Heimreise
... in zwei Etappen ...
Freitag, 27.6. - nun, heute trete ich also die Heimreise an. Es ist in sehr sehr eigenartiges Gefühl. Sechs Wochen unterwegs und mein Innerstes sagt mir, dass es durchaus noch länger gehen könnte. Die Reise ist/war einfach sehr sehr intensiv mit vielen unfassbaren Erlebnissen - ein wahlüberlegtes Fazit wird es nach ein paar Tagen "Bedenkzeit/Verarbeiten" noch geben - es wird nachgereicht.
Es ist dann gestern doch etwa später geworden, Mitternacht - also starte ich heute nicht um 8 Uhr sondern erst um 9 Uhr 😂 . Warum aber eine Heimreise auf zwei Etappen aufgeteilt; Vrsar - Klosterneuburg sind über 600 Kilometer und das ist mir dann doch zu heftig. Daher lege ich einen Zwischenstopp in Leibnitz ein, wenige Kilometer vor Graz. Ursprünglich hatte ich eine Unterkunft in Graz gesucht, aber Graz passt nicht in mein Budget. Leibnitz war der nächste Ort, der so halbwegs dem entgegenkommt, was ich bisher budgetiert habe, auch wenn das Hotel Guidassoni die teuerste Unterkunft der gesamten Reise ist. Zurück in Österreich eben ...
Nach ziemlich genau der Hälfte der Strecke werde ich Ljubljana, die Hauptstadt von Slowenien passieren. Dieser Stadt werde ich einen Kurzbesuch abstatten, ich mag sie einfach, besonders die Tromostovje, die drei miteinander verbundenen Brücken über die Ljubljanica, die Konstruktion sieht man aus der Fotografensicht nicht, meine Drohne auspacken wollte ich bei den vielen Menschen nicht, das wäre unpassend gewesen. "Tromostovje (deutsch Drei Brücken) ist ein Komplex aus drei Brücken in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens, die den Fluss Ljubljanica vom Prešerenplatz, dem Hauptplatz der Stadt an der Biegung des Flusses unter dem Burgberg überqueren. Das Bauwerk ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Es wurde im Jahr 2021 in die UNESCO-Welterbeliste als Teil des Werks von Jože Plečnik in Ljubljana – am Menschen orientierte Stadtgestaltung aufgenommen." Wikipedia, 27.6.2025
Leider kennt sich das Navi nicht richtig aus (passiert zum ersten Mal), es möchte mich durch Fahrverbote lotsen, geht natürlich nicht. So stelle ch meine Motorrad ein paar hundert Meter von der Brücke ab und gehe den Rest zu Fuß. Um die Brücke herum und überhaupt in der Innenstadt, gibt es viele Fußgängerzonen und Fahrvebote. Es ist schon ein wenig warm im kompletten Motorradgewand, aber das Foto ist es einfach wert. Auch bekomme ich hier einen kleinen Magneten für meine Pinwand zuhause. Die Stadt, auf deutsch Laibach, ist von vielen Touristen bevölkert, Gruppen werden durch die Stadt geführt, es ist mittlerweile Mittagszeit und am Rand des Flusses finden sich die ersten Gäste zum Mittagessen in einem der vielen Lokale ein. Eine kurze Plauderei gibt es mit einem Kalifornier, der zum wiederholten Male in Europa ist und eine geführte Motorradtour durchführt.
Ich aber werde meine Mittagsjause in einem Park verzehren, dort wo ich mein Motorrad abgestellt habe. Weiter geht es nach Leibnitz, um 15:30 treffe ich dort ein, beziehe mein Zimmer und gehe zum nicht weit entfernten Hofer, um Getränke einzukaufen. Es war mal wieder schweißtreibend heute, die Sonne hat ziemlich heruntergeknallt, weniger in Slowenien, eher dann hier in Österreich - klingt gut "Österreich" - ich bin wieder zuhause 😊.
Heute Abend wird es eine Pizza in einem Restaurant geben, ja, auch das gibt es - ich gehe in ein Restaurant. Ist nach Brasov in Rumänien am Anfang meiner Tour erst das zweite Mal "Bedienenlassen".
... Und morgen kommen dann noch die restlichen 250 Kilometer ...
Samstag, 28.6. - Nach den letzten 250 Kilometern, bin ich sehr gut zuhause angekommen - sechs Wochen (!!!) liegen hinter mir - es ist noch nicht in Worte zu fassen - derzeit habe ich ein wenig mit den Erlebnissen/Ereignissen/ Emotionen der Reise zu kämpfen. Ich habe es schon mehrmals erwähnt, aber nachdem ich GESUND zuhause angekommen bin, was überhaupt keine Selbstverständlichkeit ist (dazu später mehr), verabschiede ich mich mal und setze dann an dieser Stelle fort ...
Es ist jetzt ein Monat vergangen und beim Aufarbeiten des Geschriebenen und dem Übertragen der vielen Worte ins Word-Format kommt die ganze Reise mit ihren dichten Erlebnissen nochmals voll durch. Auch jetzt fehlen mir noch die Worte; jedes einzelne Erlebnis war schon sehr intensiv und dann die Fülle der hintereinander gereihten Erlebnisse, lassen mich im Grunde überwältigt zurück. Und um ehrlich zu sein, ist die Reise immer noch nicht erarbeitet, es wird noch brauchen.
Die Andeutung oben „GESUND zuhause angekommen, was überhaupt keine Selbstverständlichkeit ist“ möchte ich doch an dieser Stelle noch näher erklären. Es hat mich unterwegs einige Tage beschäftigt: zwei Wochen, nachdem ich meine Tour angetreten hatte, kam von meinem Bruder eine Whatsapp Nachricht, dass der Kanupolo Trainer seiner Söhne 65jährig mit dem Motorrad tödlich verunglückt ist. Er wurde von einem Autofahrer, der ein Stoppschild missachtet hatte, getroffen. 65 Jahre, mein Alter und dann 6.000 Kilometer mit dem Motorrad unterwegs. Auch wenn man nichts dafürkann, die Gefahr lauert zu jederzeit und an jedem Ort. Das Motorradfahren ist wunderschön, man ist „direkt in der Landschaft“, was mit dem Auto so nicht möglich ist; es fehlt halt die „Knautsch- und Pufferzone“. Als Motorradfahrer hat man immer das Nachsehen, wenn dann mal etwas passieren sollte. Das war die erste Nachricht. Die zweite kam dann ebenfalls von meinem Bruder, zwei Tage bevor ich zuhause ankam, dass ein Nachbar in Südfrankreich mit dem Motorrad tödlich verunglückt ist. Es haben mich beide Nachrichten doch ziemlich beschäftigt und wenn ich ehrlich bin, war ich nach der ersten Nachricht dankbar, am nächsten Tag keinen Reisetag gehabt zu haben.
Soviel zu „GESUND zuhause angekommen zu sein“ …