperaturen. So lässt es sich aushalten.

Seit Bruck an der Mur fahre ich den Murradweg R2. Es ist ein sehr schöner Fernradweg. Ich passiere den Kreischberg, wieder einmal ein paar nette Brücken mit sehenswerten Motiven und zweige dann ich Richtung Turracher Höhe ab. Kurz vorher erhasche ich noch einen letzten Blick auf die Mur, die in den letzten Tagen mein ständiger Begleiter war. Ich war immerhin ca. 140 Kilometer sromaufwärts an diesem Fluß unterwegs. Eine Radtour auf dem Murradweg ist sehr zu empfehlen.

Vom Abzweig zur Turracher Höhe sind es ungefähr 20 Kilometer bis zur Passhöhe, die ersten 10 Kilometer geht es sanft ansteigend dahin, die nächsten 10 Kilometer haben es dann aber in sich. Es wird steiler und ich habe doch ordentlich zu kämpfen. Zur Belohnung gibt es auf der Turracher Höhe einen sensationellen Ausblick über den Hochgebirgssee. Übrigens bildet die Passhöhe die Grenze zwischen der Steiermark und Kärnten, unschwer an den Landesfahnen der beiden Bundesländer zu erkennen.

Nach einer kurzen Rast geht es bergab, zunächst recht gemächlich, bis ein Warnschild auftaucht, das 23% Gefälle angibt. Okay, langsam fahren, mein Gesamtgewicht zieht doch ordentlich den Berg hinunter. Ich betätige häufig die Bremse, entlaste sie kurz, um dann wieder "in die Eisen zu steigen". Das geht eine zeitlang gut, bis der Bremsdruck merklich nachlässt. Ich bringe unter Schwierigkeiten mein Gefährt zum Stillstand und lasse meinen Scheibenbremsen Zeit, sich abzukühlen. Es ist echt irre, die Scheiben sind so heiß geworden, dass sie sich sogar farblich verändert haben (silbern sind sie nicht mehr, sie sind tief grau), Angreifen der Scheiben geht überhaupt nicht, brennheiß. Nach einigen Minuten sind sie abgekühlt, auch die Farbe ist wieder normal und es geht weiter.

Übrigens ist das Rad so beladen, dass es schon ein wenig instabil auf der Straße liegt. Die bis zu 70 km/h, die ich im letzten Jahr auf den "Abfahrten" erreicht hatte, traue ich mir dieses Jahr nicht zu. Die Maximalgeschwindigkeit liegt diesmal so bei 55 km/h. Mehr mag ich diesmal nicht.

Die "restlichen" 40 Kilometer bis zum Quartier, gerechnet von der Passhöhe, sind meistens durch Bergabfahrten zu bewältigen, also sehr Akku schonend. Ist auch gut so, denn die Kletterei hat doch einiges an Energie gekostet. Zwei kurze Anstiege gibt es noch, bis dann der östliche Zipfel des Millstätter Sees in mein Blickfeld kommt - also fast geschafft. Ab hier sind es nur noch neun Kilometer, die werde ich auch noch herunter strampeln.

So wie im letzten Jahr, ich war 2021 auf meiner Ost nach Westtour durch Österreich ebenfalls am Millstätter See, allerdings in Seeboden, ist auch heuer die Kletterwand "in Betrieb". Es ist eine tolle Felswand, die direkt beim See beginnt und sich dann bis zur Straße hoch über dem See hinaufstreckt. Wenn ihr genau hinschaut, dann seht ihr auf dem Bild das Kletterzeug der beiden, die sich in der Sonne rekeln.

Nach 5:14 Stunden (inclusive einiger Pausen) erreiche ich mein Quartier in Millstatt am See, das Seemüllnerhaus. Es ist direkt am See gelegen, nur durch die Straße vom Wasser getrennt; die Anlegestelle der Schiffe befindet sich ebenfalls direkt vor dem Haus. Meine Vermieterin schlägt mir vor, mich doch im kühlen Nass abzukühlen; aber 19 Grad Wassertemperatur ist mir dann doch zu kalt. So mache ich mich erst einmal anderweitig frisch, packe meine Sachen aus und relaxe ein wenig. Von meinem Zimmer bzw. von meinem Balkon habe ich einen direkten Blick aufs Wasser, der Garten mit den Liegestühlen lädt auch zum Verweilen ein - das werde ich später mal testen.

