Rumänien II


... zurück in die EU und zum Donau-Delta

Samstag, 24.5. - ... übrigens, ich bin jetzt eine Woche unterwegs ... und es macht einen riesigen Spaß!

Heute ist wieder ein Reisetag angesagt, der mich ans Donau-Delta nach Tulcea bringen wird. Ihr wisst es ja schon, ich bin Frühaufsteher, also sitze ich um kurz nach Halbacht auf meinem Motorrad. Allerdings mit der Schlepperei der Seitenkoffer und des Topcase - soll sein, ich hatte ja drei Tage Ruhe. Die Fahrt ist insgesamt ein Traum, das Wetter passt - am Ankunftsort Tulcea hat es dann 30° - mein Navi zeigt mir 348,2 gefahrene Kilometer mit einer Fahrzeit von 5:52 Stunden, einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 58 km/h und einer Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h - also Landstraße. Und die hat es in sich! Das ist das erste Nennenswerte von drei Erlebnissen, die es von heute zu berichten gibt. Die Straßen in der Republik Moldau sind auf dieser Strecke sowas von schlecht. Dem Navi habe ich als Auswahlkriterium "unbefestigte Straßen vermeiden" eingegeben, tatsächlich sind sie asphaltiert, wenn man es überhaupt so nenne kann. Es ist pures Flickzeug, unterbrochen von Schotterstraßen, weil an kleineren Brücken über Bäche gebaut wird - also totale Rumpelei über 200 Kilometer und die ist echt heftig. Die einzigen Ausnahmen bilden in vielen Fällen nur die "Hauptstraßen" der kleinen Ortschaften, diese sind teils in guter Verfassung und verschaffen mir und meinem Motorrad eine kleine Verschnaufpause. Im Grunde geht es weniger um mich (oder letztendlich dann doch), es geht um die Yamaha. Am Ende des Tage muss ich sagen, dass sie einen überragenden Job gemacht hat. Die Stoßdämpfer und Federbeine hatten Schwerstarbeit zu verrichten, ich hatte dabei nie das Gefühl, in keiner Sekunde, dass Vorderrad oder Hinterrad die Bodenhaftung verlieren würden - echt TOP Qualität!!!

Das zweite Erlebnis (eigentlich in Teilen verknüpft mit dem dritten) ist die Grenzkontrolle. Wie 2016 bei der Ausreise aus Russland, ist diesmal auch die Wiedereinreise in die EU deutlich "komplizierter" - damals bin ich davon auch nicht ausgegangen, es dürfte aber wohl die Regel sein. Kurzes Rückspulen, bevor ich den Grenzübergang erreiche, passiere ich noch ein Hinweisschild, was ich euch gerne zeigen möchte. Nach rechts geht es zur Ukraine und nach Rumänien. Ich hatte mir vor ein paar Tagen ernsthaft überlegt über die Ukraine nach Tulcea zu fahren, es wären 80 Kilometer weniger gewesen. Doch meine Recherchen im Vorhinein ergaben, dass dieser Grenzübergang nur für Staatsbürger der Ukraine und Moldawien geöffnet ist und die Grenzformalitäten äußerst mühsam sind - dann also nicht. Bei der Grenze angekommen wird zunächst die Grenze von der Republik Moldau passiert. Wie unten zu sehen ist, gibt es vorweg eine Blockabfertigung bis die Ausreisenden zur eigentlichen Kontrolle vorgelassen werden. Und die spielt sich dann so ab. Hinfahren, Fahrzeug abstellen, Motor abstellen und warten, ich bin nicht gleich dran. Nach dann doch kurzer Zeit kommt eine Dame der Grenzkontrolle und möchte meinen Pass sehen, meinen Führerschein, meinen Zulassungsschein und ebenfalls, das wurde bisher noch nicht gefragt, meine Versicherungskarte - das ist die internationale Versicherungskarte, ehemals Grün. Auf dieser ist "MD" für Republik Moldau nicht ausgekreuzt, also auch in diesem Land gültig. Sie schaut auf meinen Zulassungsschein, sucht die Fahrgestellnummer und sucht diese am Fahrzeug, vergleicht beides miteinander und  meint, ist okay. Die Dame verschwindet in ihrem Häuschen, kontrolliert die Papiere und kommt dann wieder zurück. Natürlich kommt noch die Frage nach dem Grund meines Aufenthaltes; ich erzähle ihr, dass ich eine Südost-Europa Tor mache und Chisinau/Moldawien für drei Tage eingeplant waren. Vom Gefühl her ein wenig bemitleidend, weil ich alleine unterwegs bin, aber dann doch auch mit einem netten Lächeln etwas Bewunderung zeigend, wünscht sie mir eine gute Fahrt. Ich wünsche ihr und ihrem Land ein gutes Gelingen für die Beitrittsverhandlungen in die EU vorgesehen für 2030.

