Republik Moldau


... drei Tage beim EU Beitrittskandidaten ...

Mittwoch, 21.5. - ... irgendwie habe ich Federn vor dem heutigen Tag. Das Navi, es ist 7 Uhr, zeigt mir 439 Kilometer und eine Fahrtzeit von 7:39 an. Das ist arg für diese Strecke; über sieben Stunden auf dem Motorrad - und das reine Fahrzeit. Ich bin ja langes Sitzen vom Fahrradfahren gewöhnt, aber auf dem Motorrad ist das ein anderes Sitzen. Man sitzt relativ steif auf dem Sattel, die Knie immer angewinkelt und Bewegung ist da so gut wie nicht. Das hat dann zur Folge, dass einem zwangsläufig irgendwann - mal früher mal später - die Gesäßmuskulatur wehtut. Um das ein wenig abzufedern, habe ich mich mit einer Radunterhose gepolstert. Die hat bisher echt gute Dienste geleistet. Eine andere Möglichkeit den Verspannungen vorzubeugen ist, vielleicht habt ihr das schon einmal beobachtet, sich während der Fahrt auf die Fußrasten zu stellen und im Stehen zu fahren - das bewirkt echt Wunder und wird auch von mir öfters mal praktiziert.

Ziemlich pünktlich (was immer pünktlich im Urlaub heißt 😉) wird das Motorrad gestartet und ich fahre ein paar Meter die Fußgängerzone, bis ich die Straße erreiche - langsam natürlich, versteht sich von selbst - sollte ein freundlicher Polizist um diese Zeit schon Wache schieben, dann kann ich ihn mit meiner sehr langsamen Fahrweise über die hundert Meter vielleicht überzeugen. Es ist kein Gesetzeshüter aufgetaucht, also los dann.

Jetzt, wo es genau 15 Uhr ist und ich in Chisinau angekommen bin und von meinem Vermieter empfangen werde, ist das Resümee: es war einfach ein Traum ... sonniges Wetter, am Anfang frisch bei 7 Grad, am Ende dann 24 Grad und endlich einmal warm! Endlose Landstraßen, wieder einmal an Feldern vorbei und durch viele viele kleine Dörfer, ein sehr kurvenreicher Abschnitt auf einen "Pass" auf fast 1.200 Meter Seehöhe (dieser Streckenabschnitt war ca. 70 Kilometer lang) und nur 3 sehr sehr kleine Pausen - eine Tankpause und zweimal Grenzübergang - einfach eine tolle Angelegenheit heute.

Daher gibt es nicht viel zu berichten und wenn ich ehrlich bin, meine Navi sagt mir 6:59 Stunden Fahrzeit, war der Tag zwar sensationell gut, aber doch auch recht anstrengend. Einmal eine körperliche Anstrengung und dann auch eine ständige Konzentrationsübung. Landstraßen und kurvenreiche Strecken fahren braucht einiges an Aufmerksamkeit. Der kleinste Fehler könnte fatal enden ... Autobahnen sind dagegen total fad und simpel zu fahren, sie bringen einen nur wesentlich schneller an Ziel. Die Passhöhe unten und ein wundervoller Ausblick auf die rumänische Berg- und Hügellandschaft. Hinweisschilder - diese gab es auf der Bergstrecke - dass es zu Wild- ... NEIN ...  Bärwechsel über 30 Kilometer kommen kann. Wie gesagt, irgendwo müssen sich die vielen Tausend Bären ja aufhalten. Begegnet bin ich Gott sei Dank keinem. Rentiere auf der Straße in Finnland waren schon nicht lustig, aber Bären auf der Straße brauche ich nur gar nicht.

Am Ortsrand von einem der Dörfer wurde der Verkehr und Wiesenparkplätze von der Polizei geregelt. Es gab dort einen riesigen Markt, mitten in der Pampa hunderte Stände. Was immer das für ein Markt ist, ringsherum sind nur ein paar Dörfer. Nach ca. 320 Kilometer Fahrt und die letzten 100 Kilometer auf ebener gerader Landstraße, taucht plötzlich aus dem Nichts das "Verlassen von Rumänien und der EU" auf.