Übrigens hat sich die Temperatur auf der Südseite des Gebirges deutlich geändert; war es im Norden noch frisch (okay es war auch erst früh am morgen und der Pass höher gelegen), hat es jetzt in Millstatt am See 31°C. Es ist also zum Schwitzen 😉.

Morgen ist spätestens ab Mittag Gewitter angesagt - das passt mir ausgesprochen gut, so kann ich einen Ruhetag einlegen, hätte ich auch so geplant. Die 86 Kilometer und weit mehr als 1.000 Höhenmeter und dann noch die über fünf Stunden im Sattel, haben schon etwas Spuren hinterlassen. Es wird also morgen ein recht träger Tag werden ...

Jetzt aber geht es auf eine der Liegen unter einen Baum, es ist Abend, der ganze Garten ist mittlerweile im Schatten und ich entlaste meine müden Glieder ... Fußballspiel gibt es heute Abend auch keines, das ist erst wieder morgen an der Reihe; vielleicht wird es dann ein Tatort werden ...


Am Ende des Tages, nach dem Tatort ("Schattenleben" - ein Hamburger Tatort mit Julia Grosz (Franzsika Weisz) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) - war echt interessant), gibt es noch etwas zu berichten, was ich bisher vergessen hatte. Mein kleiner Tagesrucksack löst sich seit Anfang der diesjährigen Tour langsam auf. Ich habe also einen neuen Rucksack (diesmal ein "echtes" Markenprodukt) bei Amazon bestellt. Er wurde bereits letzte Woche zum Seemüllnerhaus geliefert. Das Amazonpackerl lag bei mir auf dem Zimmer, vielen Dank für die Entgegennahme! Der Rucksack ist gut und war bei meinen Einkauf beim Billa eine perfekte Transportmöglichkeit.


Montag, 13.6.: ... Frühstück um 7:40 im Freien, immerhin durch einen Balkonvorsprung vor dem gerade einsetzenden Regen geschützt. Der hätte erst zu Mittag kommen sollen, aber was soll's, es ist halt so. Beim zweiten Kaffee bessert sich das Wetter und ich werde meinen Plan in die Tat umsetzen. Ich brauche ein paar Schrauben für meine Halterung der Lenkradtasche. Meine bisherigen habe ich so fest angedonnert, trotzdem ist die Halterung samt Tasche immer nach unten gerutscht. Die Schraubenköpfe habe ich mittlerweile so arg "ausgedreht", dass der Schraubendreher nicht mehr greift und ich sie nicht mehr nachziehen kann. Ich hatte schon in Murau versucht, Ersatzschrauben zu bekommen, doch vergebens. Hier werde ich es beim Obi versuchen, der hat zumindest eine große Auswahl, auch wenn ich die Originalschrauben vom "Klick-System" nicht bekommen werde.

Außerdem ist es eine nette Fahrt entlang des Millstätter Sees, über Seeboden (da war ich ja wie gesagt im letzten Jahr) und dann hinter den Bergrücken nach Spittal an der Drau. Es sind 13 Kilometer, die ohne Gepäck eine wohltat sind - es geht nur so dahin. Entlang der großen Durchfahrtsstraße in Spittal gibt es eine Unzahl an Geschäften, auch einen DM - ich kaufe vorsichtshalber noch eine weitere Packung Compeed Blasenpflaster. Ohne Blasenpflaster werde ich in diesem Urlaub in keinen Schuh mehr steigen - das Risiko ist mir zu hoch; meine Fersen sollen bis zum 25./26. keine weiteren Strapazen mitmachen. Tja, und dann gibt es direkt nebenan einen Mediamarkt - ich habe die Wahl, entweder zum Frisör oder einen Haarschneider kaufen - da ich ohnehin einen brauche, entscheide ich mich für die Haar-Selbst-Schneide Variante. Heute Abend werden Haare geschnitten 😂. Etwas außerhalb von Spittal liegt der Obi und ich werde Schrauben fündig. Zumindest hoffe ich, dass die gekauften Schrauben halten werden. Kaufen muss ich noch einen T20 Torx Schraubendreher, den habe ich nicht dabei. Zumindest habe ich jetzt genügend Schrauben für den Rest der Tour.

Das Wetter hat sich SO verbessert, dass es eigentlich schade wäre, gleich wieder umzukehren. Ich habe gelesen, dass sich im Bergrücken zwischen Spital und dem Millstätter See ein Hochmoor befindet, also auf ...