Wenn man glaubt, dass bei der Ausreise aus Moldawien und der Einreise in die EU das Prozedere nicht zu toppen ist, weit gefehlt. Der rumänische Grenzbeamte kontrolliert dieselben Dinge, was er noch zusätzlich wissen möchte, ob ich in Moldawien irgendwelche Drogen gekauft habe - kann ich mit gutem Gewissen verneinen, auch die Frage nach Zigaretten und Alkohol. Dann möchte er noch mein Topcase untersuchen, also geöffnet und durchstöbert und meinen linken Seitenkoffer. Auf den rechten verzichtet er dann, vermutlich weiß er, dass ich die Wahrheit sage und nur an der Reise interessiert bin. Also geht es weiter in Richtung Tulcea - und jetzt wird es cool - in Rumänien sind die Straßen top und ich fühle mich auf meinem Sattel, als würde ich bei 90 km/h auf einer Sänfte getragen werden - keine Rumpeleien mehr.

Das dritte Erlebnis oder besser die Erlebnisserie betrifft die Tierwelt. Noch in Moldau hat eine Ziegenherde die Fahrbahn gekreuzt, ohne Ankündigung und sichtlich ohne "Begleitung". Das hat zu einem Stopp geführt bis die Tierchen die Fahrbahn überquert haben, also nochmals gutgegangen. Dann kreuzt eine Schildkröte die Fahrbahn, ich konnte ihr ausweichen, was meine Nachfolgenden getan haben, weiß ich nicht. Eine Biene oder so ein Stechvieh hat sich bei voller Fahrt in meinem Ärmel der Motorradjacke verirrt - ich hatte nämlich zwischenzeitlich die warmen Handschuhe mit den leichten Handschuhen getauscht - es hatte ja schon fast 30 Grad. Die leichten Handschuhe gehen nicht über die Ärmel, sodass diese unten offen sind. Tja, und das Getier wollte dort hinein. Ein kurzes heftiges Stechen bei 100 km/h und das Insekt plattgedrückt - es war Ruhe.

Das, was aber nicht so glimpflich abgelaufen ist, waren Hunde bei der Grenzkontrolle zwischen Moldau und Rumänien. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich bei der Einreise, es waren auch zwei Hunde, nahezu identisch, doch an zwei vollkommen unterschiedlichen Grenzübergängen. Die Hunde sehe mich kommen, tanzen um mein Motorrad herum, verfolgten mich und der eine erwischt tatsächlich meinen linken Fuß, beißt zu und es zwickt doch ordentlich, ich schüttele ihn ab, beschleunige heftig, obwohl nur Schritttempo erlaubt ist - ist mir aber vollkommen egal in dem Moment und erreiche die rumänische Grenzkontrolle. Dort angekommen, der Schuh zeigt zumindest zwei deutliche Einstich-Zahnspuren, ziehe ich meinen Schuh aus, der Socken hat nichts abbekommen, der Fuß auch nicht, also doch noch einmal gut gegangen - ob der Schuh jetzt noch wasserdicht ist, muss sich erst noch herausstellen. Normalerweise sind diese Schuhe zu 100% dicht, ich habe es schon des öfteren getestet. Sie halten auch 20cm tiefes Wasser aus - ein abgelegtes Paar dient zuhause als Gartenschuhe, weil sie halt so robust sind. In Brasov habe ich mir für andere Zwecke einen Kontaktkleber gekauft, der auch für Leder geeignet ist, ich werde den mal bei den zwei "Einschusslöchern" anwenden.