Wenige Meter später dann die Grenzkontrolle der Rumänen. Mein Reisepass, mein Führerschein und mein Fahrzeugschein werden vom Grenzkontrollbeamten eingesammelt, er verschwindet in sein Grenzhäuschen und kommt nach ein paar Minuten wieder. Alles gecheckt und ich kann weiterfahren. Dann kommt natürlich noch die Grenzkontrolle der Republik Moldau - das erinnert mich ein wenig an den russischen Grenzübergang bei meiner Tour nach St. Petersburg. Der Zollbeamte, etwas griesgrämig, sammelt dieselben Papiere ein und wird mein Motorrad registrieren, zumindest schreibt das der ÖAMTC so. Es muss registriert werden, da ich mit dem eigenen Fahrzeug einreise, ich bekomme auch einen entsprechenden Stempel in meinen Pass. Bei meiner Ausreise MUSS ich mein Fahrzeug dabeihaben, sonst gibt es ärgste Probleme. Ich könnte mein Motorrad ja in Moldau verkauft haben. Bei der Einreise nach Russland habe ich die entsprechenden Dokumente selbst ausfüllen müssen, hier läuft es wohl elektronisch, also schneller ab - ist auch gut so, denn Moldau strebt die EU Mitgliedschaft mit 2030 an - ob sich das ausgeht, ich bin mal gespannt. Nach ein paar Minuten erhalte ich meine Papiere und Plastikkarten zurück und darf mit einem griesgrämigen "Weiterfahren" meine Fahrt fortsetzen. Die Kontrolle ging tatsächlich schneller als gedacht. Autofahrzeuge wurden massiver kontrolliert, Kofferraum, Innenraum etc.

So, jetzt habe ich also die EU verlassen und fahre noch 100 Kilometer bis Chisinau. Die Straßen sind nicht schlecht, aber ziemlich geflickt, sodass es doch gegenüber Rumänien - die haben echt gute Straßen - ziemlich rumpelnd dahingeht.

In Chisinau angekommen, wird deutlich, dass es sich um die Hauptstadt und eine Großstadt handelt. Unfassbar viel Verkehr für 14:30, es fühlt sich so an, als wäre ich mitten in den Berufsverkehr geraten - die Uhrzeit stimmt halt nicht, zumindest nach meinem Dafürhalten.

Eine kurze Rast und ab zum Supermarkt, außer einer Banane, die ich noch im Rucksack hatte, habe ich heute noch nichts gegessen. Ich lasse den Tag jetzt in meinem Apartment im 10. Stock eines Plattenhochhauses ausklingen und freue mich auf den morgigen selbst organisierten Besichtigungstag - dass muss ich noch planen 😜 ... Infos zu Republik Moldau, Chisinau etc. gibt es dann morgen - für heute reicht es echt 😄...


... nicht ganz ... zwei Ausblicke vom 10. Stock etwas früher und etwas später in Richtung der untergehenden Sonne ... jetzt aber ist Schluss für heute ...


Donnerstag, 22.5. - Heute ist eine Stadtführung angesagt. Auf diversen Plattformen werden Führungen ab 65€ für 2,5 Stunden Walkingtour angeboten. Das ist mir ehrlich gesagt zu teuer. Ich suche mir die Tour von GetYourGuide heraus, schaue mir den Ablauf an und beschließe, dass ich dies selbst abgehen werde. Entsprechende Infos sind ja auch im Netz zu bekommen.