Es geht den Berg hinauf, ich komme an einem Bogen-Schießstand vorbei - eigenartig sind nur die Tiernachbildungen auf der Wiese und nach einigen Höhenmetern erreiche ich den  Egelsee. Am Zugang zum See befindet sich eine Tafel, auf der folgendes zu lesen ist: "Die Natur schenkte uns eines der ältesten und vielseitigsten Heilmittel: das MOOR

Auch in der Medizin und der Wissenschaft ist das Moor als gut wirksames und besonders verträgliches Naturheilmittel anerkannt. Es wird eingesetzt bei chronischen Krankheiten in der Frauenheilkunde, der Inneren Medizin, Dermatologie oder bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, z.B. Arthrose, Arthritis, Rheuma, Osteoporose ...

Moor-Treten lockert die Muskulatur, ist durchblutungs- und beweglichkeitsfördernd und ein besonders sinnliches Erlebnis für Ihre Füße!" Neben der landschaftlichen Schönheit lädt der Moorsee auch zum Baden ein - das ist schon super. Nicht für mich, aber für die-/denjenigen, die/der es mag 😉.

Es lässt sich wirklich aushalten hier oben, strahlender Sonnenschein, eine bunte Tierwelt im, auf und über dem Wasser. Zwei kleine Beispiele gebe ich euch mal - Circle of life. Die Kaulquappen sind schon krass und mit dem umherschwirrenden weißen Zeug sieht es fast wie ein nächtlicher Sternenhimmel aus. Okay, ein wenig bearbeitet habe ich das Bild schon.

Der Rückweg gestaltet sich dann etwas abenteuerlich; wenn ich schon Wald- und Schotterwege mit meinem Gefährt nicht sonderlich mag, im Anstieg ist es ja noch ganz okay mein Rad als Mountainbike umzufunktionieren, bei der Abfahrt ist es allerdings mit diesem Rad etwas abenteuerlich. Mir fehlt dafür auch die Erfahrung und als es dann echt zu steil wird und die Bremsen nur noch ungenügend ziehen bzw. ich befürchte auf dem losen, steinigen Untergrund ins Rutschen zu kommen, steige ich für ein paar Meter ab und schiebe mein Rad. Nach einer kurzen Strecke schiebend und bremsend, geht es wieder gemächlich dahin, ich sitze auf und bald erreiche die Straße, die zum Südufer des Millstätter Sees führt. Von hier geht es den Seeradweg über Döbriach, dem südöstlichsten Zipfel des Sees, zurück nach Millstatt.

Die aufziehenden dunklen Wolken verheißen nichts Gutes, bis auf ein paar wenige leichtere Schauer hält es aber erstaunlicherweise bis zum Abend (der erste Tisch neben dem Eingang ist "mein" Frühstückstisch - er wurde mir "zugewiesen"  😉). Den netten Hecken-Elefanten am nördlichen Ufer des Sees, hatte ich gestern schon gesehen - ich war nur nach 80 Kilometern Fahrt zu faul, den zu fotografieren - also heute dann ...

Es war ein sehr netter Ausflug, der so nicht geplant war, der sich aber voll ausgezahlt hat. 40 Kilometer mit interessanten Erlebnissen - echt prima!


Die Schrauben halten übrigens, obwohl es nicht die Originalschrauben sind. Ich habe sie recht fest angezogen und hoffe, dass sich die Halterung mit Lenkertasche am Donnerstag auf dem Weg nach Lienz nicht mehr bewegt.


Heute Abend gibt es mal wieder ein Fußballspiel - diesmal erneut mit österreichischer Beteiligung. Es geht in Kopenhagen zum vierten Spiel in der Nations League gegen Dänemark - es könnte spannend werden und wenn sich der Aufwärtstrend unserer Mannschaft aus den letzten Spielen fortsetzt ... tja, vielleicht gibt es sogar eine Überraschung.


... bevor es zum Fußball geht, möchte ich noch einige wenige Impressionen von meinem abendlichen Spaziergang hineinstellen. Direkt neben dem Seemüllernhaus befindet sich die Schiffsanlegestelle. Am Mittwoch werde ich mir wohl eine Seerundfahrt gönnen; sie ist in der Gästekarte enthalten. Ebenso nur 50 Meter entfernt ist der Stadtpark und das Strandbad. Umgeben sind diese Attraktionen von einigen Bars und Lokalen. Besonders das KAP 4613 hat es mir angetan, ich fand es letztes Jahr schon sehr toll. Die Pyramide und die Terrasse auf dem See sind einfach architektonisch super. "Der Name 'Kap 4613' verweist übrigens darauf, dass wir uns hier - so ungefähr - auf dem 46. Breiten- und 13. Längengrad befinden." Alpen Guide, 13.6.2022

Derzeit ist es allerdings nahezu ausgestorben, die Saison beginnt erst noch - gestern allerdings, am Wochenende, war doch sehr viel mehr los.