Wie gesagt, ab der Grenze ist es dann eine mehr oder weniger gemütliche Fahrt, es sind aber immerhin noch fast zwei Stunden. Dann überquere ich die Donau bei Galati/Braila. Die drittlängste Hängebrücke Europas zu fahren ist super - doch möchte ich auf ihr nicht bei Sturm unterwegs sein. Es ist schon ordentlich ausgesetzt: "Die Donau-Brücke oder Brăila-Brücke (rumänisch Podul Brăila) ist eine Straßenhängebrücke in Rumänien über die Donau zwischen Brăila und dem gegenüberliegenden Ufer des Flusses im Kreis Tulcea. Sie ist die letzte Donaubrückevor dem Schwarzen Meer, die erste Brücke über den maritimen Teil der Donau und die vierte Brücke über den rumänischen Teil des Flusses. Mit einer Länge von fast 2 km ist sie die drittlängste Hängebrücke in Europa. Die Brücke verbessert die Straßenverkehrsanbindung des Gebiets Galați-Brăila an Constanța und Tulcea sowie die Verbindungen der Regionen Moldau und Große Walachei mit der Dobrudscha. " Wikipedia, 24.5.2025.

Tja, und dann ist nur noch eine Stunde bis Tulcea. Für Ortskennzeichnung beim Kreisverkehr habe ich mir mal was Besonderes einfallen lassen 😄 ... Es gibt ein Vorher-Nachher - der Unterschied sind die Straßenlaterne im Kreisverkehr und die Sendemasten auf dem ersten Gebäude - die neue Software vom iPhone mit der Funktion "Bereinigen" in der Foto-App machte ganz simpel möglich, viele ungewollte Dinge (wie Masten etc,, aber auch Menschen) einfach rauszurechnen. Man fährt mit dem Finger über die Stellen und KI erledigt den Rest - einfach irre. Wenn die Kontraste, die Unterschiede, die Konturen nicht sehr unterschiedlich sind, funktioniert es derzeit noch mäßig - es wird aber ... seht das funktionierende Beispiel aber selbst.

Drei Kilometer noch und ich erreiche meine Unterkunft für die nächsten drei Tage in Tulcea. Sie ist direkt an der Donau gelegen mit einem traumhaften Blick aus dem 11. Stock über den Fluss. Die Biegung erinnert etwas an die Donauschlinge - ich werde der Sache mal nachgehen und berichte euch dann. Kurz zum Supermarkt, eingekauft für heute Abend und zumindest auch für morgen und dann ist Schluss für heute ...


... morgen gibt es eine Ganztagestour zum Donau-Delta - ich freue mich schon sehr drauf, die tierische Vielfalt zu sehen und den letzten europäischen Urwald zu erleben ... also dann bis morgen ...


Sonntag, 25.5.  - mich gibt's noch - es ist genau 19:30 und ich komme von der Donaudelta Tour zurück. Sie hat 10:45 Stunden gedauert (!!!), vermutlich die längste Tagestour, die ich jemals gebucht habe. Eins gleich vorweg - sie war unfassbar toll, ein Spitzen-Tourguide, super Erlebnisse, traumhafte Eindrücke - aber heute stelle ich hier nicht mehr hinein - es ist einfach genug für heute, denn Bilder bearbeiten, Videos bearbeiten und nach Vimeo hochladen, die Tageserlebnisse zusammenschreiben, das braucht doch jeden Tag mindest eineinhalb, eher zwei Stunden. Nachdem es morgen zumindest in der Früh ziemlich regnen wird, auch unser Tourguide hat dies bestätigt, könnt ihr euch spätestens zu Mittag auf schöne Bilder und ein paar interessante Videos freuen ... und natürlich auf Text 😜 ... jetzt gibt es ein Süppchen und den Tatort auf Drei TV am Computer - ich bin bekennender Tatort Fan ... ich habe ihn zwar schon im deutschen TV gesehen, doch fand ich die Idee mit der Verwendung von KI, wie sich herausstellt eine unzureichende oder besser katastrophal fehlerhafte Unterstützung bei den Ermittlungen, als sehr gelungen.


... also dann bis morgen ...


So, es ist also "morgen" und ich schreibe mal die Erlebnisse der Donau-Delta Tour nieder. Zunächst eine kurze Beschreibung zum Donaudelta ... die Beschreibung ist lang, allerdings nur die Einleitung zum ganzen Artikel, ihr könnte sie auch gerne überspringen, aber sie ist tatsächlich sehr informativ:

"Das Donaudelta (rumänisch Delta Dunăriiukrainisch Дельта Дунаю) befindet sich im Mündungsgebiet der Donau in das Schwarze Meer. Das Donaudelta stellt nach dem Wolgadelta das zweitgrößte DeltaEuropas dar und umfasst ein Gebiet von 5800 km², wovon 72 % mit einer Fläche von 4178 km² unter Naturschutz stehen. Diese Fläche liegt zu 82,5 % im rumänischen Teil der Landschaft Dobrudscha sowie zu 17,5 % in der Ukraine.[1] Das Donaudelta ist seit 1990 ein Biosphärenreservat.