Zunächst aber ein paar Worte zu der Republik Moldau von Wikipedia: "Moldau (rumänisch Moldova; auch Moldawien genannt; in der SchweizMoldova) ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er grenzt im Westen an Rumänien. Im Norden, Osten und Süden wird die Republik Moldau vollständig von der Ukraine umschlossen, denn zwischen Moldau und dem Schwarzen Meer liegt die ukrainische Region Budschak, die von Bessarabien abgetrennt wurde. Historisch gehörte das Territorium ab der Gründung des Fürstentums Moldau zu diesem Staat, ab 1812 zum Russischen Kaiserreich, nach dem Ersten Weltkrieg großteils zu Rumänien und ab 1940 zur Sowjetunion. Als eigenständiger Staat existiert die Republik Moldau seit 1991, als sich die Moldauische SSR während der Auflösung der Sowjetunion für unabhängig erklärte. Seit jener Zeit behindert der Transnistrien-Konflikt erheblich die politische Entwicklung des Staates; der Staatsteil Transnistrien steht nicht unter Kontrolle der moldauischen Regierung. Moldau ist seit dem 23. Juni 2022 EU-Beitrittskandidat. ... Die Republik Moldau erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über 350 Kilometer und west-östlich über 150 Kilometer auf einer Gesamtfläche von 33.843 Quadratkilometern. Damit zählt der Staat im weltweiten Vergleich zu den kleineren." Die Republik Moldau hatte zum 1. Januar 2025 2,4 Millionen Einwohner.

Wikipedia schreibt über die Hauptstadt Chisinau: "Chișinău [kiʃiˈnəu̯], deutsch auch Kischinau (Aussprache, veraltet Kischenau, Kischinew, Kischinev, jiddisch קעשענעוו Keschenew, russisch Кишинёв Kischinjow), ist die Hauptstadt der Republik Moldau und mit mehr als 530.000 Einwohnern auch deren bevölkerungsreichste Stadt. Sie ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort sowie Universitätsstadt und Kulturzentrum. Chișinău hat eine Fläche von 120 km². Zusammen mit ihrem Umkreis bildet sie das Munizipium Chișinău, das 563,3 km² groß ist und 2014 über 660.000 Menschen beheimatet. ..." Weitere Infos findet ihr wie üblich bei der zitierten Quelle.


Also dann mal los ins lebendige Chisinau ...

Die von GetYourGuide angebotene Tour beginnt nur wenige hundert Meter von meinem Apartment. Dieses ist tatsächlich sehr zentral gelegen und sämtliche Wege in sind kürzester Zeit zu schaffen. Meine selbst durchgeführte Walkingtour dauert 3,5 Stunden. Was Chisinau zu bieten hat, ist wirklich sehenswert. Aber seht selbst. Von dem besagten Anbieter habe ich die Tourkarte mit den Besichtigungspunkten übernommen. Ich habe diese mit Zahlen versehen und auch die Bilder mit den entsprechenden Zahlen in den Bildern unten links gekennzeichnet. Vor den Bildern kommt zu jeder Sehenswürdigkeit eine ganz ganz kurze Beschreibung. Sollte jemand von euch mehr Interesse haben, dann kann er weitere Informationen unter den Links finden.


Also dann ... auf zur Chisinau Walking Tour 😂 ... habt Spaß ...

Der Anfang der Tour ist am "Central Park", ein sehr schöner, gepflegter Park. Viele Wege mit Büsten der hiesigen Persönlichkeiten, einem Springbrunnen in der Mitte, viele Bänke zum Verweilen, einfach sehr sehr nett. Übrigens ist Chisinau eine sehr sehr grüne Stadt. Überall gibt es Parkflächen, die Straßenränder werden von Bäumen gesäumt - da können sich viele "westliche" Städte ein Beispiel nehmen.


Die Sehenswürdigkeiten in aufsteigender Zahlenfolge:

  1. "Stephen the Great" Ștefan III. cel Mare oder Stefan der Große (* um 1433 in Borzești; † 2. Juli 1504 in Suceava) war ein moldauischer Woiwode. Er gehörte neben Mircea cel BătrânIancu de Hunedoara und Michael dem Tapferen zu den bedeutendsten Herrschern der Vorläuferstaaten des heutigen Rumänien, denen heute rumänische Nationalität zugeschrieben wird. Ștefan cel Mare ist die zentrale Figur in der Erinnerungskultur der moldauischen Bevölkerung und wurde zu allen Zeiten und von verschiedenen Seiten als Symbolfigur für die jeweilige Identitätspolitik genutzt.
  2. Das Nationale Opern- und Ballett-Theater Chișinău, lokal als Teatrul Naţional de Operă şi Balet Maria Bieșu bezeichnet, ist ein Theater in Chișinău, der Hauptstadt der Republik Moldau.
  3. Das Parlament der Republik Moldau (rumänisch Parlamentul Republicii Moldova) ist die gesetzgebende Versammlung der Republik Moldau. Es gilt das Einkammersystem. - nachdem ich mir das bewachte Parlament doch von außen etwas näher angeschaut hatte, kamen gleich zwei Polizisten und fragten mich, ob ich eine Besuchserlaubnis habe. Natürlich nicht, ich konnte ihnen aber verständlich machen, dass ich österreichischer Tourist bin und das Gebäude nur von außen besichtigen möchte. Das Bild ohne Ziffer ist das Präsidentengbäude. Dieses wurde erstaunlicherweise nicht bewacht und die Tore waren geöffnet, hineingegangen bin ich aber nicht ...
  4. Verklärungskathedrale Chisinau: ist eine wunderschöne orthodoxe Kathedrale. Es fand gerade eine Messe statt, daher fehlen hier Aufnahmen vom inneren der Kirche.
  5. Strada Eugen Doga: diese Straße ist ein Fußgängerbereich. Die Straße wurde nach dem noch lebenden Komponisten Eugen Doga benannt. Es ist eine sehr nette Fußgängerzone an deren Seiten sich Hotels und Cafés befinden.
  6. Kathedrale der Geburt des Herrn: der Link führt zur Originalseite. Diese ebenfalls orthodoxe Kirche ist prachtvoll gestaltet. Überraschend, wie auch schon in der ersten besichtigten Kirche, wird auch die Kirche von vielen betenden Christen besucht.
  7. Das Regierungsgebäude der Republik Moldau: unter dem Link verbirgt sich die Originalseite der Nationalversammlung von Moldau mit aktuellen Informationen - ist interessant dort hineinzuschauen. Vor dem Gebäude, die Hauptstraße befindet sich dazwischen, ist der Triumphbogen zu sehen." Erbaut wurde der Triumphbogen im Jahr 1840 unter der Leitung des Architekten Luca Zaușkevici anlässlich des russischen Sieges im Russisch-Türkischen Krieg von 1828/1829. In Moskau war aus diesem Anlass bereits 1836 ein Triumphbogen errichtet worden. Im Triumphbogen befindet sich eine Glocke mit einem Gewicht von 6,4 t, die aus erbeuteten türkischen Kanonen gegossen wurde. Das Bauwerk hat eine Gesamthöhe von 13 Metern."
  8. Rathaus: Chișinău City Hall, Das Rathaus zeigt eine eklektische Architektur mit französischen und deutschen Einflüssen und präsentiert ornamentale Details an seiner symmetrischen Fassade an der Stefan der Große Allee. Das 1902 unter der Initiative von Bürgermeister Karol Schmidt erbaute Gebäude ersetzte eine ehemalige Feuerwache an seinem jetzigen Standort. https://de.aroundus.com, 22.5.2025
  9. Organ Hall: dieses Gebäude ist der Orgelkonzertsaal und beherbergt eine restaurierte Orgel. "Sie ist ein Geschenk der Gemeinde Hl. Kreuz in Münster. Zuvor stand sie in der St. Bonifatius Kirche in Münster, die 2005 profaniert wurde. Die Orgel wurde komplett überarbeitet und veraltete technische Bauteile erneuert. So wurde auch ein neuer 64 facher Setzer eingebaut. Das nun symmetrische Gehäuse ist komplett neu aus Eiche gefertigt. Alle Register wurden neu intoniert." Orgelbau Fleiter oHG, 22.5.2025
  10. Nationalhistorisches Museum: dieser Link führt zur Seite des Museum. Ich morgen ihm morgen einen Besuch abstatten
  11. Nationales Kunstmuseum: dieser Link führt zur Seite des Museum.