Die Wolken haben sich fast gänzlich verzogen, die Luft ist klarer, nicht mehr so drückend und ich freue mich auf den morgigen Tag. Morgen ist die bisher längste Wanderung mit den meisten Höhenmetern geplant. Ich möchte zum Granattor gehen, das sind immerhin fast 12 Kilometer und 1.470 HM - also mal wieder ein gutes Training. Es wird schönes Wetter werden und ich habe den ganzen Tag Zeit ... und ... es wird cooooool werden ...


Dienstag, 14.6.: ... WOW ... was war das für ein grandioser Tag ... Natur und Unterhaltung pur - es war mal wieder der Hammer. Aber zunächst zu den "Eckdaten": ich war 8:16 Stunden unterwegs, davon genau 7 Stunden wandernd (der Rest mit Pausen und Drohne fliegend) und habe auf meiner Tour (nach Bergfex und die App ist sehr genau) 1.503 Höhenmeter absolviert und bin 31,2 Kilometer gegangen - echt gut 😄.


Aber zurück zum Anfang des Tages. Um 7:20 Uhr stehe ich fertig bereit zum Frühstück - die Frühstückzeiten habe ich leider vergessen und meine Vermieterin teilt mir mit, dass es die erste Mahlzeit des Tages erst ab 8 Uhr gibt. Sie findet aber einen Kompromiss - vielen Dank dafür (!!!) - und ich kann bereits um 7:30 meine benötigten Kalorien für den ausgedehnten Wandertag zu mir nehmen. Übrigens gibt es ein Nussbrot, was ich überaus super finde. Brot im Allgemeinen und dann noch Nussbrot, ist im Frühstücksangebot der Unterkünfte recht selten geworden. Das Nussbrot wird mit Käse belegt, ein paar Tomaten dazu, eine Banane und, wie ich es in der Früh brauche, einen schwarzen Kaffee.


Den Rucksack habe ich gestern gepackt, er ist ja neu und muss eventuell erst eingetragen werden oder ich muss mich an ihn gewöhnen. Nach der Tour stellt sich heraus, dass ich ihn eigentlich nicht gespürt habe; genau SO muss ein Rucksack sein. Die Investition hat sich also ausgezahlt! Ich gehe los und gehe am Billa vorbei den Berg hinauf. Der Weg zum Granattor soll mich eigentlich über den Schluchtweg führen, doch der ist, wie einige Wege bisher auf meiner Tour, leider gesperrt. Ich vermute, die Gemeinden müssen die Wege nach dem Winter erst "aufräumen", um sie für den Sommertourismus startklar zu machen. Okay, ich gehe also die Umleitung, zunächst 300 HM bis nach Obermillstatt und führe dann meinen Weg auf "irgendwelchen" Wegen fort. Irgendwann habe ich die Umleitung aus den Augen verloren oder sie war einfach nicht mehr vorhanden. Meine Komoot App, gibt mir aber so halbwegs meinen Weg vor - zwischenzeitlich muss ich auch da ziemlich kämpfen und ich gehe per Navi geleitet einfach querfeldein, um wieder auf den Weg zu kommen. GPS hat ja schon was für sich! Trotz aller Widrigkeiten, ist die Landschaft, die Temperatur ein Traum. Übrigens komme ich auch an der Mautstelle für die Fahrstraße zur Lammersdorfer Hütte vorbei - Maut brauche ich keine zu entrichten 😜.

Nach einigen Kilometern erreiche ich zunächst die Hubertushütte und von dieser sind es nur noch 25 Minuten bis zur Lammersdorfer Hütte. Hier setze ich mich am Parkplatz auf einen Stein, packe meine Drohne aus und mache mein erstes Video heute. Den Zusammenschnitt der Videos werdet ihr im Laufe des Tagesberichtes noch sehen.

Am Parkplatz ist gerade ein Pärchen angekommen und sie beobachten meine herumschwirrende Drohne. Wir kommen ganz kurz ins Gespräch und bevor ich mein Gerät wieder verstaut habe, haben sich die beiden schon auf den Weg gemacht.