Der nördliche Teil des Reservats – das eigentliche Delta[2] – wird von den drei aus westlicher Richtung einlaufenden Mündungsarmen der Donau durchflossen: dem Chiliaarm als rumänisch-ukrainische Staatsgrenze im Norden, dem Sulinaarm in der Mitte und dem Sfântu-Gheorghe-Arm im Süden. Unmittelbar südlich schließt sich der von Kanälen gespeiste Razim-Sinoie-Lagunenkomplex an. Die Gegend ist bereits seit der Antike spärlich besiedelt. Landwirtschaft, Viehzucht und Fischwirtschaft bedienen sich vielfach der natürlichen Ressourcen vor Ort.

In dem Biosphärenreservat konnten bisher etwa 5200 Tier- und Pflanzenarten katalogisiert werden. Die hohe Artenzahl wird einerseits auf das große Angebot von aquatischen und terrestrischen Lebensräumenzurückgeführt, zum anderen auf das geografische Zusammentreffen der zentraleuropäischen Wälder und des Balkangebirges mit den mediterranen Regionen. Die eng miteinander verbundenen Lebensräume wie Röhrichteschwimmende InselnAltarme und Seen, Auwälder und extreme Trockenbiotope in den Dünenbilden im Mündungsgebiet ein einzigartiges Netzwerk[3] von über 30 Ökosystemen.[1] Manche dieser Arten gelten als selten oder vom Aussterben bedroht. Das Reservat beherbergt das mit einer Ausdehnung von etwa 1800 km²[4] weltweit größte zusammenhängende Schilfrohrgebiet und ein bedeutendes Vogelschutzreservat mit der größten Kolonie des Rosapelikans und der zweitgrößten des Krauskopfpelikans Europas.

Rumänien erklärte 1990 als erster Donauanrainerstaat seinen Teil des Deltas zum Biosphärenreservat. Die Liste der Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung der Ramsar-Konvention konnte 1991 um das Delta erweitert werden. Die UNESCO nahm das Gebiet 1993 in die Weltnaturerbeliste auf. Rumänien wies das Reservat im gleichen Jahr als Naturschutzgebiet von nationaler und internationaler Bedeutung aus. Seit 1998 ist auch der ukrainische Teil des Donaudeltas ein anerkanntes Biosphärenreservat.

Ab den 1960er Jahren wurden weite Teile der Sumpflandschaft für landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt, wodurch bis 1986 rund ein Fünftel des natürlichen Lebensraums im Delta zerstört wurde.[5] Im Jahr 2000 verpflichteten sich Rumänien, Bulgarien, die Republik Moldau und die Ukraine zum Schutz und zur Renaturierung der Feuchtgebiete im Verlauf der etwa 1000 Kilometer langen unteren Donau. Mit diesem vom World Wide Fund For Nature (WWF) initiierten Grünen Korridor entstand das größte grenzüberschreitende Schutzgebiet in Europa.

Die Arbeitslosenquote der Ortsansässigen liegt zwischen 30 und 40 Prozent.[6] Sie erhoffen sich Chancen aus den Initiativen der Europäischen Union zur Förderung von Sanftem Tourismus in der Region, jedoch hat der Tourismus punktuell bereits die Grenzen seiner Naturverträglichkeit erreicht.[7] Unfälle der Ölindustrie, die Begradigung und Eindämmung von Schifffahrtswegen, aber auch illegales Wildern beeinträchtigen das ökologische Gleichgewicht." Wikipedia, 26.5.2025