Eigentlich dachte ich beim Anfang der tour, dass ich einen Opernbesuch heute Abend einplanen könnte, doch es wird nichts gegeben. Am Ende der Tour, vor dem Orgelsaal Gebäude ist ein Orgelkonzert heute Abend angekündigt. Die Karte habe ich gleich gekauft und ich freue mich auf Werke von J.S. Bach, F. Mendelssohn und H-A. Stamm - bin echt gespannt ...


Das Konzert war super, es hat fast 2 Stunden gedauert, eingerechnet der sehr sehr lange Applaus am Ende des Konzerts. Die erste Hälfte stand "nur" Orgel am Programm, nach der Pause ging es dann mit Orchester weiter - einfach nur Hörens- und sehenswert!. Das Programm habe ich von meinem Sitznachbarn bekommen, Moldawier, aber mit einem gebrochenen Englisch - wir haben uns trotzdem, oder gerade deshalb wehr gut verstanden. Sonst ist es schwer hier mit Englisch durchzukommen - die Erfahrung hatte ich auch in St. Petersburg gemacht - allerdings war es dort, genauso wie hier: wo ein Wille ist, ist ein Weg und mit Zeichen- und Gebärdensprache geht es allemal. Wenn man einen "mitfühlenden" Gegenüber hat, funktioniert die Verständigung ganz gut ...


Das Programm gebe ich hier einmal hinein, finde es interessant mal auf rumänisch zu sehen - auf der zweiten Seite rechts unten gibt es Informationen über den Komponisten, die letzte Seite erspare ich mir. Wenn ihr Lust habt, markiert die Textzeilen und fügt sie in DeepL ein. Funktioniert super 😉 ... 

Das war's für heute. Ich freue mich auf morgen, auf neue viele Eindrücke - einen dieser "Eindrücke" habe ich mir für morgen um 12:50 (bei euch 11:50) schon vorgenommen ... hat ein wenig mit der Fahrradtour von Ost nach West durch Österreich und dem Stopp in Wiener Neustadt zu tun und ergibt sich einfach hier mal wieder hervorragend ("Duplizität der Fälle" Zitat Edgar Wallace) ... lasst euch überraschen ...


Donnerstag, 23.5. - ich muss euch noch etwas nachreichen, ist bisher total untergegangen, mein Apartment; wenige Infos habt ihr ja schon bekommen. Es ist total zentral gelegen, besser hätte ich es nicht treffen können. Der Preis ist auch perfekt, die Größe ebenfalls, voll ausgestattet mit kompletter Küche. Untergebracht bin ich im Chisinau Central Park Apart, ist eine total sichere Gegend und mein Motorrad steht unter dem Fenster (naja, 10 Stockwerke tiefer 😂) wieder mit dem Bremsscheibenschloss gesichert. Jedesmal, wenn ich das Gebäude verlasse, reißt es mich. Das Kind welches dort vor dem Gerüst sitzt, ist eine kleine Statue, aber so lebensecht nachgebildet. Der einzige Nachteil des Apartments ist, dass es eben der 10. Stock ist, der Lift geht erst beim Halbstock los und dann bis zum 9. Stock. Gehen wäre ja kein Problem, aber die Schlepperei von den Seitenkoffern und dem Topcase - die sind schon schwer. Es gibt einen gesicherten Parkplatz direkt auf dem Gelände des Gebäudes, dafür habe ich aber keinen Schlüssel, die Nachfrage einen zu bekommen, wurde leider verneint. Somit steht mein Gefährt auf den Parkplatzbuchten an der Straße, wie gesagt, dürfte echt sicher sein. Zurück zum Apartment; witzig sind die Bilder im Eingangs- und Schlafbereich, die muss ich euch mal zeigen, ich finde sie cool ...


Gleich geht's los zum Nationalen Geschichtsmuseum Moldawiens (Webpage des Museums), es öffnet um 10 Uhr. Tja, und dann kommt das "Event" um 12:50 😉, von dem ich euch später berichten werde.