Es läuft auch heute wieder hervorragend und ich komme den Zweien auf meinem Weg zum Gipfel immer näher. Als ich sie dann erreicht habe, und wie ich halt so bin 😉, quatsche ich sie einfach an. Es ist doch (fast) Immer dasselbe; Menschen, die in die Berge gehen, sind doch irgendwie aufgeschlossener. Es stellt sich dann nach den ersten wenigen Metern heraus, dass wir uns doch recht viel zu erzählen haben. Wir werden die nächsten 10 (!!!) Kilometer gemeinsam gehen und aus dem Erzählen nicht mehr herauskommen - echt irre. Birgit und Silvio ... es war eine ganz ganz tolle Zeit mich euch und auch euch Tausend Dank für die sehr sehr unterhaltsamen Stunden - es hat unglaublich viel Spaß gemacht!

Plaudernd, oder wie man hier in Kärnten sagt "tratschend", erreichen wir zunächst den Lammersdorfer Berg. Auch von hier gibt es ein Video (wie gesagt, kommt weiter unten noch), dieser Gipfel ist nur unweit vom Granattor entfernt, welches wir nach nur wenigen Minuten erreichen. Das besagte Video auch von hier gemacht ... ja, es kommt wirklich gleich ... und wir beginnen mit dem Abstieg.

Kurz vor dem Granattor gibt es diesen netten kleinen Teich (siehe oben), ein kleiner Tümpel, der auch Lurche beheimatet und eines dieser kleinen Tierchen seht ihr unten. Auch anderes Getier ist bei dem Aufstieg zu bewundern - war zwar ein Stunde vorher, passt aber recht gut thematisch hier hin.

Beim Granattor gibt es noch ein Gipfelbild mit Birgit und Silvio ... und mit einem Klavierauszug einer der Lieder, die hier am Zaun befestigt sind. Passend fand ich dieses Lied, um es hier zu zeigen.

Und hier jetzt endlich das Video - es wurde aus drei Mastershots der unterschiedlichen Lokalisationen von 7,5 Minuten auf ca. 1,5 Minuten gekürzt. Ich hoffe, es ist trotzdem nicht zu lang geworden und es gefällt euch.

Noch eine Erklärung zum Granattor von der Millstätter Homepage: "Ein eiserner Durchgang der 3,20 Meter in seiner Höhe und 3,50 Meterin der Breite misst - mit Tonnen von Granatgesteinen gefüllt, erzählt das Tor die Geschichte des rubinroten Edelsteins und gibt Hinweis auf das größte Granatvorkommen der Alpen - am Granattor treffen der Weg der Liebe und der Alpe-Adria-Trail aufeinander - Standort: Millstätter Alpe (Lammersdorfer Alm), 2060 HM" Auf der Inschrift des Tores steht übrigens, wenn ihr euch das Entziffern ersparen möchtet: "Granate, rubinrote Edelsteine begleiten den Wanderer auf den Pfad rund um den Millstättersee, oft nur verdeckt von Glimmschiefer einem silbrig glänzenden Gestein. Schon Noah nutzte eine Laterne aus Granat um in dunkler Nacht seine Arche sicher steuern zu können. Ägypter – Griechen und Römer schmückten sich mit dem tiefroten Edelstein. Im Mittelalter unter dem Namen 'Karfunkel' bekannt zierte er die europäischen Adelshäupter!"

Von hier geht es abwärts, irgendwann trennen sich unsere Wege, Birgit und Silvio gehen zurück zum Parkplatz der Lammersdorfer Hütte und ich zurück nach Millstatt. Wie gesagt, die letzten 10 Kilometer waren für mich sehr unterhaltsam und bereichernd.


Der "Rest" des Tages ist schnell erzählt; unten angekommen geht's noch zum Billa, dann zum Quartier und ich ruhe meine müden Glieder aus. Es war schon cool, doch 1.500 HM und 31 Kilometer sind nicht ohne gewesen ... aber der Weg zum großen Ziel stimmt. Wegen meiner Kondition mache ich mir mittlerweile keine Sorgen mehr; ich habe ja auch noch ein paar Touren vor mir ...