Die Tour beginnt zeitig, Treffpunkt ist zwei Kilometer entfernt an der Donau - wo sonst - um 7:50, um 8 Uhr soll es dann losgehen. Ich mache mich also um 7:15 auf den Weg und kurz vor der Anlegestelle treffe ich zwei, die ebenfalls auf der Suche sind. Angequatscht und ja, das Paar aus den Niederlanden wird ebenfalls die Tour machen. Kurze Zeit darauf kommt ein deutsches Paar, Gerti und Walter, wir haben uns gleich so vorgestellt und werden heute auch viel miteinander plaudern. Weiters gesellt sich noch eine Gruppe von vier jungen Rumänen:ienen dazu und wir sind komplett. Wir bekommen unsere Schwimmwesten ausgeteilt und dürfen unsere "Nussschale" besteigen. Nein, im ernst, es stellt sich im Laufe des Tages heraus, dass dieses Boot für eine Tour optimal ist. Es gibt überdachte Boote, Schnellboote usw. aber mit diesem kleinen Kahn sieht man doch am meisten. Was natürlich noch hinzukommt, wir haben einen Top Tourguide, ich habe es oben schon geschrieben, kann es nur nicht oft genug erwähnen. Er kennt sich unfassbar aus und bietet uns eine Lehrstunde der Flora und Fauna im Donaudelta. Ich kann mir nicht alles merken, die Info ist einfach zu umfassend, daher der zitierte Artikel, der mir später nochmals auf die Sprünge hilft 😜.

Die Strecke (in rot) die wir bei der Hinfahrt "bewältigen" werden, zeige ich euch unten auf der Karte. Ich bin nicht 100% sicher, ob dies auch die wirkliche Strecke ist, aber abweichen wird sie nicht wesentlich von dem Gefahrenen. Die grüne Strecke ist dann die Safaritour, die wir auf der Insel Popina abfahren und abgehen. Was uns unser Tourguide im Laufe des Tages erzählt und was uns alle unfassbar erstaunt - wir sind nur auf dem Hinweg ca. 100 Kilometer mit dem Boot gefahren - echt irre!

Eingestiegen und es geht los. Zunächst fahren wir zwei Kilometer die Donau stromabwärts und zweigen dann links ab um einem Kanal weiterzufolgen. Übrigens bewegen wir uns in vielen Fällen sehr sehr nah an der ukrainischen Grenze, sodass sich mein Handy öfters ins ukrainische Netz einloggt. Ich drehe zwar des öfteren Roaming Datentransfer ab, doch am Ende des Tages hat mich der ukrainische Netzspaß dann doch etwas mehr als 30€ gekostet ☹️, ähnlich war es leider auch in Moldawien.

Ab hier geht die Fahrt dann auch durch kleine Wasserwege, diese wären mit den großen Booten nicht befahrbar, also perfekt das kleine Boot, auch wenn es zwischenzeitlich regnet. Wir sind uns aber alle einig, dass mit Regenkleidung und wenn wir auch ein wenig nass werden, die Wahl dieses Bootes die mit Abstand beste Wahl ist. Ich habe übrigens diese MEHR als Eintagestour für 80€ gebucht. Es war mit Abstand (!!!) der günstigste Anbieter, die anderen lagen so bei 400€ - Schnellboote eben, und weit weniger zu sehen. Insgesamt gibt es zwei lizensierte Anbieter, unserer ist einer von diesen. Es sind heut sehr wenige Boote unterwegs, in der Hauptsaison "tummeln" sich im Donaudelta hunderte Boote, die eben nicht nur von diesen zwei lizensierten Anbietern betrieben werden, sondern auch vom Schwarzmarkt - und der dürfte ordentlich florieren - wie das durchgelassen werden kann, keine Ahnung ...

Kommen wir zurück zu Flora und Fauna. Was uns in der ersten Stunde des öfteren begegnet sind Seeadler bzw. Weißkopfseeadler, also das Wappentier der Vereinigten Staaten, Eines dieser wundervollen Exemplare möchte ich euch als ganzseitiges Bild zeigen, der Anblick ist einfach majestätisch.

Und dann gibt es den, wohl recht seltenen Vogel, den Rallenreiher. Der war schwer zu erwischen, dafür ist es aber im Flug halbwegs gut gelungen.

Pelikane und Kormorane sind allerdings die beherrschenden Vogelarten, Sie treten teilweise einzeln oder in ganzen Scharen auf. Die Schilflandschaft ist einzigartig und einen gerade startenden Pelikan habe ich in drei Bildern einfangen können. Die Wasserwege sind natürlich von Vögeln auf Nahrungssuche bevölkert und unser Eindringen scheucht sie doch ordentlich auf - Entschuldigung dafür.