Zum Museum sind es 900 Meter entlang bzw. durch zwei Parks; wie gesagt, Chisinau ist echt grün. Eine Straße muss überquert werden, eine dieser Prachtstraßen, die wir aus den ehemaligen Sowjetzeiten kennen. Ein Blick in die eine und die andere Richtung verdeutlichen es.

Nach einer gemütlichen Schlenderei erreiche ich das Museum, es öffnet um 10 Uhr und ich bin ein wenig zu früh. Ich logge mich ins WLAN des Museums ein, schaue kurz Emails und kaufe eine Eintrittskarte. Für Senioren, jo - ich bin ja mittlerweile schon 65 Jahre - ist die deutlich günstiger 😉 ... statt 50 Lei kostet sie 20 Lei, der Umrechnungkurs liegt bei ca. 19,68 Lei für 1 Euro - also ungefähr durch 20. Somit kostet der Museumsbesuch gerade mal 1€ - günstig. Das Museum (hier nochmals mit Link unterlegt) teilt sich auf drei Stockwerke auf. Wenn ihr Interesse habt und das Museum bei einem Virtuellen Rundgang besuchen möchtet, dann folgt dem Link - der Rundgang echt gut gemacht!

Es beginnt im roten Saal mit frühzeitlichen Exponaten, geht über den Goldenen Saal mit mittelalterlichen Ausstellungstücken und endet in der Moderne. Ich werde an dieser Stelle nicht alles beschreiben, es wäre einfach zu viel, es gibt sehr sehr viel zu sehen. Ein paar Highlights aus meiner Sichtweise möchte ich aber hervorheben.

Besonders faszinierend finde ich die Darstellung, die Entwicklung des geschriebenen Wortes. Dies wird anhand einer riesigen elektronischen Buchs gezeigt. Ach übrigens, nachdem ich der erste im Museum bin und der Besuch einem logischen Ablauf folgt, bin ich bis zum Ende der einzige Besucher im Museum, was irgendwie krass ist. Nach mir kommen noch einige andere Besucher, besonders Gruppen, aber die sind ca. eine halbe Stunde von mir entfernt - also wie gesagt, ich bin auf "meiner" Tour der einzige Besucher. Die "Aufpassdamen" müssen auch jedesmal das Licht für mich einschalten ... tja ... zurück zum Buch bis an die Decke. Der Betrachter muss sich auf drei grüne Punkte am Boden begeben, wird dann von einer Kamera erkannt und bekommt anschließend eine Einführung. Zunächst, linke Hand heben Englisch, rechte Hand heben rumänisch. Auf der nächsten Seite dann dasselbe Spiel mit Hand heben links fürs Zurückblättern und rechte Hand heben fürs Vorwärtsblättern. Sehr interaktiv, echt eine tolle Sache, die ich so noch nicht gesehen habe. Die Entwicklung des geschriebenen Wortes ist in ein paar Bilder unten dargestellt.

Natürlich darf auch in der Geschichte von Moldau ein dunkles Kapitel nicht fehlen - allerdings haben sie diverse dunkle Kapitel, die im Laufe der Ausstellung dargestellt werden. Was auf dem linken Dokument zu lesen ist, verstehen wir, das rechte Dokument eher nein. Daher folgt hier die Übersetzung:

"Die Vorlage des Präsidiums des Obersten Rates der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und des Präsidiums des Obersten Rates der Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik über die Festlegung der Grenze zwischen der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und der Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik (von Westen nach Osten) zu genehmigen:

vom Fluss Prut verläuft die Grenze durch das Gebiet des Kreises Hotin

zwischen den Ortschaften Mamalita und Kriva, wobei die Ortschaft Mamaliga Teil der Ukrainischen SSR bleibt und die Ortschaft Kriva Teil der Moldauischen SSR wird;

weiter verläuft die Grenze in Richtung der Ortschaften Lipka-Ni und Kizla Zakieva, wobei die Ortschaft Lipka-Ni Teil der Moldauischen SSR bleibt und die Ortschaft Kizla Zakieva Teil der Ukrainischen SSR wird;

weiter umgeht die Grenze den Ort Killa Zamoiiva und verläuft zwischen den Ortschaften Zelen und Medveza, wobei Zelen in der Ukrainischen SSR verbleibt und Medveza in der Moldauischen SSR, und weiter zum Ort Larga, wobei dieser in der Moldauischen SSR verbleibt:

weiter zwischen den bewohnten Ortschaften Pawlowka und Kotknani auf der einen Seite und Lukachani auf der anderen Seite, wobei letztere Teil der Ukrainischen SSR bleibt und Pawlowka und Kotknani Teil der Moldauischen SSR bleiben; ..." es geht dann auf weiteren Dokumenten weiter ...