Heute gibt es mal wieder einmal Fußball, Deutschland spielt gegen Italien, den amtierenden Europameister. Das Spiel der österreichischen Nationalmannschaft gestern, war ja nicht so toll. Sie hatten gegen Dänemark überhaupt keine Chance und haben verdient 0:2 in Kopenhagen verloren. Die Strapazen der letzten drei Spiele haben sich in der Mannschaft gezeigt, sie waren einfach platt ... mal sehen, wie es heute unserem "großen Bruder" geht ...


Mittwoch, 15.6.:  Diese lazy days sind nichts für mich, obwohl es meine Muskeln mir danken werden, aber trotzdem 😄. Nach dem fast schon zur Gewohnheit gewordenen Frühstück - das wird in den nächsten Tagen dann wieder anders werden, schlendere ich zunächst durch Millstatt, um die Stiftskirche zu besichtigen. Ich habe diese schon im letzten Jahr bewundert, schaue sie mir aber gerne nochmals an ... und jetzt kommt es. Wenn wir der Homepage der Pfarre St. Salvator und Allerheiligen Millstatt Glauben schenken dürfen, so geht die Entstehung auf folgendes geschichtliches Ereignis zurück:

"Der Ortsname Millstatt ist vermutlich slawischen Ursprungs ("mil stat" = Ort der Gnade) und stellt somit einen Bezug zur Legende um den Slawenherzog Domitian her. Diesem Lokalheiligen soll der Ort seine Gründung und die erste Kirche verdanken."

Das ist interessant, denn der Besuch des Stiftsmuseums am Nachmittag bietet eine andere Erklärung (eine Gemeinsamkeit hat sie, sie geht ebenfalls auf Domitian zurück):

"Die Domitians-Vita, die um 1170 nach schriftlichen und mündlichen Überlieferungen von einem Millstätter Mönch aufgezeichnet wurde, berichtet uns, dass Domitian zur Zeit Kaiser Karls des Großen gelebt hatte. Er war von einem Salzburger Bischof getauft worden, kam zurück nach Kärnten, um sein Volk zum christlichen Glauben zu bekehren. In Millstatt machte er aus einem heidnischen Heiligtum eine christliche Kirche. Die Götzenstatuen, angeblich 1000 Säulen "mille statuae", ließ er zerstören. Der Ortsname Millstatt gehe auf diese Überlieferung zurück. Als frommer Herzog habe er sein Volk regiert. Nach seinem Tod wurde er in einer von ihm errichteten Kapelle. beigesetzt und bald vom Volk verehrt. Domitian dürfte einer jener slawischen Edlen gewesen sein, die nach den Berichten der Conversio Baguariorum et Carantanorum in ihrer Jugend in Salzburg getauft und christlich erzogen wurden, um dann in ihrer Heimat die Bevölkerung zum christlichen Glauben zu bekehren. Zahlreiche Flechwerksteinen im Bereich von Kirche und Stiftsgebäude geben heute noch Zeugnis von einer Kirche, die um 800 in Millstatt errichtet wurde. Ein Fragment der ursprünglichen Grabplatte wurde im Zuge der Ausgestaltung des Stiftsmuseums wiederentdeckt und ermöglicht eine Rekonstruktion der ursprünglichen Grabinschrift."

Okay, was stimmt jetzt - ihr könnt es euch aussuchen. Eventuell bekomme ich von den Leser*innen eine Erklärung, einen Kommentar.

Im letzten Jahr hat es eine sehr stilvolle Beleuchtung des hinteren Kirchenschiffs gegeben; diese vermisse ich dieses Jahr, daher werde ich das Bild vom letzten Jahr nochmals zeigen. Farbige Beleuchtung ist doch schöner - oder? Das Bild ist nicht ganz von der gleichen Stelle aufgenommen, doch lässt sich erahnen, was ich meine.

Gut, soweit zur Stiftskirche. Wenn ihr Näheres erfahren möchtet, dann verweise ich zusätzlich auf die letztjährige Beschreibung.