Es gibt eine Unzahl zu beobachten, vieles zieht zu schnell an uns/mir vorüber- auch wenn wir langsam fahren - sodass es oft schwierig ist, dies in Bildern festzuhalten. Trotzdem ist eine Vielzahl an Bildern entstanden, von denen ich hier nur eine Auswahl zeigen kann. Nach den ersten drei Stunden Fahrt geht es zunächst zu einem Tankstopp bei Mila 23 und nur ein paar Meter weiter zu einer Pipi-Pause 😉.

Das Wetter wird langsam besser, es kommt sogar die Sonne hervor, sodass sich das auch bei der "Qualität" der Fotos und der Videos zeigt. In einem der seichten Seitenarme treffen wir auf eine riesige Kolonie von Pelikanen, die natürlich, wie immer, von Kormoranen begleiten wird. Hier bieten sich, bedingt durch den regen Flugverkehr, Videos an. Vier dieser Videos, das letzte ist "vermutlich" ein Löffler, zeigen diese prächtigen Tiere im Flug.

Einige Zeit später erreichen wir zunächst den See Lacul Matita und dann über einen Kanal den See Lacul Mehrel. Insbesondere der zweite See ist nur 50 Zentimeter tief und stark vom Untergrund bis an die Wasseroberfläche bewachsen, sodass es für den Yamaha Motor unseres Bootes oft mühsam wird. Zeitweilig hat es Eindruck er will nicht mehr und gibt seinen Geist auf, doch unser Guide meint, das ist das Erste, was man bei der Ausbildung lernt, wie man diese seichten Gewässern meistert. Und das erledigt er grandios. Danach geht es dann über einen weiteren Wasserweg durch die sandige Insel.

Angekommen auf der Letea-Insel verlassen wir das Boot und starten die Safari; tatsächlich fühlt es sich so an. Wir steigen in einen Jeep um, machen nochmals kurze Rast, um das Getrunkene loszuwerden, und rumpeln dann ein paar Minuten zu einem abgezäunten Areal, welches Wildpferde beheimatet. Auch dort viele Information zu den Pferden, zur Besiedlung der Pferde, die auf die Mongolen zurückgeht.

"Der Letea-Wald (rumänisch Pădurea Letea) befindet sich auf dem Areal der Gemeinde C. A. Rosetti im Kreis Tulcea der rumänischen Dobrudscha im nordöstlichen Donaudelta zwischen den Flussarmen Chiliaund Sulina. Es ist der am nördlichsten gelegene subtropische Wald Europas und das älteste Naturreservat in Rumänien. Teile des Waldes stehen seit 1930 unter Naturschutz. 1990 wurde der Letea-Wald zum Schutzgebiet in Natur- und Landschaftsschutz der IUCN-Kategorie IV Biotop- und Artenschutzgebiet(Waldschutzgebiet) des Biosphärenreservats Donaudelta erklärt. ... Der Landstreifen Letea ist die größte maritime Sandbank des Donaudeltas. Sie hat eine Länge von 20 Kilometer, eine maximale Breite von 15 Kilometer, eine Höhe von bis zu 13 Meter und erstreckt sich auf einer Fläche von 17.000 Hektar. ... Der Boden besteht aus, von der Donau mitgeführten, Schlamm- und Sandablagerungen in Form von Dünen, die teils über 3 Meter hoch sind und sich fächerförmig zum Schwarzen Meer hin öffnen. Die Waldstreifen sind in den Mulden der langen Dünenreihen gewachsen, wo das Grundwasser nahe an der Oberfläche ist und wo sich eine reiche Humusschicht abgelagert hat. Diese Wälder bilden schmale Streifen von etwa 150–200 Meter. 1930 stellten Forscher 500 Hektar des Waldes, den sogenannten „Hașmacu Mare“, unter Naturschutz. 1938 wurde der gesamte Letea-Wald zum Naturreservat erklärt, 1980 zum Biosphärenreservat und zehn Jahre später zur streng geschützten Zone des Biosphärenreservats Donaudelta. Der Letea-Wald ist der nördlichste subtropische Wald in Europa. Er ist aus Waldstreifen gebildet, die sich zwischen den Sanddünen entwickelt haben und die von den Einheimischen „Hașmacuri“ genannt werden." Wikipedia, 26.5.2025