Damit ist der erste Stock abgeschlossen und es geht nach unten, ins Erdgeschoss. Hier komme ich zunächst zu einer Teppichausstellung. Es geht um geknüpfte Teppiche aus aller Herren Länder. Viele sind aus Armenien oder der Region Armeniens. Besonders spannend finde ich die "Stolperteppiche" mit Früchten dekoriert. Es gibt sie mit Erdbeeren, Orangen und den hier gezeigten Zitronen.

Der darauffolgende Raum, der längste Raum, ist Waffen gewidmet - von der Steinzeit bis hin zur neueren Zeit - die ganz neuen Waffen fehlen - aber auch so ist es erschreckend und eigentlich unvorstellbar, dass sich 40 Kilometer von hier ein Land im Krieg befindet - dazu komme ich morgen dann. Wie gesagt, von Steinzeitwaffen über mittelalterliche Waffen bis hin zur neueren Zeit ist so ziemlich alles vertreten. Die meisten Waffen brauchen keiner Beschreibung, einige der neueren Generation möchte ich aber zeigen, da sie doch eher bekannt sind. Zum einen die Revolver unter denen sich einige Modelle von Smith & Wessen befinden (die Western lassen grüßen), zum anderen die Großaufnahme der Walther PP, die uns als Waffe von James Bond bekannt ist. Zugegeben, er hat eher die Walther PPK verwendet, es ist die kleinere Variante, aber auch die PP kam bei ihm zum Einsatz.

Damit ist das Erdgeschoss abgeschlossen und es folgt der Keller. In dem einen Raum darf nicht fotografiert werden, er ist auch Video überwacht. In ihm befinden sich viele Schmuckstücke die vermutlich einen sehr sehr hohen Wert haben. Es ist unter anderem eine massive Goldkette ausgestellt, deren Gewicht doch beträchtlich zu sein scheint. Es findet sich leider keine Angabe, sie wird der tragenden Dame aber ziemlich auf die Schlüsselbeine gedrückt haben. Nach den Goldnachrichten von heute mit den immer höher steigenden Goldpreisen, wird auch dieses Glanzstück, mal abgesehen vom historischen Wert, an Wert zunehmen.


Der zweite Raum in der Tiefparterre ist dem dunkelsten Kapitel, neben dem Holocaust, gewidmet; Stalin, die Deportationen. und die GULAGs. Im Schaufenster links ist auch ein Bürger meiner Heimatstadt Wuppertal zu finden: Friedrich Engels. Engels wurde am 28. November 1820 in Barmen (jetzt Stadtteil von Wuppertal) geboren, war ein reicher Industrieller und Philosoph und finanzierte die Schriften von Karl Marx. Wäre es nicht Engels gewesen, der seine Schriften finanzierte, Marx war Laufe seines Lebens nicht reich, eher verarmt, dann wäre es vermutlich jemand anders gewesen. Aber so kommt meine Heimatstadt Wuppertal zu internationalem Bekanntheitsgrad - es gäbe da noch in paar andere Persönlichkeiten - vielleicht dann irgendwann an anderer Stelle.

Die Deportationen von 11.899 Kindern und nahezu genauso vielen Familien ist beeindruckend, erschreckend manipulativ inszeniert, dargestellt ... aber seht selbst ...