15 Minuten bis zur Abfahrt des Schiffs, um die große Seerundfahrt zu absolvieren. Es ist Spitzenwetter, ich habe meine Millstätter Gästekarte und bis zum 16.6. ist die Fahrt für Inhaber dieser Karte kostenlos. Es stehen doch einige Interessierte an. Es werden alle gesammelt auf das Schiff gelassen, die Karten bzw. das Bezahlen der Fahrt erfolgt nach dem Ablegen des Schiffs. Als ich an der Reihe bin meine Karte vorzuweisen, teilt mir der freundliche Kassier mit, dass diese Karte seit diesem Jahr nicht mehr gilt. Zu dumm, dann werde ich halt die 16,50€ für zweieinhalb Stunden Fahrt zahlen müssen. den nachfolgenden Anstehenden geht es in ähnlicher Weise. Ich habe mir nach meiner Rückkehr die Broschüre des Fremdenverkehrs angeschaut und tatsächlich ist die Vergünstigung so angekündigt, jedoch ohne Jahreszahl - das hat schon etwas von ... naja ... Auch die später eingeholte Info bei der Tourismusinformation verwies auf die nicht mehr gültigen Broschüren. Was soll's, dann schippere ich bei strahlendem Sonnenschein von einem Ort zum nächsten und genieße den Ausblick auf die Berge und bei der Rückfahrt von Seeboden auf Millstatt.

Um 12.30 ist die Rundfahrt beendet, es ist noch früh am Tag, ein kleiner Mittagssnack und es geht zum Stiftsmuseum. Es bietet doch einiges mehr, als ich erwartet hatte. Allerdings sind die ausgestellten Exponate meist Fotografien/Kopien/Nachbildungen von Originalen, die an anderen Lokalitäten zu finden sind. Zum Beispiel in der Albertina in Wien, dann in unterschiedlichen Klöstern oder Stiften, oder es sind Leihgaben aus Privatbesitz. Der Kreuzgang des Stifts beherbergt ebenfalls eine Ausstellung, die sich mit der Erzeugung von Klang durch Steine beschäftigt. Beeindruckend finde ich auch die Mineraliensammlung, die eine Vielzahl unterschiedlicher Mineralien aus der näheren und weiteren Region präsentiert.

Nahezu sensationell ist die Ausstellung des ältesten bespielbaren Bösendorfer Hammerflügels aus dem Jahr 1828. Lest euch die Geschichte zu diesem Flügel durch - sie ist echt spannend und für Musikliebhaber sicher eine Rarität. Leider ist er abgedeckt und es nicht gestattet seine Abdeckung auch nur teilweise zu entfernen.

Es ist drückend schwül geworden, Wolken ziehen auf, verziehen sich wieder und jetzt, um halb sechs Uhr abends, ziehen die ersten Gewitter auf. Sie waren angekündigt, arg wird es aber vermutlich nicht werden.

So, damit verabschiede ich mich für heute - ein echter lazy day neigt sich dem Ende - morgen geht es dann weiter nach Lienz. Dort mache ich nur Zwischenstation, um am Freitag dann gleich in der Früh nach St. Jakob im Defereggental  weiterzufahren. Lienz wird aus diesen "nur Nächtigungsgründen" in diesem Kapitel Millstatt geführt werden. Also dann bis morgen ...


... nein, nicht ganz bis morgen 😉 ... musste noch mal raus und habe die Drohne mitgenommen und ein Video von Millstatt am See gefilmt und zurechtgeschnitten. Mag vielleicht komisch sein, aber ich bin mittlerweile ziemlich zum DJI Drohnen Fan geworden und die Abendstimmung tat ihr übriges 😄 ... so, jetzt aber wirklich bis morgen ...


Donnerstag, 16.6.: Heute geht es also weiter. Ich habe vier sehr sehr angenehme Tage in dem "Drei-Mäderl-Haus" Seemüllnerhaus verbracht. Es war ein perfektes Zimmer, sehr angenehme Plaudereien ... was mir aber besonders gefallen hat, war der Balkon mit Blick auf den Millstätter See. Das war schon echt cool, am Abend auf dem Balkon sitzen, den Blog schreiben und wieder einmal die Seele baumeln lassen. Wenn ich wieder in der Gegend bin, dann werde ich versuchen, mich hier wieder einzuquartieren.

So aber heißt es nach einem kurzen Frühstück Abschied nehmen und ich mache mich auf in Richtung Lienz. Ursprünglich hatte ich vor, die gesamt Strecke von 124 Kilometern nach St. Jakob zu fahren. Dieser Vorsatz wurde mir aber im Laufe meiner Tour (und das schon sehr frühzeitig) mit dem vielen Gepäck zu heftig, sodass ich in Lienz noch einen Zwischenstopp einlegen werde, um dann morgen Freitag, ins Defereggen Hochtal zu fahren.

Die Fahrt ist super, ein wunderschöner Drautal Radweg, zunächst bis nach Möllbrücke (der Ort heißt wirklich so), dort mündet die Möll in die Drau. Nicht wie im letzten Jahr rechts abgebogen in Richtung Flattach, sondern der Drau flussaufwärts in Richtung Lienz folgend.