Es ist jetzt mittlerweile 14:30, wir fahren die wenigen Kilometer zurück zu dem "Privat-Restaurant" und bekommen dort unser Mittagessen. Ich werde bei diesem Mahl nicht teilnehmen, denn entweder gibt es frischen Fisch (und ich bin kein Fisch-Freund) oder es gibt Huhn (tja, das ist leider auch nichts für mich). Nachdem ich so etwas schon geahnt hatte, habe ich mir eine Banane, ein Baguette und ein Stück Käse mitgenommen. Ich platziere mich ein wenig abseits und labe mich an meinem Mittagessen. Als Nachtisch bringt mir unsere Gastgeberin einige kugelförmige Donuts - einfach ein Traum ...

Um 16 Uhr sind wir wieder auf dem Boot und es geht zurück - wie eingangs erwähnt, betrug die Fahrt bis hierher über überwiegend verschlungene Wasserwege 100 Kilometer, wir müssen diese auch wieder bis zu unserem Ausgangspunkt zurücklegen. Die Fahrtzeit ist mit drei Stunden veranschlagt, die Spitzengeschwindigkeit gibt mein Handy-GPS-Tacho mit 33 km/h an, drei Stunden kommen also hin. Nach einem Tankstopp und einer echt gefühlt sehr sehr langen Fahrt bei schlechter werdendem Wetter und kühleren Temperaturen, erreichen wir um 18:45, nach 10:45 Stunden on-Tour unseren Startpunkt in Tulcea. Wir verabscheden uns, eine herzlichere Verabschiedung zwischen Gerti & Walter und mir und wir gehen unserer Wege.

Eine sehr sehr nette Geschichte hat sich bei der Rückfahrt noch ergeben. Wir fahren entlang unseres Weges und plötzlich taucht vor uns, am linken Straßen- nein, Wasserrand eine Schwanenfamilie auf. Unser Guide "steigt in die Eisen" und die Familie quert den Wasserweg vollkommen unbeirrt und setzt ihren Ausflug auf der anderen Seite des Wasserwegs fort - echt ein sehr nettes Erlebnis ...

Nach einem kurzen Abendessen lasse ich den großartigen Tag bei einem  Tatort ausklingen, der ja hier um 21:15 beginnt und mache aus dem 11 Stock noch ein Gute-Nacht-Video, passend zum Großen Fluss - auch wenn er hier nicht so schön blau ist ...

GUTE NACHT ...


Montag, 26.5.  - die Wettervorhersage hat diesmal echt recht gehabt! Es regnet, teilweise schüttet es - und jetzt am Mittag ist der Bericht von gestern geschrieben, hat einige Zeit in Anspruch genommen, die Videos bearbeitet, auf Vimeo hochgeladen, gewartet bis sie bei Vimeo automatisch optimiert wurden, die Bilder bearbeitet, teilweise von meiner Canon importiert und nachbearbeitet - also einige Zeit vergangen. Sollte es heute Nachmittag aufhören zu regnen, dann gehe ich noch zu dem Türmchen bei dem Schriftzug "Tulcea", was im Video "Donauwalzer" zu sehen ist, der Ausblick von dort soll gut sein. Achja, eine Waschmaschine ist am Laufen, doch tut sich nicht so wie sie soll - mal sehen ...


Es regnet noch und ich möchte noch etwas nachreichen - die Sache mit dem Bremsscheibenschloss. Das funktioniert folgendermaßen. Das gelbe Schloss, was ihr unten im Bild seht, lässt sich mit einem metallernen Zapfen durch eines der Löcher auf der Bremsscheibe verriegeln. Dann wird es abgeschlossen und man kommt damit nicht mehr weg. Sobald das Motorrad bewegt wird, bzw. nur leicht angetascht wird, fängt es das Schloss mit 110 Dezibel an zu schreien. Damit man das Schloss beim Losfahren nicht vergisst zu entfernen, gibt es ein orangefarbenes Spiralkabel, welches man am Schloss einhängen kann, der andere Teil kommt dann an den Lenker. Ich war mal vor dem schiefen Turm zu Pisa zu faul dieses Kabel anzubringen, nach der Besichtigung setze ich mich aufs Motorrad un fahre los - tja, ich liege aufm Hals. Mir ist Gott sein Dank außer einen kleinen Prellung nichts passiert, das Motorrad hat auch keinen Schaden davongetragen - es kann nämlich sehr schnell zu einer unrunden Bremsscheibe kommen, war aber nicht. Nur der Kupplunsgehebel war zur Hälfte abgebrochen - war nicht so tragisch.