Dr letzte Raum zeigt die Gräueltaten des Krieges in einer plastischen Darstellung. Dieser räum wird von Schulklassen bevölkert. Daneben wird den Holocaust Opfern gedacht, ebenso werden Bilder aus Auschwitz-Birkenau gezeigt - immer, wenn ich diese  Bilder sehe, dreht sich buchstäblich der Magen um - es soll einer Verstehen, der zu den Siegreichen des zweiten Weltkriegs zählt und im eigenen Land Gräueltaten erlebt hat, jetzt wieder Krieg führen muss - aber wie im Schloss Bran schon diskutiert: "Humans are humans"

Nahezu zweieinhalb Stunden habe ich in dem Museum verbracht und wenn ich diese Zeilen gerade schreibe, merke ich, dass ich doch noch einiges Aufarbeiten muss. Es ist ein ganz ganz winziger Ausschnitt von dem Gezeigten, was das Museum zu bieten hat. Der Museumslink und die Virtuelle Tour können es eventuell vervollständigen.


Vor dem Museum setze ich mich in die Sonne und genieße mein Mittagessen: eine Semmel, ein Stück Emmentaler, eine Banane und einen Schoko-Müsliriegel. Jetzt aber geht es zu meinem 12:50 Termin - er ist nur 400 Meter von hier entfernt - es liegt alles so eng beieinander.


Ich werde mir den neuen Mission: Impossible – The Final Reckoning anschauen. Sein Startdatum war vorgestern. Ich habe am Anfang meines Berichtes von der Duplizität der Fälle (Edgar Wallace) geschrieben, das ist mal wieder so ein Beispiel. Bei meiner Radtour 2022 zum/auf den Großglockner von Ost nach West durch Österreich, habe ich Tom Cruise ebenfalls nur wenige Tage nach Start des Films Top Gun - Maverik im Wiener Neustädter Kino sehen können. Also auch jetzt auf Tour und Mission Impossible. Den Film finde ich sehenswert. Mal abgesehen von dem bekannten technischen hochstehen Schnickschnack, ist es ein recht emotionaler film - also mir hat er echt gefallen. Warum aber 12:50 - eigenartige Uhrzeit, um ins Kino zu gehen. Einfach erklärt, es ist die einzige Version des Tages, die es in der Origianlversion zu sehen gibt.

EIn sehr modernes Kino, ein perfekter Kassen- und Wartebereich, ein toller Kinosaal mit Kippsesseln und eine exzellente Soundanlage - also durchaus perfekt! Ein paar Bildchen vom Film zeige ich euch, obwohl es Handyverbot gibt. Ich habe ja schließlich nicht gefilmt, ich habe nur drei Bilder fotografisch für Dokumentationszwecke aufgenommen - muss mich nur selbst überzeugen 😄.

... und - ist euch etwas aufgefallen? Schaut mal ganz genau hin - schaut euch mal die Uniformen an - und JA, österreichische Polizeiuniformen. Ich denke mal, das Tom Cruise ein bekennender Ö-Fan ist - er ist ja schließlich auch der Regisseur des Films.


So, das war's mal wieder für heute. Mittlerweile ist es hier (Ortszeit 21:50, Ö-Zeit 20:30) stockfinster und das übliche nächtliche Gekläff von zwei Hunden beginnt wieder. Das werde ich die nächsten Tage nicht vermissen, aber wer weiß, ob mich morgen in Tulcea nicht wieder Kläffer erwarten.


Morgen geht es also weiter zum Donau-Delta. Für ca. 350 Kilometer veranschlagt das Navi wieder fünfeinhalb Stunden - also Landstraße - hoffentlich gute Straßen. Nachdem ich morgen viele Kilometer an der ukrainischen Grenze entlang fahren werde, muss ich an dieser Stelle noch etwas los werden. Wie schon erwähnt ist der nächste Grenzübergang zur Ukraine ca. 40 Kilometer entfernt, das Navi gibt die Entfernung nach Odessa mit exakt 190 Kilometer an - denkt mal drüber nach - bei mir ist der Krieg im wenig entfernten Nachbarland pausenlos präsent, hier habe ich den Eindruck, ist der Gedanke nicht vorhanden ...


... also dann bis morgen ...