Im Grunde genommen ist die Strecke brettleben, die 480 Höhenmeter kommen nur durch die Durchfahrten der Ortschaften zusammen, die halt meistens am Hang ein wenig höher liegen. Der sanfte Gesamtanstieg nach Lienz ist da kaum der Rede wert.

Ich passiere nette Örtchen, manche Straßen sind von Kühen bevölkert 😉, im Grunde aber eine sehr angenehme Fahrerei bei durchaus moderaten Temperaturen.

Die Drau wird an verschiedenen Stellen gequert, Bahnübergänge zwingen zum Warten, schöne Nebenstraßen machen das Fahren zu einem Erlebnis, doch nach 60 Kilometern tauchen in weiter Ferne recht düstere Wolken auf. Das war angesagt und ist nicht überraschend, allerdings hatte ich mit Regen erst ab 14 Uhr gerechnet, jetzt aber ist es noch nicht einmal 12 Uhr. Bin gespannt, ob es sich bis zum Quartier ausgehen wird ...

Der Wettergott ist sehr sehr milde gestimmt, ca. 10 Kilometer vor meinem Ziel beginnt es ganz leicht zu regnen - nicht der Rede wert, denn die Straße "schluckt" die wenigen Tropfen sofort. Ich habe gerade mein Quartier erreicht und es beginnt wie aus Kübeln zu schütten - Wettergott, vielen Dank dafür, es ist sich perfekt ausgegangen. An meiner Unterkunft Falken Horst ist direkt eine Gastwirtschaft mit Gastgarten angegliedert. Ich genehmige mir mein übliches isotonisches Getränk und nach dem ersten Regenguss beziehe ich mein Zimmer. Das ist nett und auch angenehm groß. Es befindet sich im 3. Stock, das Zimmer ist mit Aufzug zu erreichen und dieser ist groß genug, um mein Fahrrad die drei Stockwerke hinauf zu transportieren.

Mein Zimmer hat auch einen Balkon mit einem Stuhl, die Größe des Balkons ist geschätzte ein Quadratmeter, vermutlich etwas kleiner. Dafür ist die Aussicht auf die Linzer Dolomiten grandios! Ich gebe euch mal zwei Bilder hinein, eine etwas "korrigierte" Aussicht und den "anderen", geradeaus Blick, der derzeit eine Baustelle beinhaltet 😄. Aber was soll's, morgen geht's ja weiter.

Ein kurzes Mittagspäuschen, das Wetter hat sich wieder vollkommen beruhigt und mittlerweile brennt die Sonne ordentlich herunter. Ich mache einen kleinen Ausflug ins Städtchen, heute ist Lienz ja nur die Zwischenstation nach St. Jakob; Lienz werde ich dann nochmals ab dem 28.6. bis zum 2.7. besuchen. Nachdem heute Fronleichnam ist und die Geschäfte geschlossen sind, werde ich ausnahmsweise das "angrenzende" Restaurant aufsuchen ... noch kurz die Tourdaten von heute: es waren 83,3 Kilometer, 480 Höhenmeter und eine Fahrzeit von 3:56 Stunden, wobei ich am Ende, um dem Regen auszuweichen, ordentlich in die Pedale getreten habe ... es hat sich ausgezahlt ...


... einen kurzen Nachtrag gibt es doch noch zu Lienz. Es kamen die ganze Zeit Ansagen und Musik ins Zimmer gerieselt. Vom Balkon habe ich dann, als es dunkel war, auch eine Lichterkette gesehen - vielleicht ein Festl? Also los und nachschauen. Tatsächlich war es dann ein Zirkus, der in Lienz gastiert. Ich bin dann also noch über den benachbarten Campingplatz geschlendert - ich mag Campingplätze sehr - und habe mich dann bis um 22:45 Uhr mit den netten Herrschaften des Restaurants bei einem gemütlichen Bier unterhalten. Die beiden rechten sind die Besitzer/Betreiber des Restaurants - es war nett, ist aber doch recht spät geworden - hoffentlich rächt sich das morgen nicht 😉.


Versprechen musste ich noch, dass ich, wenn ich wieder zurück vom Großglockner bin und noch ein paar Tage relaxend in Lienz verbringe, bei ihnen vorbeischaue und mein Erlebnis erzähle - werde ich machen ...


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