Jetzt aber habe ich das Kabel anscheinend verloren, schätze entweder beim Durchstöbern des Gepäcks an der Grenze von Moldau zu Rumänien oder ibei der Fahrt nach Tulcea beim Entledigen meines warmen Gewands, es hatte ja schon mehr als 25°. Ich habe lange gesucht, es ist einfach unauffindbar. So habe ich mir beim letzten Einkauf ein paar Kindersocken gekauft und habe einen von diesen über den rechten Rückspiegel gestülpt. Sollte seinen Erinnerungszweck erfüllen 😂.

Am Nachmittag hört es zu regnen auf und ich machen den kleinen Spaziergang zum zwei Kilometer entfernten "Unabhängigkeitsmonument". Die Geschichte dieses Denkmals geht auf das 19. Jahrhundert zurück: "Der Grundstein wurde am 17. Oktober 1879 in Anwesenheit von König Carol I. gelegt. Der Entwurf und die Ausführung des Denkmals stammen vom Bildhauer George Vasilescu .Die Liga für den Fortschritt der Dobrudscha unter der Leitung des Dichters Ion Nenitescu hatte die Initiative zur Errichtung des Denkmals als Hommage an den Heldenmut und die Tapferkeit des rumänischen Volkes im Krieg um die Befreiung von der osmanischen Herrschaft (1877-1878) ergriffen. ...

Das Unabhängigkeitsdenkmal wurde erst 1932 nach seiner Zerstörung in den Jahren 1916–1918 wieder aufgebaut, jedoch ohne die Statuen des Dorobant und des Adlers. Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit Rumäniens im Jahr 1977 erhielt das Denkmal seine ursprüngliche Form zurück, wobei der Bildhauer Cristea Grosu an der Restaurierung mitwirkte. ..." www.info-delta.ro, 26.5.2025, übersetzt aus dem rumänischen durch DeepL.

Unter/vor dem Denkmal "hoch" über der Stadt ist, wie in Rumänien n viele Orten üblich, der Ortsname "Hollywood-like" in großen Lettern angebracht. Ihr kennt dies schon aus Brasov, wenn man genau hinschaut und eben auch von den bisher gezeigten Bildern us Lucea.

Am Rückweg komme ich am Anfang der Uferpromenade an einer Statue mit Paddeln und daneben befindlichen Steintafeln mit Zeichnungen von Ruderern, olympischen Ringen vorbei. Dies ist dem hiesigen Kanuten Ivan Patzaichin gewidmet: "Ivan Patzaichin [pat͡sai̯cin] (* 26. November 1949 in Mila 23Kreis Tulcea; † 5. September 2021 in Bukarest[1]) war ein rumänischer Kanute, Trainer und Funktionär. Er nahm von 1968 bis 1984 fünfmal an Olympischen Spielen teil. Mit vier Goldmedaillen und drei Silbermedaillen bei Olympischen Spielen ist Patzaichin der nach Medaillen erfolgreichste männliche Sportler Rumäniens. Vor ihm liegen nur die Turnerin Nadia Comăneci und die Ruderin Elisabeta Lipă mit je fünf Goldmedaillen." Wikipedia, 26.5.2025. Schaut euch den Beitrag an, ich habe ihn nicht gekannt, seine Erfolge aber sind unglaublich. 

Die Hafenpromenade schmückt auch ein "Love" Zeichen, gehört fotografiert, ebenso wie das gerade einfahrende Riesengefährt. Einen Größenvergleich - es kommt sonst so nicht wirklich rüber auf dem Bild - gibt die auf dem anderen Ufer gelegene Kirche.

Das war's dann für heute - noch eine kleine Abwechslung am Nachmittag, also insgesamt ein ruhiger Tag. Ich werde den Abend seehehr gemütlich ausklingen lassen, bevor es dann morgen weitergeht. Morgen fahre ich weite nach Burgas in Bulgarien, direkt am Schwarzen Meer gelegen. Ab morgen wird mich also, nach den landesinneren Abschnitten, dann das Meer begleiten. Ich freue mich schon sehr drauf und bin gespannt, was mich nach den ersten 10 Tagen auf Tour ab jetzt erwarten wird.